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Etwas abgelegen von der Rüttenscheider Straße liegt das „Crosskultur“. Etwas alternativer geht es dort auch zu. Der Stilmix der Szenekneipe ist so bunt wie das Publikum. Kompromisse macht das „Crosskultur“ nur beim Essen nicht.

Achtung, Schädel in Gefahr. Menschen über 1,80 Meter gelangen nur geduckt in die Lounge im ersten Stock des „Crosskultur“. Schwere Kopfverletzungen aber sind bislang nicht zu verzeichnen gewesen, sagt Sascha Seidel, im Laden quasi „Mädchen für alles“. Es kann nur daran liegen, dass alle Gäste den ausgefallenen Querbogen kennen – weil sie regelmäßig kommen. Ihr Motiv: „Nicht sehen und gesehen werden“, sagt Chefin Natalie Hooge, „sondern treffen und sich wohlfühlen“.

Hooge hat während ihres Jura-Studiums im „Leon de Belge“ im Südviertel zu kellnern begonnen. Dann wechselte dort der Wirt, eine eigene Übernahme des Lokals scheiterte, und Hooge sah ein Inserat für das „Crosskultur“ an der Brigittastraße 2. Ihr Gedanke: „Jetzt oder nie.“ Das Jura-Studium geriet fortan in den Hintergrund. „Mit Menschen zu arbeiten“, das sei genau ihr Ding, sagt Hooge. Daher die Gastronomie. Und dass es eher abends und nachts ist als tags, kommt ihr auch sehr gelegen. „Crosskultur’s“ hieß der Laden, als Hooge ihn zunächst mit einer Partnerin übernahm, Apostroph und „s“ blieben irgendwann auf der Strecke. Hooge blieb. Im Juni führt sie das „Crosskultur“ im achten Jahr.

Beim Essen keine Kompromisse

Der Stilmix an der Stelle am Rande der „Rü“, an der vor Jahren die Kneipe von RWE-Idol Penny Islacker beheimatet war, ist schwer zu beschreiben, „Crosskultur“ halt. Schwere Spiegel an den Wänden, chinesische Drachen am Eingang, der extrem hohe Innenraum im Erdgeschoss, die Empore mit Couch-Ecke in der ersten Etage. Dazu ruhige, soulige Jazz-Musik, aber auch das, was sich die Gäste wünschen, sagt die Chefin.

Nur beim Essen macht das „Crosskultur“ keine Kompromisse: Gemischt ist die Dauerkarte, „deftig“, sagt Hooge, die Duftmarke für die teilweise wechselnden Tageskarten, die das Team nonchalant handgeschrieben auf bunten Papierzetteln verteilt. Auszüge: Mettwurstpfannkuchen, Grünkohl, aber auch Lachslasagne und Rumpsteak. Die täglichen Angebote erfreuten sich längst noch größerer Beliebtheit als das Standardprogramm, erzählt Hooge. Eine beliebte Gästefrage laute: „Wann gibt es mal wieder Eintopf?“

Nur eins ist dann doch mal ausgegangen: Seit einem Jahr müssen Gäste im „Crosskultur“ auf belgisches Bier vom Fass verzichten, der Lieferant konnte den Nachschub nicht mehr garantieren; und Hooge verzichtete darauf, „kleine billige Fruchtbier-Fläschchen zum Apothekenpreis“ einzukaufen und weiter zu veräußern. Die Alternative zum belgischen Fassbier aus dem fünften Zapfhahn sind saisonale Angebote: mal ein Weihnachtsbock, mal Budweiser.

Entsprechend vielfältig ist auch das Publikum: „alle Altersklassen, alle Nationalitäten“, beschreibt Hooge. Ein 80. Geburtstag wurde hier schon gefeiert, weil der Enkel des Glückskinds Stammgast ist. Auch Schauplatz einer indischen Hochzeit ist das „Crosskultur“ schon gewesen.

Neue werden schnell aufgenommen

Und man kennt sich, auch wenn sich gerade keine geschlossene Gesellschaft versammelt. Dabei ist das „Crosskultur“ alles andere als verschlossen. „Wenn du neu hier reinkommst, wirst du nach zwei Tagen aufgenommen“, sagt Sascha Seidel, der soeben unter dem Balken im Obergeschoss durchpasst. Falls Gäste nach dem Besuch des „Crosskultur“ einen „Schädel“ beklagen, sollte das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht am steinernen Durchgang liegen.