Essen. .

Ein Essener Arzt ist in den Niederlanden vom Vorwurf der versuchten Tötung einer 17-jährigen deutschen Urlauberin frei gesprochen worden. Die Richter fanden klare Worte für die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft: Sie seien mangelhaft und zu sehr auf Vermutungen und Annahmen gestützt gewesen.

Die 17-jährige Urlauberin war am 26. August 2010 in der Nähe eines Campingplatzes bei Renesse in der Ferienprovinz Zeeland überfallen und verletzt worden. Als zwei Mädchen die Polizei alarmiert hatten, fanden die Beamten den 29-jährigen Mediziner neben dem Opfer an einem Wassergraben. Die Mädchen sagten aus, sie hätten einen Mann eine Frau schleppen sehen und seien nach Renesse zurück gefahren, um die Polizei zu holen.

Unschuld beteuert

Der Arzt selbst beteuerte bei der Polizei und vor Gericht immer wieder, er sei auf dem Weg zurück zum Campingplatz zufällig auf die Frau gestoßen, die im Wassergraben gelegen habe. Er habe ihr geholfen, bis er hilfesuchend den Polizeiwagen auf der Straße angehalten habe.

Das Opfer habe den Arzt auf Fotos als Täter identifiziert, sagte die Staatsanwaltschaft und begründete damit die insgesamt sechsmonatige Untersuchungshaft. Die Anwältin des Arztes sagt dagegen, die 17-Jährige habe den Arzt zwar erkannt, aber keineswegs als Täter identifiziert. Außerdem hatte die junge Frau in den ersten Vernehmungen den Täter ganz anders beschrieben und gesagt, der Angreifer komme aus Köln.

In allen Anklagepunkten freigesprochen

Die Staatsanwaltschaft hatte beim Prozess in Middelburg vier Jahre Haft gefordert. Sie sah es als erwiesen an, der Essener habe die 17-Jährige überfallen, um sie zu vergewaltigen. Danach habe er die Frau gewürgt und versucht, sie in dem Wassergraben nahe des Campingplatzes zu ertränken. Das Gericht folgte aber den Beteuerungen des Arztes und sprach ihn, wie von der Verteidigung beantragt, in allen Anklagepunkten frei.