Werdohl. .

Länger als ihnen lieb sein kann, müssen wohl die Werdohler Seniorenheime und die Stadtklinik ohne die Hilfe der Zivildienstleistenden und ihrer freiwilligen Nachfolger auskommen.

Der Zivildienst läuft im Zuge der Bundeswehr-Reform Ende Juni aus. Künftig sollen die Aufgaben der Zivis, jedenfalls zum Teil, vom neuen Bundesfreiwilligendienst übernommen werden.

Einen lückenlosen Übergang wird es jedenfalls in Werdohl nicht geben. Einmal haben sich genügend Freiwillige für den offiziell am 1. Juli startenden Dienst bei weitem noch nicht gemeldet.

Alle Mittel
ausgeschöpft

Und: Zwar hätten die Zivis ihren Dienst verlängern dürfen. In der Stadtklinik beispielsweise wird daraus aber nichts. Einige Zivildienstleistende wollten dort gern weitermachen, wie die Einrichtung mitteilt. Die Anträge standen aber unter dem Vorbehalt, dass die dafür bereitgestellten Mittel ausreichen. „Die Mittel waren ausgeschöpft“, berichtet lakonisch Pflegedienstleiter Thomas Hecker im WR-Gespräch. Seniorenzentrum und Stadtklinik haben ihre sechs Zivi-Stellen frühzeitig dem Bundesamt für den Freiwilligendienst gemeldet. Das hat den Vorteil, dass diese Stellen bereits anerkannt sind und nachbesetzt werden könnten. Denn: „Wir möchten die Plätze gern behalten“, so Hecker. Das könnte indes Wunschdenken sein: Das Bundesfamilienministerium will vorerst nur Geld für 35 000 Stellen bundesweit bereitstellen. Zivi-Stellen gab es zuletzt aber 90 000.

Eingeübte Praktiken
seit Jahrzehnten

Die Zivis hinterlassen laut Hecker in den beiden Häusern an der Schulstraße „eine spürbare Lücke“: Tagespflege, Essen auf Rädern, Transport- sowie Hol- und Bringdienste waren „eingeübte Praktiken seit Jahrzehnten“, weiß Hecker. „Das machen jetzt alles die Hauptamtlichen zusätzlich.“ Also examiniertes Pflegepersonal, diese Zeit fehlt diesem dann bei der Betreuung.

Ende des Monats geht auch im Haus Versetal der letzte Zivi. Nachfolge ungewiss. Drei bis vier der Sechs-Monats-Kräfte arbeiteten in dem Seniorenheim gleichzeitig. Als „Qualitätsfortschritt“ bezeichnet Verwaltungsleiter Franz-Josef Schmidt die zusätzlichen Möglichkeiten, die es mit Zivildienstleistenden gab. Da konnte dann problemlos auch der Rollstuhlfahrer mitkommen, wenn der Wochenmarkt besucht wurde.

Nun sei wohl zunächst eine Umorganisation im Haus nötig. „Angehörige müssen mehr ’ran“, vermutet Franz-Josef Schmidt, damit die Beschäftigung in der Freizeit nicht zu sehr leidet. Denn Anfragen von Freiwilligen gab es auch in Pungelscheid bisher nicht.

Die Freiwilligen können ebenso 16-jährige Schulabgänger sein wie Hartz-IV-Empfänger oder 70-jährige Rentner. „20 Jahre mit Zivis – das passte“, sagt Schmidt und fragt sich: „Wie klappt das künftig?“ Immerhin gebe es aber eine Probezeit für die Freiwilligen.