Essen. .

Thyssen-Krupp und Bürgerinitiative sind beim Symbol-Thema „Grüne Harfe“ auf Kompromisskurs: Zwar soll gebaut werden, allerdings sind weniger Häuser vorgesehen als geplant. Ob der Kompromiss in Politik und Bürgerschaft trägt, bleibt abzuwarten.

Die „Grüne Harfe“ in Heidhausen soll nun doch bebaut werden. In dieser bislang strittigen Frage steuerten Thyssen-Krupp-Krupp und die Bürgerinitiative Werden/Heidhausen vor ihrer Sitzung am Runden Tisch am Donnerstagabend auf einen Kompromiss zu. Der lautet im Kern so: Wohnungen ja, nur nicht so viele wie geplant. Das vom Rat der Stadt im Oktober vergangenen Jahres beschlossene Moderationsverfahren hätte damit den erhofften Interessenausgleich tatsächlich herbeigeführt.

Danach sah es lange Zeit nicht aus. Zur Erinnerung: Eine Bebauung an der „Grünen Harfe“ ist in der Politik und in der Werdener Bürgerschaft seit mehr als einem Jahrzehnt höchst umstritten. Eigentümer der Fläche ist seit einer Ewigkeit Thyssen-Krupp. Das gute Verhältnis zwischen dem Konzern und der Stadtspitze litt schwer, als Thyssen-Krupp nach dem Umzug nach Essen nun auch die Grünen Harfe - wie im Flächennutzungsplan vorgesehen - bebauen wollte. Zur eigenen Überraschung biss man bei großen Teilen der Essener Stadtpolitik jedoch auf Granit. Oberbürgermeister Reinhard Paß hatte im Kommunalwahlkampf bei Bürgern die Hoffnung geweckt, mit ihm als OB werde die Ackerfläche nicht bebaut. Das im Baurecht nicht vorgesehene Moderationsverfahren sollte der Stadt einen Ausweg auch aus dieser Sackgasse weisen.

Nicht mehr als 30 Prozent des Bodens sollen versiegelt werden

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Von DerWesten

Kritiker, denen die gesetzliche Bürgerbeteiligung nicht weit genug geht, überhöhten das Verfahren gar zu „Stuttgart 21“ im Kleinen. Großer Bahnhof für einen Acker. Auf der acht Hektar großen landwirtschaftlichen Nutzfläche sollen nun nicht mehr als 100 Wohneinheiten in aufgelockerter Bauweise entstehen, davon maximal 70 bis 80 Einfamilienhäuser und höchstens fünf Stadtvillen mit jeweils fünf Wohnungen. Nicht mehr als 30 Prozent des Bodens würde versiegelt.

Dass beide Seiten von ihren Maximalforderungen abrücken, ist das Wesen eines Kompromisses. Die Bürgerinitiative sieht zwar keinen Bedarf für zusätzlichen Wohnraum im Stadtbezirk, mochte sich aber mit 70 Wohneinheiten anfreunden. Thyssen-Krupp war von 100 bis 140 Wohneinheiten ausgegangen. Nun trifft man sich auf halbem Weg. Während Thyssen-Krupp den vom selbstständigen Stadtplaner Michael Happe als Moderator formulierten Kompromiss aber offenbar als vage Zielrichtung für ein Bebauungsplanverfahren betrachtet, will die Bürgerinitiative die maximale Zahl an Wohneinheiten verbindlich festgeschrieben sehen und zwar, bevor ein B-Planverfahren überhaupt eröffnet wird.

„Wir sehen das als Junktim an“

Die Kuh ist also noch nicht vom Eis. Auch weil die Bürgerinitiative den Kompromiss nur mittragen will, wenn es der Stadt gelingt, den Werdener Ortskern spürbar von Verkehr zu entlasten; vorher dürfe an der Grünen Harfe kein Stein bewegt werden. „Wir sehen das als Junktim an“, sagt BI-Sprecher Ludger Hicking. Auf Versprechungen will sich die Initiative auch hier nicht verlassen. Laut Michael Happe ist ein Verkehrskonzept in Arbeit. Pförtnerampeln, die Ausweitung der Umweltzone, eine Busspur an der Heidhauser Straße seien dafür Bausteine. Ende März soll das Konzept den Bürgern vorgestellt werden.

Ob der Kompromiss in Politik und Bürgerschaft trägt, bleibt abzuwarten. Die Bürgerinitiative vertritt ein breites Meinungsspektrum und wird in ihren Reihen dafür werben müssen. Thyssen-Krupp will jedenfalls bauen. Und das möglichst bald.