Schulministerin Löhrmann zu Besuch am Gymnasium Borbeck
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Essen. . NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann glaubt, dass die Stimmung an den Schulen verhindert hat, dass mehr Häuser – wie das Gymnasium Borbeck – zurückkehren zum Abitur nach 13 Jahren.
Gute Politik ist, findet NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann, wenn „Betroffene zu Beteiligten gemacht werden“. Wenn man frühzeitig jene einbinde, die die Konsequenzen von Entscheidungen später auch zu spüren bekämen. „Dann stellt man eine größere Akzeptanz her.“
Es ging erst ein wenig ums Grundsätzliche, ums politische Geschäft ganz allgemein, ehe Löhrmann (Grüne) am Mittwoch mit Schülern des Gymnasiums Borbeck über das sprach, was die Jugendlichen ganz unmittelbar betrifft: Die Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre („G8“). Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte sie 2005 eingeführt.
Die neue rot-grüne Regierung in Düsseldorf hat Schulen ermöglicht, zum alten Abitur nach 13 Jahren zurückzukehren – doch landesweit beteiligen sich nur 13 Gymnasien an diesem Versuch, der im Herbst beginnt. In Essen als einzige Schule mit dabei: das Gymnasium Borbeck. Aus diesem Grund stattete die Schulministerin der Schule am Mittwoch einen Besuch ab. Im Mittelpunkt stand eine Diskussion mit Oberstufenschülern, die Sozialwissenschafts-Kurse belegen.
Turbo-Abi
Sylvia Löhrmann ist sich sicher: Hätten die Schulen damals, 2005, freiwillig entscheiden können, ob sie das „Turbo-Abi“ einführen können oder nicht – „das Kind“, sagt die Ministerin, „wäre nicht so tief in den Brunnen gefallen.“
Was sie damit meint: Die starke Kritik am Turbo-Abi – zu viel Unterricht, zu viele Hausaufgaben, mangelnde Mittagsversorgung. Zwangsweise und flächendeckend gravierende Veränderungen bei den Schulen „in kürzester Zeit“ anzuordnen, sei ein Fehler gewesen: „Davor haben damals alle gewarnt. Man hatte gerade mal sechs Monate Vorbereitung.“ Löhrmann ist sicher: „Heute würde diese Entscheidung so nicht mehr getroffen werden.“
Warum dann aber, im Umkehrschluss, nur so wenige Schulen von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, künftig wieder das Abi nach 13 Jahren anzubieten, erklärt sich die Ministerin so: „Die Stimmungslage war jetzt einfach dagegen. Die meisten Schulen haben gesagt, um Gottes Willen, jetzt nicht schon wieder alles ändern.“
„Warum“, fragt ein Schüler, „hat man damals denn nicht versucht, das Turbo-Abi zu verhindern?“ Die Ministerin erinnert sich: „Auch die Landesschülervertretung ist angehört worden.“ Doch einen Volksentscheid, der nötig gewesen wäre, habe es nicht gegeben.
G8 bietet weiterhin Gesprächsbedarf
Die Schüler, die in der Runde mit der Ministerin saßen, sind ohnehin nur zum Teil betroffen: Die Gruppe bestand aus Zehnern und Elfern – beide werden im Jahr 2013 die Schule verlassen. Die einen mit dem Abi nach zwölf, die anderen nach 13 Jahren.
Dass ein Gericht kürzlich das andere rot-grüne Projekt „Gemeinschaftsschule“ gekippt hat, soll die Eltern von Gymnasiasten nicht beunruhigen, findet die Minsterin: „Gegen die Rückkehr zu G9 hat es keine Klagen gegeben, und alle Fristen sind ja auch schon abgelaufen.“
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