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Das Soul Hell Café holt den Kiez nach Rüttenscheid: Die Kneipe an der Kahrstraße ist ebenso wenig glatt gestriegelt, wie die Musiker, die dort auftreten. Live-Musik in intimer Atmosphäre ist das Konzept, auf das die Betreiber setzen.

Jimi Hendrix wartet in der Küche darauf, seinen angestammten Platz in der Bildergalerie der Rock-Legenden zurück zu bekommen. Neben Musik-Größen wie Janis Joplin, Elvis, Bon Scott und Kurt Cobain hatte der Ausnahme-Gitarrist sonst ein wachsames Auge auf die Besucher des Soul Hell Café, fiel aber kürzlich aus dem Rahmen. Gleiches kann man von der urigen Kneipe behaupten, in der er hängt.

Auch das „Soul“, wie es von seinen Stammgästen kurz genannt wird, lässt sich nicht in ein bestimmtes Format pressen. „Wir sind eine typische Kiez-Kneipe, die man sonst vielleicht in Hamburg kennt“, sagt Christian Voss, der den Laden seit zwei Jahren gemeinsam mit Daniela Loof betreibt. Die beiden waren Stammgäste des Soul. Als der Vorbesitzer seinen Rücktritt ankündigte, mussten die beiden handeln, wie sie sagen: „Wo hätten wir uns denn sonst mit unseren Freunden treffen sollen?“

Ursprünglich eine Schnapsidee, haben die beiden es mittlerweile geschafft, den Geist der Kneipe zu bewahren und ihr dennoch einen eigenen Stempel aufzudrücken. Das ist ihnen vor allem durch die Live-Konzerte gelungen. Mittlerweile erreichen Voss und Loof sogar Anfragen von Bands aus Russland. Allein das Konzert der britischen Psychobilly-Band Frenzy war binnen zwei Tagen ausverkauft. Eine Nische, die nur wenige Kneipen in der Region besetzen. Nachteulen aus Köln, Bonn und den benachbarten Ruhrgebiets-Städten schätzen die Live-Qualitäten der kleinen Kneipe. Außergewöhnliche Bands in intimer Atmosphäre: Das ist das simple Konzept der beiden Betreiber, in deren Leben Musik eine große Rolle spielt. Voss hat vor lauter Liebe zu AC/DC sogar seinen Sohn den Zweitnamen Bon Scott gegeben. Da verwundert es kaum, dass sein Lieblings-Stück im Soul ein Original-Tourposter der Band von 1979 ist.

Daneben finden sich zahlreiche weitere Raritäten der Rockgeschichte, die aus dem Soul ein kleines Musik-Museum machen. Ihr Stammpublikum haben sich die beiden auch durch regelmäßige Veranstaltungen aufgebaut. Alle zwei Monate legen zwei DJs zur Soulnacht auf und lassen die 60er- und 70er Jahre an den Plattentellern wieder aufleben. Jeden ersten Samstag im Monat hat sich zudem die Rock’n’Roll-Nacht etabliert, zu der sich die gemütliche Sitzecke mit Ledersofas in eine Tanzfläche verwandelt. „Wir sind relativ untypisch für Rüttenscheid, weil wir eben nicht so „schickimicki“ sind. Ich glaube, das macht unseren Charme aus“, ist Daniela Loof überzeugt.