Marl. .

„Kommst Du noch einmal wieder?“ hat ihn erst kürzlich eine alleinlebende Frau gefragt, die Oliver Baumeister regelmäßig besucht hat. Denn die alte Dame wusste: Die Zeit des 21-Jährigen als Zivildienstleistender läuft ab. Gestern, um genau zu sein, schob Oliver Baumeister seine letzte Zivi-Schicht für die Diakoniestation. Doch Abschied von dieser nimmt er – noch – nicht.

Zugegeben: Oliver Baumeister ist ein ganz besonderer Fall. Nach sechs Monaten Zivildienst, dessen Ära infolge der Abschaffung des Wehrdienstes seit gestern quasi beendet ist, arbeitet der Marler ab heute beim Diakonischen Werk im Kirchenkreis Recklinghausen als einer der ersten Teilnehmer am neuen Bundesfreiwilligendienst. Seine neuen Aufgaben? Sind die alten.

In Arztpraxen Rezepte und Formulare für den Pflegedienst abholen, die Autos auf dem Diakonie-Gelände an der Martin-Luther-Straße regelmäßig putzen und auftanken, vor allem aber: Da zu sein für Menschen, die allein nicht einkaufen können oder sogar nicht mehr aus dem Haus, das macht Oliver Baumeisters Arbeitsalltag aus. Die Arbeit gefalle ihm, sagt er. Und: Während seiner sechs Monate als Zivi habe er „ein bisschen mehr gelernt übers Leben“.

Dass der 21-Jährige seine Lern-Zeit bei der Diakonie nun freiwillig verlängert, darüber freut sich Rainer Holt vom Referat Freiwilligendienste sehr. Weil „das, was Oliver macht, nicht eins zu eins ersetzbar ist“, jedenfalls nicht ohne dass es mehr Geld gekostet hätte als die 500 bis 600 Euro, die ein Zivi monatlich verdient hat, als Freiwilliger im Bundesfreiwilligendienst gibt es sogar etwas weniger.

Die Nachfragen zum neuen Freiwilligendienst seien im Kirchenkreis bislang gleichwohl groß, betont Holt. Von den 138 Stellen, die es bei der Diakonie einst zusammen für Zivis und Absolventen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) gab, sind für 2011/12 bereits 75 wieder besetzt. Überhaupt, so Holt, habe sich die Diakonie schon seit Jahren zunehmend mehr von Zivis verabschiedet: Hatte sie im Kirchenkreis 2003 noch 81 (FSJ: 0) angestellt, waren es Ende 2010 nur noch 15 (FSJ: 96). Im Juli gehen die letzten drei . . .

Und Oliver Baumeister? Er macht unter anderem Dienstnamen einfach weiter. Besucht Ärzte, die ältere Dame und alle anderen, die auf ihn warten. So lange, bis er einen Ausbildungsplatz gefunden hat. Er will Forstwirt werden.