Essen..
Die Macher der künstlichen Inseln auf dem Baldeneysee haben eine positive Halbzeitbilanz gezogen. Seit Mai schauten sich 30.000 Besucher das Ruhr.2010-Projekt an, das demnächst mit der umstrittenen Apfel-Insel komplettiert wird.
„Diese Insel kann ich mit den Füßen sehen!“ Norbert Bauer ist über den Ausspruch eines blinden Jungen begeistert. Er führte das Kind in der vergangenen Woche zusammen mit einer Gruppe behinderter Jugendlicher auf die „Kabakov“-Insel des Ruhr-Atolls. „Die Maschinen haben stark vibriert, das war bis in die Zehen hinein zu spüren.“ Der Zustrom an Gästen, der zur Halbzeit des 2010-Projekts, das am 12. Mai startete, auf dem Baldeneysee zu konstatieren ist, könnte sich in der zweiten Hälfte der Schau bis Ende Oktober sogar noch steigern.
„Denn bald kommt die Apfelinsel als fünftes Kunstwerk dazu.“ Umstritten ist das vom maltesischen Künstler Norbert Francis Attard konzipierte, flache Rechteck, in dem 45.000 aus Neuseeland importierte Früchte Platz finden sollen. „Ich kann die Kritik an der Insel verstehen“, sagt Norbert Bauer. „Aber ich bin dagegen, dass man Kultur gegen Soziales ausspielt, wenn da gesagt wird, man solle die Äpfel lieber der ‚Essener Tafel’ geben. Sie sorgt für die Nahrung des Körpers. Die Kunst liefert Nahrung für den Geist.“
„Ökologisch sinnvoller, die Früchte aus Neuseeland einfliegen zu lassen“
Die Äpfel werden nach Abschluss des Projekts in einer Biogasanlage verwertet. „Es ist sogar ökologisch sinnvoller, die Früchte aus Neuseeland einfliegen zu lassen, als sie aus dem Alten Land zu kaufen“, erläutert Bauer. Denn dort würden sie in Kühlanlagen durch Zugabe von Stickstoff unter unvertretbar hohem Energieaufwand wochenlang künstlich frisch gehalten. „Aber ich stelle mich auch in dieser Hinsicht gern etwaigen kritischen Anmerkungen.“
Auf Malta werde der Apfel traditionell als religiöse Opfergabe verstanden, mit der der Mensch den Frevel an der Natur wettmachen wolle. Dieser Aspekt soll weiteren Diskussionsstoff in Bezug auf „unseren zu leichtfertigen Umgang mit Lebensmitteln“ liefern.
Für eine Installation des „Rettungsrings“ von Künstler C. U. Frank auf der Ruhrinsel vor dem Werdener Wehr sieht es laut Bauer schlecht aus. „Eigentlich müsste der Wasserspiegel dazu abgesenkt werden, und sowohl Wassersportler wie auch Fischereiverband sind dagegen.“ Mit einer Entscheidung rechnet der Künstler Anfang August.
Weniger glücklich als über den Zuspruch zum Insel-Quartett ist Bauer mit der Gästezahl in den Ausstellungsräumen an der Ruhrtalstraße. „Die Halle ist noch nicht richtig ins Bewusstsein gerückt.“ Entstehen soll aus dem Schauraum, in dem 20 Inselmodelle zum Thema Kunst & Energie aufgebaut sind, eine „Basis für ein kulturelles Zentrum“. Den Auftakt macht ein Konzert mit dem Duo Siegmund und Gisbert Watty am Freitag, 6. August, um 20 Uhr.