Essen. .

Marvin Sonntag hat am Freitag beim Deutschen Roten Kreuz seinen einjährigen Bundesfreiwilligendienst begonnen. Doch er allein wird die Zivi-Lücke nicht füllen können, die durch das Aufheben der Wehrpflicht entstanden ist.

Auslaufmodell Zivi: Während bisher das Essener Deutsche Rote Kreuz (DRK) auf die Unterstützung von 100 Zivildienstleistenden im Jahr bauen konnte, sind momentan nur noch 11 übrig – und auch diese werden zum Jahresende sämtlich ausgelaufen sein. Der neue Bundesfreiwilligendienst (BFD) kann diese Lücke noch nicht füllen: Marvin Sonntag trat am Freitag als erster — und bislang einziger — „Bufdi“ seinen Dienst an.

Mit seinen 19 Jahren hätte Sonntag eigentlich schon gut seinen Zivildienst hinter sich gebracht haben können, aber: „Ich wurde ausgemustert“, sagt er. Dabei hätte er diese Gelegenheit schon gerne genutzt, um das Berufsfeld des Sanitäters kennenzulernen: In diesem Job will er nämlich künftig arbeiten.. „Im Internet habe ich dann erfahren, dass man beim Deutschen Roten Kreuz ein Freiwilliges Soziales Jahr machen kann“, erzählt Sonntag. Beim Bewerbungsgespräch habe man ihm angeboten, stattdessen der erste DRK-„Bufdi“ zu werden.

Zuschuss vom Bund

„Für den Freiwilligen macht es im Prinzip keinen Unterschied, ob er ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den BFD absolviert“, erläutert Martina Sobik, bisherige Zivi-Beauftragte und nun für den BFD zuständig. Für den DRK allerdings schon: Denn während dessen Essener Zweig seine bisher 40 FSJ-Plätze selbst finanzieren musste, bekommt er für den offiziellen Zivildienst-Nachfolger Zuschuss vom Bund.

Der letzte Zivi

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    40 BFD-Plätze will man künftig bereitstellen. Dabei kann und will man nicht nur auf Menschen wie Marvin Sonntag setzen, die den BFD als Berufspraktikum begreifen. „Ein ,Bufdi’ kann mit seinem Arbeitszeugnis der ,Bufdis’, Engagement und soziale Kompetenz beweisen, auch bei branchenfremden Firmen“, so DRK-Essen-Sprecherin Heike Brinkmann. Auch wenn man momentan noch Probleme hat, die offenen BFD-Stellen zu füllen, ist man beim DRK überzeugt, es leichter zu haben als andere Wohlfahrtsverbände: „Wir können auf gute Erfahrungen im Freiwilligen Sozialen Jahr aufbauen“, sagt Martina Sobik.

    Ganz andere Motivation

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    Marvin Sonntag wird künftig den Fahrdienst unterstützen: Dabei wird er Medikamente, Blutkonserven und anderes medizinisches Material transportieren. „Darüber hinaus hat er die Möglichkeit, wie vorher die Zivis auch, eine Ausbildung zum Rettungshelfer zu absolvieren“, erläutert Fahrdienstleiter Mike Neumann. Der BFD sei „ideal“, um erste Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln, denn: „Praktika bieten wir in dem Bereich nicht an.“

    Während man „Zivis“ praktisch zugewiesen bekam, muss sich der DRK nun aktiv um „Bufdis“ bemühen. Dennoch habe die neue Regelung einen entscheidenden Vorteil, meint Heike Brinkmann: „Die Leute, die jetzt freiwillig kommen, bringen eine ganz andere Motivation mit als Menschen, die vorher eher zwangsweise antreten mussten.“

    Daniel Schroten, der am Donnerstag seinen letzten Tag als Zivi hatte, und jetzt den Staffelstab an Marvin Sommer übergibt, räumt ein: „Freiwillig hätte ich wohl den Zivildienst nicht angetreten. Aber dann wären mir viele positive Erfahrungen entgangen, die ich in den neun Monaten gesammelt habe.“