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Die Ankündigung kam spät und überraschte viele: Der zweite Warnstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat am Freitag im Essener Hauptbahnhof wieder für lange Gesichter gesorgt. Einige ICE haben bis zu 170 Minuten Verspätung.

Wieder schauen zahlreiche gebannte Augenpaare bang auf die Anzeigentafel im Essener Hauptbahnhof. Freitag, 25. Februar, Warnstreik Nummer zwei in nur einer Woche. Der ICE nach München hat 170 Minuten Verspätung, der nach Berlin kommt 160 Minuten später. Wer seinen Flieger in Düsseldorf erwischen möchte, sollte an diesem Vormittag nicht auf die Bahn setzen - satte 170 Minuten nach planmäßiger Ankunft soll der ICE Richtung Flughafen eintreffen. Die S1 nach Solingen fällt komplett aus, ebenso der Regionalexpress über Duisburg und Krefeld nach Viersen.

Reaktionen auf den Streik

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    Ein Großteil der Reisenden reagiert mit Unverständnis. Stephan Wiehe möchte mit seiner Frau nach Berlin. Vielleicht haben sie Glück. Die Bahn, die um 10.23 Uhr Essen erreicht, hat den Kölner Hauptbahnhof wohl planmäßig verlassen. „Mich ärgert die kurze Vorlaufzeit. Die Streik-Ansage kam erst am Donnerstagabend. Das ist eine Unverschämtheit. Die Lokführer können ja streiken aber die Reisenden müssen genug Zeit haben, sich einzustellen“, sagt der Essener.

    Drei Stunden ungeplante Pause in Essen auf dem Weg nach Ungarn

    Gelassen blickt Siegfried Pravemann nach oben auf das Wörter-Laufband, das die Hiobsbotschaften überbringt. Mit dem Auto kam er am Morgen aus Heiligenhaus nach Essen, im Bahnhof wollte er mal schauen „was da so los ist“. Er findet den Streik völlig gerechtfertigt. Dass es Reisende treffen, sei unumgänglich. Schließlich lohne sich so ein Streik nur, „wenn es weh tut“. Eine Frau, die ihren Namen nicht nennen will, ist tierisch sauer. Wann und ob ihr Zug kommt weiß sie nicht, nur, „dass ein Streik generell unsinnig ist“. „Es trifft nur Leute, die überhaupt nichts dafür können, das ist nicht richtig“, sagt sie.

    Fast schon verzweifelt stützt sich Norbert Petrezselyem aus Ungarn auf seinen Rollkoffer. Drei Stunden wird er wohl in Essen festhängen, so lange dauert es, bis die Bahn nach Hannover kommt. Der Geschäftsmann wollte eigentlich von dort aus in die Heimat fliegen. Nun bleibt ihm nichts anderes übrig als zu lesen und zu hoffen. „Ich muss heute noch nach Ungarn“, sagt er bestimmt.

    Die pure Gelassenheit strahlt hingegen Karl-Heinz Minuth aus. Der Mann am Infoschalter der Bahn hat für jeden ein strahlendes Lachen übrig, ändern kann er ja sowieso nichts. „Meinem Eindruck nach trifft der Streik uns heute nicht so hart wie am Dienstag. Zwischendurch übernehmen verbeamtete Lokführer einige Fahrten, um die Situation zu entzerren“, sagt Minuth. Bis 11.30 Uhr sollen die Streiks noch andauern. Der Anschluss-Verspätungen werden sich aber wohl noch bis in den Abend ziehen.

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