Essen.

Das Kulturhauptstadt-Projekt Ruhr-Atolle öffnet am Mittwoch auf dem Baldeneysee mit einem Bürgerfest. Von den ursprünglich 20 geplanten Inseln zum Thema „Energie — Ökologie/Kunst — Wissenschaft“ sind nur vier übrig geblieben. Mit Tretbooten sind die Kunstobjekte zu erreichen.

Mit einem großen Eröffnungsfest am Wehr wird nach über fünf Jahren Planungs- und Bauphase das Ruhr-Atoll im Baldeneysee eröffnet.

Viel ist nicht übrig geblieben von der Ursprungsvision des Konzeptkünstlers Norbert Bauer: Von den ursprünglich 20 zum Thema „Energie — Ökologie/Kunst — Wissenschaft“ individuell gestalteten Inseln sind nach diversen Planungs- und Finanzierungsschwierigkeiten nun ganze vier übrig geblieben: das tropfende, klappernde, und bemerkenswert altmodisch wirkende „Projekt zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen“, von Ilya und Emilia Kabakov, das in seinem Bauch bildgewaltige U-Boot „Ich kann, weil ich will, was ich muss“ von Andrea M. Kaufmann, der in letzter Minute fertiggestellte „Iceberg“ des Künstlers Andreas Kaiser und des Polarforschers Lars Kindermann, in dem sich eine Forscherstation mitsamt nautischer Geräuschkulisse verbirgt, sowie das „Teehaus“ von Kazuo Katase und Michael Wilkens, das als Ort der Stille wirken soll.

Rettungsring kommt erst zur Extraschicht am 19. Juni

Das Innenleben des U-Boots, das eines der vier Ruhr-Atolle darstellt. Foto: Oliver Müller
Das Innenleben des U-Boots, das eines der vier Ruhr-Atolle darstellt. Foto: Oliver Müller © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool





Eine fünfte Insel, ein Rettungsring im Form einer namens „Local/ Global“ der Künstlerin C.U. Frank, der eine natürliche Schwemmlandinsel unterhalb des Stauwehr umschließen wird, wird bedingt durch späten Winter und lang andauerndem Hochwasser erst zur „Extraschicht“ am 19. Juni eingeweiht, ebenso wie die heftig diskutierte Apfelinsel „Marking Times“ von Nobert Francis Attard, die wegen Differenzen mit dem Hauptsponsor RWE aus dem Ruhr-Atoll-Projekt ausgekoppelt wurde.

Ab 18 Uhr beginnen Erläuterungen zum Atoll sowie ein künstlerisches Begleitprogramm, unter anderem mit dem Figurentheater Pantao und Musikgruppen der Folkwang Universität der Künste.

Eine Talkrunde mit Bürgermeister Rudolf Jelinek, Oliver Scheytt, Norbert Bauer, dem Vorstandsvorsitzenden des Ruhrverbands Harro Bode, und Stephan Muschick, Leiter Bürgerschaftliches Engagement, beginnt um 21 Uhr. Um 21.30 wird die neue Wehrbeleuchtung an die Bevölkerung übergeben: Im Anschluss folgt ein Höhenfeuerwerk .

Shuttleservice eingerichtet

Wegen den mangelnden Parkmöglichkeiten gibt es am Mittwoch einen kostenlosen Shuttleservice zur Anlegestelle Hügel: Von 17 bis 21 Uhr fahren Busse im 15-Minutentakt vom Stadtwaldplatz über Werden S-Bahnhof und Markt. Auch fahren kostenlos Schiffe vom Schiffsanleger Hügel zum Anleger am Wehr Baldeney.

Nach dem Feuerwerk werden Shuttlebusse von Hügel aus in Richtung Werden, Bredeney, Stadtwaldplatz, Rüttenscheid und zum Essener Hauptbahnhof fahren.

Die Einfahrt in die Lerchenstraße aus Richtung Stadtwald und die Einfahrt in die Freiherr-vom-Stein-Straße wird ab 21.45 Uhr für den Individualverkehr getrennt, ebenso wird die Freiherr-vom-Stein Straße in Richtung Werden ab Parkplatz Hügel gesperrt.

Freigeist mit rollender Wohnung

Seit September campt Michael Quadflieg im Hafen des Ruhrverbandes. Sein MAN-Truck parkt am Wasser direkt neben den Schiffen der Weißen Flotte. Nicht Interimslösung noch Feriendomizil ist die Unterbringung, sondern Lebenseinstellung. „Als ich noch studiert habe, wohnte ich in Berlin mit vielen Künstlern in einem besetzten Haus.“

Ein technisches Studium, Inspiration im privaten Umfeld – Michael Quadflieg kombinierte im Beruf beides, arbeitet seither als Maschinenbauingenieur in Kunstprojekten. Als technischer Leiter begleitete er jüngst den Aufbau von Kabakovs Ruhr-Atoll. „Irgendwie“, sagt Quadflieg, „bin ich ein Hans Dampf in allen Gassen.“ Im Metallbau kennt er sich aus, schnupperte ins holzverarbeitende Handwerk rein, versucht sich in Glas- und Kunststoffarbeiten. „Wenn es nicht anders geht, bauen wir sogar unsere Werkzeuge selbst.“ Zuvor allerdings plant Quadflieg. „Bei der Kabakov-Insel zum Beispiel hatten wir nur eine Skizze.“ Also reiste der Ingenieur aus Leipzig, wo er mit seinem MAN-Truck auf einem Wagenburg-Platz lebt, an, erstellte Pläne, kümmerte sich um statische Berechnungen.

Nun steht die Insel und der Handwerker könnte sein Werk gelassen betrachten. Zufrieden aber ist er nicht. Was ihm nämlich fehlte in den Monaten der Planung, des Aufbaus, sei der Dialog mit dem Künstler gewesen. „Am liebsten mag ich es, wenn man sich während der Arbeit austauschen kann.“ Wenn technische Möglichkeiten ausgereizt seien, gemeinsam mit dem Künstler umgedacht, neu geplant und gestaltet werden könne.

Dass Quadflieg voll in seiner Arbeit aufgeht, zeigt ein Blick in seinen Truck. Überall sind Kisten mit Schubladen zu finden, eine herausziehbare Werkbank befindet sich im „Kofferraum“ des Lasters, das Bett hängt - und es mutet ein wenig wie ein Blick in Peter Lustigs Wohnwagen an - tags unter der Decke, kann nachts mit Seilen herabgelassen werden.“ Sesshaft, sagt Quadflieg, möchte er nicht werden. „Ich hatte mal ein Mehrfamilienhaus.“ Das jedoch verkaufte er, „denn zum Kaufmann tauge ich nicht. Da bin ich lieber frei und unabhängig.“

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