Essen.

Den Ess- und Müll-Zuständen im Stadtgarten und in anderen Parks will die Stadt Essen mit Appellen und punktuellen Kontrollen begegnen. Für ein Verbot und dessen Überwachung würde das Personal fehlen.

Rauchintensives Grillen nach Lust und Laune, überquellende Mülleimer, lautstarke Musik - der traditionsreiche Stadtgarten ist schon lange kein Hort ruhiger Erholung mehr, im Gegenteil: Wer wirklich Park-Atmosphäre genießen will, wird meist zu anderen Grünanlagen Zuflucht nehmen, in denen der Park-Flaneur von solchen Phänomenen jedoch nicht gänzlich verschont bleibt. Muss man es in Demut hinnehmen, wenn - wie zu Ostern - die Holzkohle-Schwaden und Kotelett-Düfte durch die Parks ziehen? Oder sollten Verbote her? Bei der Stadt ist man sich zurzeit jedenfalls einig: Verbote gelten nicht als gangbarer Weg.

„Das Grillen allein ist noch keine Gefahrentätigkeit“, sagt Ordnungsamtsleiter Günter Kraemer. „Das bedeutet, dass uns ordnungsrechtlich Grenzen gesetzt sind.“ Wer verbietet, müsse klar begründen können, weshalb er so drastisch in die freie Entfaltung der Persönlichkeit eingreift. Und: „Ein Verbot muss man kontrollieren und bei Verstößen konsequent ahnden.“ Dafür fehle auch schlicht das nötige Überwachungspersonal.

Die geschmäcklerische Frage, ob mit Grillen nicht zu sehr der Park-Charakter entwertet wird, spielt sich für Kraemer eher „auf der subjektiven Gefühlsebene“ ab und sei mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln schwer beizukommen. „Da wäre dann eine andere Regelungsebene nötig, vielleicht eine Park-Ordnung.“

„Am Oster-Wochenende wurde hie und da das tolerable Maß überschritten“

Gefragt ist somit eine städtische Mitarbeiterin, die nicht nur für die Parks und Grünflächen zuständig ist, sondern sich auch für das Thema Stadtästhetik stark macht: Baudezernentin Simone Raskob. „Ich bin sicher, dass am Oster-Wochenende hie und da das tolerable Maß überschritten wurde, aber an Verbote denken wir zurzeit nicht“, sagt sie. Neben der ruhigen Erholung, müsse ein Park auch andere Bedürfnisse aushalten, Parkbesucher müssten folglich in Maßen auch Freizeitaktivitäten ertragen, die ihren eigenen zuwiderliefen. Das Grillen gehöre dazu. Was aber ist „maßvoll“? Das entscheiden laut Raskob im Zweifel die Doppelstreifen von Polizei und Ordnungsamt und - wenn es ganz schlimm kommen sollte - die Polizei mit ihren Einsatzkräften. „Wir sind optimistisch, dass wir das auf diesem Weg hinbekommen“.

Da sind manche Bürger nicht so sicher. Raskob räumt immerhin den punktuellen Charakter der Streifen ein, die „eben nicht überall sein können“. Für Dauerpräsenz fehle die Personalstärke. Mancher Beobachter hat darüber hinaus den Eindruck, dass die Ordnungshüter ein allzu großzügiges Verständnis darüber haben, was noch geht - weil sie Ärger aus dem Weg gehen wollen. Echtes Dazwischengehen ist bei turbo-grillenden Großfamilien mitunter wirklich nichts für schwache Nerven. Der WAZ-Fotograf hat es zu Ostern erlebt, als er schon beim Dokumentieren des öffentlichen Festmahls regelrecht bedroht wurde.

Am Hallo-Waldpark in Schonnebeck gilt das Landesforstgesetz - und ein Grill-Verbot

Eine andere Handhabe gibt es, wenn Parks in Wälder übergehen. „Hier greift das Landesforstgesetz“, erläutert Günther Kraemer. Wegen der Brandgefahr sind Grillern hier im 100-Meter-Abstand die Hände gebunden. Simone Raskob wurde durch einen WAZ-Leserbrief vom Vortag darauf aufmerksam, dass am Hallo-Waldpark in Schonnebeck nicht nur kräftig gegrillt wurde, sondern auch die Schilder abmontiert sind, die das Grillen verbieten. „Die werden wir ersetzen“, so Raskob.

Was die Müllberge betrifft - allein nach Ostern haben die Entsorgungsbetriebe 30 Tonnen aus den Grünanlagen geklaubt - bleibt es bei Appellen. Raskob hat die Hoffnung, dass die im Stadtgarten unterirdisch installierten Container vielleicht noch nicht jedem bekannt sind. „Man sieht ja nur den Einfüllstutzen.“ Dennoch bleibt es natürlich ein Unding, dass bei übervollen Papierkörben mit der schönsten Selbstverständlichkeit der Müll daneben gelegt wird. Auch dürfe laut Raskob selbstredend nicht so gegrillt werden, dass der Rasen regelrecht verbrenne. Appelle, wie gesagt. Ostern zeigte, dass die Stadt es bei Hochbetrieb nicht schafft, den Worten Taten folgen zu lassen.