Essen. . Bei einer CDU-Sondersitzung zum Thema Messe und zum geplanten Eingriff in die Gruga kamen denkbare Alternativen zur Sprache - und Sorgen um die Branche. Der Architekt glaubt, dass die Messe wachsen kann, den Politikern fehlen solide Kalkulationen.
Gibt es andere Möglichkeiten, die Messe auszubauen, solche bei denen die Gruga verschont bleibt? „Die gibt es“, sagt der Architekt Eberhard Klapp, der bereits vor Jahren im Auftrag des Freundeskreises Gruga eine Studie erstellte und diese am Montag in einer Sondersitzung der CDU-Ratsfraktion erneut vorstellte. Der pensionierte Professor für Baukonzeption und Partner eines großen Essener Architekturbüros glaubt, dass die Messe wachsen kann, ohne den Park in Anspruch zu nehmen. Er will dafür einen Teil der Infrastrukturflächen der Messe entlang der Norbertstraße mit neuen Hallen bebauen - und zwar vom Messehaus Süd gegenüber der Einmündung Messeallee bis zur Alfredstraße.
Der Messe fehle eine Hauptsache
Ein Teil der Parkplätze und Rangierflächen würde dafür wegfallen. „Die Messe hätte dann endlich das Entree, das sie derzeit im Stadtbild überhaupt nicht besitzt“, sagt Klapp, der von „sehr schönen Bauten“ schwärmt, die sich hier realisieren ließen. Ein Manko der Messe sei, dass ihr eine Hauptachse fehle, von der aus eine übersichtliche innere Erschließung möglich wäre. Auch dies sei mit seinem Entwurf realisierbar, so Klapp.
Das Problem: Die Visionen dürften erstens kaum billiger kommen als die 100 Millionen Euro, die für die bestehenden Pläne avisiert sind. Zweitens stellt sich Klapp überwiegend eine kostensparende gläserne Hallen-Struktur vor - für die Messe-Geschäftsführung keine Option, da Aussteller solche Glaspaläste nicht schätzten. Gewünscht seien gut klimatisierbare Hallen mit Kunstlicht, um die Messe-Produkte ins rechte Licht zu rücken. „Ich glaube, dass der Klapp-Entwurf so nicht trägt“, pflichtet CDU-Fraktionschef Thomas Kufen den Bedenken bei. Andererseits sei es richtig, dass noch einmal alle Optionen zur Sprache kämen. „Durch Ideen kommt man auf Ideen.“
Die harte „Alles oder nichts“-Haltung stört die Politik
Sorgen löste bei der Messe-Sondersitzung der CDU das Referat des früheren NRW-Staatssekretärs Jens Baganz aus. Er prophezeite dem Messe-Standort NRW wegen des beinharten internationalen Konkurrenzkampfs schwere Zeiten. Baganz nährte so den verbreiteten Argwohn, dass die Messe Essen auch trotz der avisierten neuerlichen finanziellen Kraftanstrengung der Stadt womöglich die bestehenden Ausstellungen gar nicht wird halten können.
Folglich mussten sich die Messe-Geschäftsführer Frank Thorwirth und Egon Gallinies einige unbequeme Fragen gefallen lassen. CDU-Kreisen zufolge sind sowohl Kämmerer Lars Martin Klieve als auch Umweltdezernentin Simone Raskob nicht mehr ganz so überzeugt von den Messe-Plänen wie noch vor fünf, sechs Wochen. Die Messe, so hieß es am Rande der Veranstaltung, „ist noch den Beweis schuldig, dass es nur so und nicht anders geht“. Ansonsten könne die gemeinsam verabredete Geschäftsgrundlage entfallen.
Solide Kalkulationen fehlen
Vermisst werden sowohl bauliche Detail-Pläne als auch hieb- und stichfeste wirtschaftliche Berechnungen, dass der Umbau der alten Doppelstockhallen und die dann bei gleicher Quadratmeterzahl erforderliche größere Grundfläche wirklich unabdingbar nötig seien. Die Fraktionen des auf Kompromisse erpichten Vierer-Bündnisses stört bei Thorwirth die harte „Alles oder nichts“-Haltung. Thorwirth wiederum, so ist zu hören, wertet grundlegende Kritik an seinen Plänen nicht zu Unrecht als Misstrauensvotum. Wenn er als Messe-Chef darlege, dass es ohne die Inanspruchnahme kleiner Randflächen des Grugaparks nicht gehe, möge die Politik ihm das doch bitte als solide durchkalkuliert abnehmen.
Thorwirth sagte zwar zu, die Pläne von Eberhard Klapp noch einmal unter die Lupe zu nehmen, doch hat der Architekt nach eigenem Bekunden das Gefühl, dass keine wohlwollende Prüfung zu erwarten sei. Verwunderlich wäre das nicht. Der Messe-Chef ist nach einigen öffentlichen Auftritten und Medien-Aussagen inhaltlich festgelegt. Grundlegendes Wackeln würde im jetzigen Stadium tatsächlich Zweifel an seiner Kompetenz wecken.