Essen. . Im Hafen des Ruhrverbandes liegen drei Inseln und warten auf ebenso kunstsinnige wie solvente Käufer. Im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 lagen die Inseln des Ruhr-Atolls im Baldeneysee. Weil die Kunst den Betrieb auf dem See stört, muss sie nun weg.
Sie waren große Kunst und Sommermärchen, verführten Tausende zu Tretbootfahrten über den Baldeneysee: die vier Inseln des Ruhr-Atolls. Sie gastierten von Mai bis Oktober 2010 im See, ein Kulturhauptstadtprojekt, das 35.000 Besucher lockte - und ein Minus im sechsstelligen Bereich einfuhr.
Schon deswegen hatte Kurator Norbert Bauer gehofft, die Inseln anschließend an solvente Kunstfreunde verkaufen zu können. Doch das erweist sich als schwierig - und an ihrem Ankerplatz können die Inseln nicht ewig bleiben. Als Showroom fungiert nämlich das Hafenbecken des Ruhrverbandes unweit vom Haus Scheppen. Ein Arbeitshafen ist das, in dem mit schwimmenden Gerät rangiert wird, das etwa für die Reparaturen am Wehr benötigt wird. Durch die sperrigen Inseln kommt es hier nun zu Behinderungen.
Zum 31. März ist der Mietvertrag ausgelaufen, seither haben die Inseln im Hafen Duldungsstatus. Wobei man sich um eine gütliche Lösung bemühe, wie Britta Balt vom Ruhrverband betont. „Wir wollen den Vertrag ja verlängern, können nur nicht versprechen, dass der Hafen weiter kostenlos genutzt werden darf. Immerhin stört die Kunst den eigentlichen Betrieb.“
Eine Insel als Weihnachtsgeschenk
Überwintert haben im Hafen das sogenannte U-Boot, die Insel „Frosch und Teemeister“ von Kazuo Katase und die „Schrottinsel“ des Künstlerpaares Ilya und Emilia Kabakov. Ausgerechnet der „Iceberg“ erwies sich als nicht winterfest. „Die Konstruktion war nicht sehr solide, weil er aus unendlich vielen Einzelteilen bestand. Den mussten wir demontieren und entsorgen“, sagt Bauer. Käufer fanden sich nur für die Schwimmkörper.
Zuvor habe es absurde Zukunftspläne für den Eisberg gegeben, etwa den Verkauf an einen Zoo: als Attraktion im Eisbärengehege. „Wir achten aber auf die Seriosität möglicher Käufer.“ So lehnte Bauer Anfragen von Freizeitparks ab; ebenso wenig Erfolg hatte der Interessent, der erzählte, er wolle seiner Frau zu Weihnachten eine Insel schenken. „Angeblich wollte er extra einen Teich anlegen lassen.“
Leinen los für Ruhr-Atolle
Ein großzügiges Geschenk, war doch zu lesen, dass allein die Herstellung der Kabakov-Insel 300.000 Euro gekostet haben soll. Norbert Bauer mag das nicht kommentieren, weist aber darauf hin, dass auch der Unterhalt des Werkes kostenintensiv sei. „Wir gehen darum im Preis runter, wenn jemand der Insel den richtigen Rahmen bietet.“ Nicht gar so schwer vermittelbar scheinen U-Boot und Teehaus zu sein, für die er derzeit seriöse Anfragen habe. Er gehe davon aus, beide Inseln in den nächsten sechs Wochen zu verkaufen.
Dass sein Ruhr-Atoll den Baldeneysee überhaupt verlassen musste, war übrigens nicht im Sinne des Kurators. Noch immer hofft Bauer, „dass doch etwas vom Atoll bleiben darf“.