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Anwohner würde am Baldeneysee gerne auf eigene Kosten ein öffentliches Klo bauen, doch die Stadt gibt sich recht zugeknöpft. Zahlreiche Wanderer und Radler nutzen etwa den Zuweg zum Haus von Norbert Dohle, um ihr Geschäft zu verrichten.
Am Hardenbergufer des Baldeneysees wohnt Norbert Dohle schön. So schön, dass an sonnigen Tagen tausende Fußgänger an seiner Einfahrt vorbei laufen, radeln, rollen. Doch nicht die Ausflügler-Scharen, sind es, die Dohles Unmut provozieren, ihm stinken ihre Hinterlassenschaften. Zwischen Kupferdreh (fußläufig 2,5 Kilometer) und dem Haus Scheppen (1,5 Kilometer) gelegen nutzen nicht wenige die Einfahrt als Toilette. „Im Sommer, wenn es richtig warm ist, stinkt es hier.“ Bei aktuell trübem Wetter markieren dutzende weiße Taschentücher die Notdurftstätten.
Dabei äußert der 53-Jährige Verständnis. „Bis zur nächsten Toilette ist es weit“, ohnedies öffnen viele Gastronomen ihre Toiletten nur Gästen, kassierten ansonsten für die Nutzung. Des Einsammelns großer Geschäfte aus den Büschen müde sann Dohle auf Abhilfe – und präsentierte der Stadt eine Lösung. Eine Toilette will er einrichten, für die Kosten gar selbst aufkommen. „Rund 3000 Euro kostet ein Toiletten-Container. Davon bräuchte ich zwei. Das würde ich zur Not selbst zahlen“, sagt Dohle. Stehen könnten die Klos auf seinem Grundstück, „und ich würde sie auch an meine Pflanzenkläranlage anschließen. Dann würden keine Abwassergebühren anfallen.“
„Von den Kosten können wir Herrn Dohle natürlich nicht befreien“
Ein großzügiges Angebot, da stimmt auch Stadtsprecher Detlef Feige zu. Allerdings sieht er die Not mit der Notdurft nicht. Dass der See viel frequentiertes Naherholungsgebiet sei, da stimmt er zu, „aber das kann kein Grund für die Stadt sein, eine Toilette zu bauen. Sonst müssten wir das an einigen Stellen tun.“ Am gegenüber liegenden Ufer wäre so ein Ort gewesen. Auch dort schlug sich der Ausflügler ins Gebüsch, also bauten die Heisinger Kleingärtner kurzerhand eine Bürgertoilette. Mehrere hundert Besucher täglich nutzen an schönen Tagen das Örtchen, für Entsorgung und Unterhalt kommen die Laubenpieper auf. Gebaut haben sie in Eigenregie.
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Ganz so, wie Norbert Dohle es anbietet. Doch die Stadt vermag das Geschenk, das Ausflüglern und Freizeitsportlern Erleichterung verschaffen könnte, nicht mit Erleichterung anzunehmen. Einen Bauantrag soll Dohle stellen, den wiederum müsste ein Architekt einreichen. „Von den Kosten können wir Herrn Dohle natürlich nicht befreien“, sagt Feige. Ebenso nicht von der Einholung einer Sondergenehmigung, „denn das Grundstück liegt in einem Naturschutzgebiet.“ Wo eben nicht jeder kommen und bauen kann wie es ihm gefällt – und erst recht nicht nach Belieben in die Büsche springen. „Wenn Herr Dohle jemanden erwischt, der seine Notdurft in den Büschen verrichtet und seine Personalien feststellen kann, werden wir tätig.“ Für die Ordnungswidrigkeit, dem Druck nachgegeben zu haben, werde der Delinquent mit 50 Euro zur Kasse gebeten, „23,50 Euro kostet zudem die Verwaltungsgebühr.“ Zugute kommen würde der Betrag nicht dem Toilettenbau, sondern dem Stadtsäckel.
Sondernutzungsgebühr fürs Auto
Ganz so wie die Gebühr für die Sondernutzungserlaubnis für Dohles Auto. „Wenn ich am See entlang zu meinem Grundstück fahren will, brauche ich die.“ Einen anderen Zuweg zu dem Haus Hardenbergufer 428, das direkt hinter den Schienen der am Wochenende fahrenden Hespertalbahn liegt, gibt es nicht. „Es ist schon paradox“, sagt Dohle. „Ich fahre wirklich langsam, nehme auf Fußgänger und Radfahrer Rücksicht und werde trotzdem beschimpft.“ Noch paradoxer wird es, wenn man ein wenig weiter denkt, bis zu seinem Grundstück, wo sich der eben noch schimpfende Fußgänger Erleichterung verschafft – bevor Dohle gutmütig zur Müllzange greift.