Essen.

Ganz Essen grillt: Die Entsorgungsbetriebe schieben Sonderschichten, um die Hinterlassenschaften aus den Parks zu räumen. Die ganze Woche lang werden 11 Fahrzeuge im Dauereinsatz sein, um vorsichtig geschätzt 30 Tonnen Müll aus den Parks zu holen.

Welch ein Wochenende, jubeln die Freiluftfans: Gefühlt ganz Essen hat gegrillt. Wenn nicht im eigenen Garten, dann im öffentlichen Grün. Welch ein Wochenende, stöhnen die Entsorgungsbetriebe: Die ganze Woche lang werden 11 Fahrzeuge im Dauereinsatz sein, um vorsichtig geschätzt 30 Tonnen Müll aus den Parks zu holen: die Hinterlassenschaft der Hardcore-Grillfraktion.

Dies ist die idyllische Seite des Stadtgartens. An jeder Ecke scheint ein Grill zu stehen. Vom Aluminium-Wegwerfmodell zum standfesten Kugelgrill, vom Pärchen bis zur Großfamilie: In allen erdenklichen Variationen wandert Fleisch auf dem Rost.

Der 21-Jährige Jonas, der in Essen BWL studiert, hat mehrere Freunde aus seiner Heimatstadt Münster zu Besuch. Mangels eines eigenen Gartens oder Balkons hat er sich einen grünen Platz im Stadtgarten gesichert. „Ich wohne fünf Minuten von hier“, sagt er, „da ist es doch praktisch, so eine Gelegenheit vor der Haustür zu haben.“ Vorbildlich geht die Münsteraner Studentenschar mit dem Müllproblem um: In eine weißen Plastiktüte wandern Verpackungsmüll und Reste.

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Von DerWesten

Ähnlich vorbildlich sieht die Grillstelle von Caroline aus. Die 33-Jährige besitzt zwar einen Balkon, aber: „Wenn man da zu zweit drauf sitzt, ist er schon überfüllt.“ Und im Stadtgarten ist sie mit zwei Freunden immerhin zu dritt. „Ist doch schön hier im Grünen“, findet sie; und beschwert habe sich bei ihr wegen des Grillgeruchs noch niemand.

„So lange jeder sich um seinen Müll kümmert, stören mich die Griller nicht.“

Auch nicht Ingo und Ingrid Lameck: Die beiden gehören zu denen, die den Stadtgarten nicht dazu nutzen, um Würstchen zu erhitzen. Stattdessen haben sie sich eine Bank am Teich gesichert, um zu lesen. „Unser Balkon wird gerade renoviert“, sagt der 69-Jährige. „So lange jeder sich um seinen Müll kümmert, stören mich die Griller nicht.“ Selbst würde das Paar hier allerdings nicht brutzeln. „Wir mieten uns ab und an einen festen Platz im Grugapark“, sagt Ingrid Lameck. „Da gibt es dann auch Toiletten“, ergänzt die 62-Jährige. Ihr sei es schleierhaft, wie die Grillenden das Problem hier lösen würden. Sanitäre Anlagen bietet der Stadtpark nicht.

Anwohner des Stadtgarten könnten ihr eine Antwort geben, und die wäre nichts für empfindliche Gemüter. Denn dies ist die hässliche Seite des Stadtgartens: Großfamilien rollen mit Kleintransportern an, laden Biertischgarnituren aus, bauen Grill-Batterien auf und beschallen das Geschehen bis tief in die Nacht mit der Stereoanlage aus den geöffneten Autotüren.

„Es ist zum Verzweifeln, dass die Leute ihren Müll nicht wegräumen“

Am Abend sind die Mülleimer überfüllt, und jede Menge Abfall liegt noch im Park: Flaschenbatterien, ausgekippte Grillkohle, Plastiktüten. Früh am Ostersonntag haben die Entsorgungsbetriebe ein Räumkommando geschickt und den Park besenrein hinterlassen. Am Abend sieht der wieder aus wie nach einem Rock-Konzert. „Es ist zum Verzweifeln, dass die Leute ihren Müll nicht wegräumen“, stöhnt EBE-Einsatzleiter Rolf Friesewinkel. Das Restaurant Wallberg meldet: zahlreiche Stühle von Parkbesuchern illegal „ausgeliehen“; drei sind ganz verschwunden, ein Tisch ist zertrümmert, ein Zeltpavillon wurde beschmiert.

Auch das gehört zur Oster-Bilanz: Die Polizei nennt die Einsatzlage im Park „unauffällig“. Dreimal rückten Streifenwagen an. Einmal haben sie zur Ruhe ermahnt, einmal eine Jugendgruppe heim geschickt, und einmal keinen Grund für einen Einsatz gefunden.