Essen. .

Die Essener Kreissynode hat sich mit deutlicher Mehrheit für die Gründung einer „Evangelischen Zukunftsschule“ entschieden, die alle Schulabschlüsse anbietet. Dort sollen bis zu 800 behinderte und nicht-behinderte Kinder ab 2013 gemeinsam lernen.

Es war das erhoffte Startsignal. Das deutliche Zeichen, dass die Evangelische Kirche hinter der Schule steht. „Es muss unsere Sache sein“, hatte Assessor Helmut Keus eindringlich geworben und damit nach langer, intensiver Diskussion auch Erfolg: Die Essener Kreissynode, das Parlament für die rund 151.000 Protestanten des Kirchenkreises, hat im Gemeindehaus an der Immelmannstraße in Schonnebeck einen Grundsatzbeschluss zur geplanten „Evangelischen Zukunftsschule“ gefasst.

Die Delegierten aus den Kirchengemeinden, Einrichtungen und Diensten in Essen votierten mit überdeutlicher Mehrheit für das Vorhaben, in Essen eine weiterführende, inklusive Gesamtschule für behinderte und nicht behinderte Kinder und Jugendliche zu gründen, die alle Schulabschlüsse anbietet.

Für 800 Schüler geplant

Zum Schuljahr 2013/14 soll die Schule innenstadtnah erstmals ihre Pforten öffnen und im Endausbau über 800 Jungen und Mädchen einen Schulplatz anbieten, wie es ihn so in Essen nicht gibt. Mehrere hundert Eltern haben bereits ihr Interesse an einer solchen Schule bekundet.

Dabei stand es zeitweise in der Diskussion gar nicht gut um das Projekt: Einige Synodale aus den Kirchengemeinden kritisierten die Pläne, es sei nicht klar, warum die Evangelische Kirche eine Schule gründen müsse, warum sie dafür ein finanzielles Risiko eingehen sollte. Auch fehlten belastbare Aussagen zum Schulhaushalt. Dass mit dem Beschluss 50.000 Euro für die juristische und wirtschaftliche Begleitung und Absicherung für externe Berater bereitgestellt werden sollten, weckte bereits Argwohn.

Als einige Synodale deutliche textliche Veränderungen am Beschluss forderten, schien die Zukunft der Schule zu wackeln. Doch die Steuerungsgruppe um Assessor Keus, um Wolfgang Sykorra, den ehemaligen Direktor des Gymnasiums Borbeck, und um Geschäftsführer Hans-Georg Eger, warnte eindringlich: „Wenn wir heute den Beschluss nicht fassen, dann hat sich diese Schule erledigt.“ Auch der Hinweis, dass sich ohne eine verbindliche Absichtserklärung alle weiteren Gespräche mit Sponsoren, der Stadt, oder der Bezirksregierung erledigt haben, zeigte Wirkung: „Wir sind sonst kein ernstzunehmender Gesprächspartner, das ist uns an mehreren Stellen deutlich gemacht worden.“

So stimmten nach vierstündiger Debatte 115 Synodale für den Beschluss, bei sieben Enthaltungen und sieben Gegenstimmen: „Das war ein entscheidender Schritt“, zeigten sich die Schulentwickler zufrieden. Im Herbst soll nun der Genehmigungsantrag auf den Weg gebracht werden.

Antrag soll im Herbst gestellt werden

Bis zum Herbst soll auch ein geeigneter Standort gesucht und ein detaillierter Finanzplan aufgestellt werden. Das Votum ermöglicht es dem Kirchenkreis, nun umgehend mit der Stadt oder anderen Eigentümern geeigneter Immobilien konkrete Verhandlungen aufzunehmen. Denkbar ist die Übernahme eines Gebäudes, das schon als Schule genutzt wurde und nun leer steht; aber auch die Anmietung eines Neubaus, der durch einen Investor errichtet wird, könnte eine Alternative sein. Ebenso ist die am Freitagabend gefasste „verbindliche Absichtserklärung“ von großer Bedeutung für Gespräche mit Sponsoren: Potenzielle Förderer der Zukunftsschule hatten die Zusage einer finanziellen Unterstützung davon abhängig gemacht.

Ein kleines Hintertürchen haben sich die Synodalen jedoch in den Beschluss eingebaut: Bis zur Herbst-Tagung sollen alle oben genannten Punkte zustimmungsreif auf dem Tisch liegen, sonst könnte das nötige Votum für den Genehmigungsantrag bei der Bezirksregierung verweigert werden. Doch das, so sagen alle Beobachter, gilt als „sehr unwahrscheinlich“.

Im Kirchenkreis- und Finanzvorstand habe man bereits intensiv über den weiteren Entwicklungsweg und die Zahlen diskutiert, das finanzielle Risiko wurde von allen Seiten als akzeptabel bezeichnet, die Schule sei finanziell für den Kirchenkreis zu stemmen: Jährlich dürften sich die Belastungen auf Summen zwischen 50.000 bis 80.000 Euro belaufen – ein überschaubarer Posten im 20-Millionen-Haushalt des Stadtkirchenverbandes.