Wattenscheid. .
Die nordrhein-westfälische Landesregierung denkt laut über eine Verbesserung des Nichtraucherschutzes nach. Für Wattenscheider Wirte wäre ein verschärftes Rauchverbot „eine Katastrophe“.
In Bayern ist das schärfste Rauchverbot Deutschlands in Kraft getreten, und auch die nordrhein-westfälische Landesregierung denkt laut über eine Verbesserung des Nichtraucherschutzes nach. Wattenscheider Wirten graut es bei dem Gedanken, die Raucher unter ihren Gästen vor die Tür schicken zu müssen.
„Ich hab’ da Angst vor – das ist ne Katastrophe für alle Gastronomen“, sagt Jutta Soler-Gomez. Die Wirtin des Restaurants Gambas Gomez, ehemals Braukämper, ist selbst Raucherin und empört sich: „Das in Bayern, das grenzt ja schon an Freiheitsberaubung.“ Im Gambas Gomez werde im Restaurant-Bereich nicht geraucht, dafür aber im Schankraum. „Ich habe Verständnis für die Nichtraucher, und beim Essen wird bei uns auch nicht geraucht. Aber ein Rauchverbot wie in Bayern – wo soll das hinführen? Zu noch mehr Insolvenzen in der Gastronomie und zu noch mehr Arbeitslosen?“
„Dann wird die Hälfte aller Kneipen zumachen“
Jutta Soler-Gomez fragt sich, ob es nicht reicht, einen Raum anzubieten, in dem nicht gequalmt wird: „Bei uns spielt sich alles im Schankraum ab, aber sogar dort haben wir eine Lüftung, die den Rauch noch abzieht. Außerdem wird da ja auch mal getanzt und Party gemacht.“ Die Raucher zum Qualmen vor die Tür zu schicken hält die Wirtin für keine gute Idee. „Es gibt bestimmt welche, die das mitmachen würden, aber wir haben auch Stammgäste, die sagen: Dann komme ich nicht mehr, wenn ich zum Bier nicht mehr gemütlich eine rauchen darf.“ Außerdem fürchtet Jutta Soler-Gomez die Nachbarn: „Wenn denen der Rauch in die Wohnung zieht, beschweren sie sich doch auch.“
Charivari-Wirt Manni Ortmann möchte sich eigentlich gar nicht zum Thema äußern. „Erst mal gucken, was da kommt. Im Moment lassen sie uns ja in Ruhe.“ Doch auch er befürchtet das Schlimmste, sollte das Land das Rauchverbot ausweiten. „Dann wird die Hälfte aller Kneipen zumachen“, prophezeit er. „Und wenn sie dann noch die Steuer auf Bier erhöhen, können gleich alle dicht machen.“
„Wir sind hier in Deutschland etwas anders gestrickt“
Seit Beginn der Diskussion ums Rauchen in Kneipen ist Ortmann – übrigens selbst Nichtraucher – der Meinung, jeder Wirt solle selbst entscheiden. „Das wäre der Idealfall für uns. Dann kann sich jeder Gast selbst überlegen, ob er in dieses Lokal geht oder nicht.“
Dass die Raucher wie beispielsweise in Italien brav vor die Tür gehen, um zu qualmen, hält Manni Ortmann für nicht praktikabel: „Ich glaube, wir sind hier in Deutschland etwas anders gestrickt – wir lassen uns nicht gerne etwas vorschreiben.“ Außerdem sei es in südlichen Ländern schon vom Wetter her einfacher, vor die Tür zu gehen. Aber in Deutschland? „Ich darf mir nicht vorstellen, wie das wäre, wenn hier ne Liveband spielt, und es darf nicht mehr geraucht werden! Dann stehen wir da mit maximal zwanzig Leuten . . .“
Im Gertrudiscenter ist das, was NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens als erste Verschärfung plant, übrigens schon umgesetzt: In der dortigen Gastronomie wird nicht geraucht. Aber das auch nur, weil das Café Lindo immer noch geschlossen ist...