Essen. . Seit 2008 gilt das Gesetz zum Nichtraucherschutz in Gaststätten in NRW. Nun plant Gesundheitsministerin Steffens (Grüne) eine Gesetzes-Verschärfung. Das treibt Gastwirte in Essen auf die Barrikaden, vor allem wegen bereits getätigter Investitionen.
„Es ist wichtig, Nichtraucher zu schützen. Und das tue ich auch“, sagt Stefan Romberg. Vor zwei Jahren, zur Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes, investierte der Wirt des Kneiporants „Mittendrin“ in teure Maßnahmen, die in seinem Etablissement an der Klarastraße Raucher von Nichtrauchern trennen – nun könnten die Trennwände überflüssig werden.
Denn die rot-grüne Landesregierung strebt ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie an. Die Begründung: Nichtraucher müssten konsequenter geschützt werden, Ausnahmeregelungen seien zu oft zu raumgreifend von Gastwirten ausgenutzt worden, mithin habe sich der Nichtraucherschutz vielerorts quasi in Rauch aufgelöst.
Anschaffungen haben sich noch nicht amortisiert
Also wieder raus mit Türen und Trennwänden, hinfort mit Zelten – und Glimmstängeln? „Da frage ich mich natürlich, warum ich vor zwei Jahren ca. 15.000 Euro investiert habe“, sagt Romberg. 6000 Euro zahlte er für eine Abtrennung in seinem Kneiporant, weitere 9000 Euro für ein Zelt im Außenbereich. „Man muss kein Betriebswirt sein, um rauszufinden, dass sich diese Investition noch nicht amortisiert hat. Hätte man direkt ein komplettes Rauchverbot erlassen, hätte ich dieses Geld besser anlegen können.“
Auch Hannes Schmitz, der gleich drei gastronomische Läden in Essen hat, schimpft über das Hin und Her. Dabei sind nicht alle seine Läden betroffen. Im „Schmitz“ darf geraucht werden – die Kneipe brummt. In der „Schwarze Rose“ herrscht Rauchverbot – was ihm ein Umsatzminus von rund 50 Prozent beschert habe. Im Club „Ego-Bar“ gibt es einen Raucherraum – rund 5000 Euro kostete dort die eigens eingebaute Lüftung. Eine lohnende Ausgabe, denn die Gästezahlen hielten sich.
Klare Linie in der Politik fehlt
Angesichts der raschen Änderungen, der Ausgaben ist auch Schmitz verärgert: „Der Politik fehlt die einheitliche Linie. Woran soll man sich da halten?“ Die Zukunft sieht er düster. „Ein Club ist am Abend entweder voll, dann brummt das Geschäft. Wenn er aber halb leer ist, kommt bald keiner mehr.“ Mit Blick auf die rauchfreie, aber übersichtlich besuchte, „Schwarze Rose“ prognostiziert Schmitz seiner Ego-Bar schwere Zeiten.
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Auch André Krämer, Betreiber des „Lukas“ im Alten Bahnhof Kupferdreh, spürte die sinkenden Gästezahlen mit Einführung des Rauchverbots. „Das Theken-Geschäft ist nicht mehr da.“ Dennoch befürwortet er das absolute Rauchverbot – allerdings sollte die Regelung klar und nicht zu unterwandern sein: „Unser Angebot richtet sich ja auch an Familien. In der Woche haben wir einen Raum, in dem geraucht werden darf, aber am Wochenende ist das ,Lukas’ rauchfrei. Von mir aus könnte das jeden Tag so sein. Viele Raucher wollen doch gar nicht in verqualmten Räumen sitzen.“ Investiert hat er nach der Gesetzesänderung nicht in getrennte Bereiche.
Aus für Raucherclubs ?
Auch Andreas Mais sparte sich die Ausgabe, vielmehr widmete er „Die Alm“ um in einen Raucherclub. Ein großes Schild heißt ausschließlich Volljährige willkommen. „Wer will, kann sich die Alm angucken und dann entscheiden, ob er Mitglied wird.“ Was wohl viele Gäste getan haben, denn „die meisten kommen hierher, um etwas zu trinken, um Fußball zu gucken und dabei wollen sie rauchen. Andere wollen ihre Wohnung nicht verqualmen und kommen hierher, um bei einer Zigarette zu entspannen. Wenn das wegfällt, gibt’s für diese Leute auch keinen Grund mehr, herzukommen.“ An die Gästenachfrage habe man die Küche angepasst. „Wir bieten jetzt keine warme Speisen mehr an, sondern nur noch Snacks. So könnte es weitergehen – ginge es nach Alm-Wirt Mais.
Geht es hingegen nach der Grünen Gesundheitsministerin Barbara Steffens, ist die aktuelle Situation „gänzlich unbefriedigend“ und der Nebel in Raucherräumen per Gesetz zu lichten.