Essen. . Seit ihrem Aufstieg 2004 halten sich die Damen der SG Schönebeck in der ersten Bundesliga. Ausgerechnet im Jahr der Frauen-Fußball-WM scheitert der Umbau ihres Kunstrasenplatzes vorerst. Den SG-Geschäftsführer Willi Wißing bringt das in Rage.
Essen spielt in der 1. Fußballbundesliga. Nicht die Rot-Weißen, auch nicht die Schwarz-Weißen. Richtig, die Rede ist von der Sportgemeinschaft Essen-Schönebeck 19/68 e.V. Seit ihrem Aufstieg im Jahr 2004 halten sich die Kickerinnen nun schon in der höchsten Spielklasse. Ein toller Erfolg, der daran gemessen in dieser Stadt aber nur geringe Wertschätzung erfährt. Wie sonst ist es zu erklären, dass die Schönebeckerinnen ausgerechnet im Jahr der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land buchstäblich im Abseits stehen?
Die Trainingsbedingungen auf ihrer Sportanlage an der Ardelhütte sind einem Bundesligisten jedenfalls längst nicht mehr würdig, weshalb die 1. Mannschaft im Winter nach Duisburg ausweichen musste, auch schon mal in eine Soccer-Halle. Denn das eigene Kunstrasenfeld ist bereits elf Jahre alt. Der Belag sei stumpf, das Verletzungsrisiko groß. Trainiert wird sonst an der Raumerstraße in Frohnhausen. Im Sommer sei das völlig o.K., sagt SG-Geschäftsführer Willi Wißing. Nur den weiten Weg zur Bezirkssportanlage Oststadt, den mochte Wißing seinen Spielerinnen dann doch ersparen. Auch in Freisenbruch liefen die Schönebeckerinnen zum Training schon auf.
„Wenn man es macht, dann macht man es ganz“
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Wie es aussieht, muss der Bundesligist weiter improvisieren. Denn der Ausbau der heimischen Sportstätte ist bei den Planungen der Sport- und Bäderbetriebe erst einmal hinten rüber gefallen. Warum? Im kommunalen Haushalt hängt bekanntlich alles mit allem zusammen. Das gilt um so mehr, seit die Bezirksregierung der Stadt die Gelbe Karte gezeigt hat und bei wichtigen Investitionen in die Sportlandschaft den Daumen drauf hält. So lange, bis die Stadt ein überzeugendes Bäderkonzept vorlegt. Die Sportverwaltung bringt das mächtig ins Schwimmen.
So wurden die verbliebenen Investitionsmittel von links nach rechts verschoben wie sonst Spielpositionen auf der Taktiktafel. Das Ergebnis: Fünf Sportanlagen erhalten in diesem Jahr die ersehnten Kunstrasenplätze, die Ardelhütte geht erst einmal leer aus. „Ich bin natürlich traurig“, sagt CDU-Ratsherr Klaus Diekmann, Vorsitzender des Sportausschusses und selbst Mitglied bei der SG Schönebeck. Aber die Mittel seien im Haushalt 2010 eingeplant, oder der Umbau werde vorfinanziert, weil nicht ein Spielfeld gebaut werden soll, sondern zwei. „Wenn man es macht, dann macht man es ganz“, sagt Diekmann.
„Frauenfußball ist Leistungssport“
Willi Wißing bringt das in Rage. „Frauenfußball ist Leistungssport.“ Und das gelte nicht nur für die erste Frauenmannschaft. Auch der Nachwuchs dränge nach vorne, die Teams der Altersklassen U 17, U 15 und U 13. Wenn man so will, ist die SG Schönebeck ein Opfer des eigenen Erfolges. Der Verein stellt 44 Mannschaften, neun davon sind Mädchen- und Frauen-Teams. Einen Trainingsplan zu organisieren, grenzt da an höhere Mathematik.
Pläne für einen 1,5 Millionen Euro teuren Ausbau der Sportanlage liegen deshalb in der Schublade. Geplant ist ein 78 x 150 Meter großes Kunstrasenfeld, das für den Trainingsbetrieb in drei Spielfelder unterteilt werden kann. Dem Verein würde dies erlauben, die Trainingseinheiten der Nachwuchsteams von drei auf vier zu erhöhen, sagt Wißing und muss wohl beim Konjunktiv bleiben. Selbst wenn sich die Politik bis Mai auf ein Bäderkonzept verständigen sollte, käme dies für einen Baustart an der Ardelhütte zu spät, denn der Platz, so die Befürchtung, würde nicht rechtzeitig fertig. Ob die Stadt wohl so entschieden hätte, hieße der Erstligist RWE oder ETB?