Essen. .
Nach dem bestandenen Abitur müssen sich viele Essener Schüler in den kommenden Wochen entscheiden, wie sie ihre Zukunft gestalten wollen. Die WAZ sprach mit fünf Abiturienten, die schon jetzt ganz konkrete Vorstellungen haben.
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Seit etwas mehr als einer Woche hat Christina Müller ihr Abitur in der Tasche – und zwar besser als erwartet. Das Gymnasium Essen-Überruhr verlässt die 19-Jährige mit einem Super-Schnitt von 1,4.
„Früher wollte ich eigentlich Lehrerin werden. Aber nach 13 Jahren habe ich von der Schule jetzt die Nase voll“, sagt Müller. Die Leistungskurse Mathematik und Pädagogik dürften ihr bei der neuen Studienwahl trotzdem zugute kommen. Klappt es mit der Bewerbung, wird die Essenerin im Wintersemester entweder in Bochum oder Düsseldorf Rechtswissenschaften studieren. Alternativ kann sich Müller auch ein Psychologiestudium an der Uni Duisburg-Essen vorstellen.
„Staatsanwältin, Richterin oder Rechtsanwältin möchte ich nicht unbedingt werden. Mit Jura kann man so viel machen. Ich könnte mir auch vorstellen, später in die Wirtschaft zu gehen“, so die Abiturientin. Bis sie jedoch in die Tiefen des Bürgerlichen Gesetzbuches vordringen wird, verbringt Müller ihre Zeit mit Freunden, von denen „erstaunlich viele“ die gemeinsame Heimat verlassen werden.
„Mir wird erst jetzt klar, wie toll die Zeit war
Über seine Schulzeit am Burggymnasium Essen sagt Marco Beba vom Burggymnasium Essen: „Mir wird erst jetzt klar, wie toll die Zeit war“. Dem 18-Jährigen stehen dank seines Einser-Abiturs so gut wie alle Türen offen. Seine Pläne für die Zukunft sind schon sehr konkret: Im Oktober wird er sein Volkswirtschaftsstudium in Bonn beginnen. „Die Uni hat einen guten Ruf, Bonn ist eine schöne Stadt und nicht zu weit weg“, begründet er seine Entscheidung. Dass er studieren möchte, steht für ihn fest, seitdem er neben der Schule noch zwei Semester an der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) studiert hat.
Momentan bewirbt sich Beba um Stipendien und genießt seine vermutlich letzten Wochen als Trainer einer Jugendfußballmannschaft des FC Karnap.
Die Erfahrungen, die er kürzlich während eines Praktikums bei einem Steuerberater und Wirtschaftsprüfer gesammelt hat, bestärken seinen Entschluss, später einmal in Wirtschaft oder Politik zu arbeiten. Beba wird es in Zukunft wohl „in die weite Welt ziehen“, obwohl er „das Ruhrgebiet vermissen“ werde. Über eine Rückkehr nach Essen ist er sich trotzdem noch nicht sicher. Nach zwölf Jahren Schule freut er sich auf mehr Selbstständigkeit und auf das Leben im Studentenwohnheim: „Das ’Hotel Mama’ wird mir aber trotzdem fehlen“.
Hanna Buiting zieht es in die Ferne. Mit dem Abitur in der Tasche soll der nächste Lebensabschnitt der 18-jährigen BMV-Schülerin in Berlin beginnen.
Für die Studiengänge Kulturwissenschaften, Erziehungswissenschaften und Germanistik hat sich die Einser-Abiturientin beworben. „Berlin ist meine absolute Lieblingsstadt. Ich habe dort viele Freunde und Bekannte und würde unheimlich gerne an der Freien Universität oder der Humboldt-Universität studieren“, sagt Buiting. Eine Rückkehr in ihre Heimatstadt Essen kann sich die ehemalige Stufensprecherin schon jetzt vorstellen: „Aber erst einmal möchte ich über den Tellerrand schauen und aus Essen herauskommen.“ Buiting, die sich in ihrer Freizeit in der Jugendarbeit engagiert, peilt als Berufsziel den Journalismus an. Schon jetzt ist sie als Autorin für den Hamburger Verein „Andere Zeiten“ aktiv.
Ab ins Studentenwohnheim
Der Beginn des Studiums und der damit verbundene Ortswechsel ist für Maximilian Geppert vom Theodor-Heuss-Gymnasium in Kettwig schon lange ein Thema. Schon 2009, zwei Jahre bevor er tatsächlich sein Abitur in der Tasche hatte, hat sich der 18-Jährige in Aachen für einen Platz im Studentenwohnheim beworben. „Von mehreren Seiten wurde mir die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule in Aachen (RWTH) empfohlen. Zum Pendeln ist die Entfernung allerdings etwas zu groß“, sagt Geppert.
Mit gleich zwei Studiengängen will Geppert in der Kaiserstadt so richtig durchstarten: „Physik und Elektrotechnik lassen sich an der RWTH erstmal ganz gut kombinieren.“ Direkt nach dem Abitur hat der Theodor-Heuss-Schüler ein Praktikum im renommierten Forschungszentrum in Jülich absolviert. Während für die meisten Mitschüler das Studium erst im Oktober beginnt, muss Geppert schon Mitte August den regelmäßigen Weg in den Hörsaal antreten. Vorkurse in Mathematik und Informatik sind auch für einen Schüler mit Mathe- und Physik-LK ein Muss.
Lea Bornemann hat’s geschafft. Am Leibniz-Gymnasium in Altenessen hat sie gerade ihr Abitur bestanden.
Während einige ihrer Mitschüler das Fernweh packt, sieht die 19-Jährige ihre Zukunft im Revier. Das elterliche Kinderzimmer soll künftig jedoch durch eine WG mit zwei Freundinnen ersetzt werden.
An der Ruhr-Universität in Bochum hat sich Bornemann für Biologie mit Nebenfach Paläontologie beworben. Erste Wahl ist „Knochen ausbuddeln“ allerdings nicht. Läuft alles nach Plan, beginnt Bornemann in Essen ein Biomedizin-Studium: „Alle anderen Unis, die diesen Studiengang anbieten, sind sehr weit weg. Ich möchte aber gerne hier bleiben." Das nötige Potenzial hat die Abiturientin allemal – bei der Bioolympiade im vergangenen Jahr wurde Bornemann vom Ministerium für Schule und Weiterbildung ausgezeichnet.
Nach dem Studium könnte sich Bornemann einen Arbeitsplatz in der Forschung vorstellen: „Wenn ich jetzt solche Entwicklungen wie bei der Ehec-Epidemie sehe, dann wäre es schon toll, wenn man bei so etwas persönlich helfen könnte.“