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Das Moderationsverfahren zur „Grünen Harfe“ in Heidhausen nimmt Fahrt auf. Beim Thema „Ökologie“ sammelte eine der Streitparteien Punkte.
„Nein, das ist keine Alibi-Veranstaltung“, sagt Ludger Hicking. Drei Stunden am „Runden Tisch“ zur Zukunft der Grünen Harfe liegen hinter ihm. Drei Stunden angestrengt zuhören, diskutieren. Drei Stunden Zahlen, Daten, Fakten. Im Stillen hatte der Sprecher der Bürgerinitiative Werden/Heidhausen befürchtet, es könnte alles auf ein Feigenblatt hinauslaufen. Eines, das nur verdeckt, dass die Entscheidung für eine Bebauung der Freifläche auf den Heidhauser Höhen hinter den politischen Kulissen längst gefallen sein könnte. Der Auftakt Ende Dezember war noch holprig verlaufen, auch weil Thyssen-Krupp nicht mit am Tisch saß. Diesmal nahm ein Vertreter des Konzerns, der an der Grünen Harfe auf eigenem Grund und Boden bis zu 140 Einfamilienhäuser bauen möchte, Platz - ohne viel zu sagen. Man begrüße, dass die Diskussion auf einer sehr sachlichen Basis geführt werde, ließ Thyssen-Krupp gestern erklären. Dass der potenzielle Bauherr das von der Stadt initiierte Moderationsverfahren für überflüssig hält, weil das Baurecht ja eine Bürgerbeteiligung vorsehe - Schwamm drüber. In Stilfragen sind sich beide Seiten einig, was der Meinungsbildung nur förderlich sein kann.
In der Sache liegen zwischen Bauherr und Bürgerinitiativen weiterhin Welten. Wobei Thyssen-Krupp in dieser ersten, inhaltlichen Runde am Donnerstagabend punkten konnte. Landschaftsplaner Andreas Bolle, als Experte beauftragt, kam zu dem Schluss, dass die Grüne Harfe, ökologisch betrachtet, als nicht besonders wertvoll einzustufen sei - weder was die Qualität des Bodens angeht, noch die Bedeutung als Kaltluftschneise für den Werdener Ortskern und auch nicht als Rückzugsraum für Tiere - „nicht mal für die Feldlerche“. Dafür sorgten Spaziergänger, die auf dem Acker ihre Hunde frei laufen lassen. Eine bedeutende Naherholungsfunktion mag der Landschaftsplaner der Fläche nicht absprechen.
Vertreter der Bürgerinitiative und Bezirksvertreter nahmen die Analyse mit Überraschung zur Kenntnis. Legt die Umweltprüfung zum Regionalen Flächennutzungsplan (RFNP) doch andere Schlüsse nahe. Bolle erklärt dies mit der Brennschärfe. Der RFNP betrachte Flächen im Maßstab 1:50 000, die Bauleitplanung bediene sich eines Maßstabs von 1:500. Ob auf dem Areal nicht doch für den Wasserhaushalt bedeutende Quellen entspringen, wie Ortskundige beteuern - dieser Frage soll noch nachgegangen werden. Bei der Wahrheitsfindung geht’s eben in die Tiefe.
Mit dem Moderationsverfahren - vom freiberuflichen Stadtplaner Michael Happe streng und sachlich geführt - hat die Verwaltung sich zum Ziel gesetzt, die hochgekochten Emotionen, auf Sparflamme zurückzufahren. Es geht darum, die Diskussion zu objektivieren. Vorbildlich, vielleicht beispielhaft für andere Streitfragen? Der Aufwand ist jedenfalls beträchtlich. Gleich mehrere Spitzenbeamte sitzen mit am Tisch. In Heidhausen bedurfte es dafür einer Bürgerinitiative, die zu mobilisieren weiß. Und es bedurfte einer Politik, die sich bis in die Parteien hinein in der Sache nicht einig ist. Das Verfahren weist der Politik einen Weg aus der Glaubwürdigkeitsfalle, allen voran der SPD und Oberbürgermeister Reinhard Paß, den die Bürgerinitiative nach seinen Aussagen im Wahlkampf beim Wort nehmen will.
Wohin die Reise geht? Am 27. Januar dreht es sich an gleicher Stelle um das Thema Verkehrsbelastung. Fest steht nur: Einen Schlichterspruch soll es am Ende nicht geben.