Essen. .

Stolz hatten Ekkehard Dudda und seine Frau ihren Freunden aus Hamburg die Kulturhauptstadt zeigen wollen. Doch von der neuen Stadtrundfahrt waren sie enttäuscht. Die Erklärungen zu den Wahrzeichen kommen vom Tonband.

Vielleicht haben Ekkehard Dudda und seine Frau, die sich selbst als „Essener mit Leib und Seele“ bezeichnen, einfach nur Pech gehabt an diesem 1. Mai.

Mit Hamburger Freunden enterten sie einen der Busse des Münsteraner Unternehmers Stefan Tigges, der an diesem Tag Premiere in Essen hatte. Dreimal täglich touren seine Busse seitdem auf große Fahrt quer durch die Stadt: Um 11, 13 und 15 Uhr geht es über anderthalb Stunden von der City (Touristikzentrale) zur Zeche Zollverein, von dort zum Krupp-Gürtel und Museum Folkwang, danach zum Baldeneysee und zur Villa Hügel, durch Rüttenscheid wieder zurück. 70 bis 80 Touristen pro Tag lässt Tigges durch die Stadt kutschieren - mehr als er erwartet hatte.

„Sie war uns peinlich“

„Stolz wollten wir unsere Stadt zeigen. Doch wir waren sehr enttäuscht von dieser Rundfahrt. Sie war uns sogar peinlich“, schreibt Dudda. Was war passiert? „Wir hatten einen leibhaftigen Stadtführer erwartet, der uns mit Herzblut und Witz etwas über die Kulturhauptstadt und ihre Menschen berichtet. Wir wurden aber die ganze Tour von einem Tonband begleitet. Die ersten Worte aus dem Lautsprecher lauteten: Die Stadtrundfahrt dauert 100 Minuten und Sie können während der Fahrt nicht aussteigen. Alles wurde kühl und geschäftsmäßig abgewickelt“, kritisiert Dudda.

Im Verlauf der Rundfahrt sei es mehrfach vorgekommen, dass ohne Hinweis Sehenswürdigkeiten erwähnt wurden, die nicht zu sehen gewesen seien - etwa Kettwig und Werden. „Die Aalto-Oper, ein kulturelles Aushängeschild der Stadt, wurde ohne Erwähnung passiert. Wir wurden mit vielen Zahlen versorgt, die man sich kaum merken konnte. Aber etwas Launiges über die hier lebenden Ruhrgebietsbürger gab es nicht zu hören.“

Stefan Tigges, der sonst in Münster Stadtrundfahrten organisiert, hält die Kritik insgesamt für übertrieben, räumt allerdings Anlaufschwierigkeiten ein: Erst seit dem gestrigen Mittwoch fährt ein nagelneuer Bus durch Essen, zuvor mussten die Touristen in alten Fahrzeugen Platz nehmen. Die Tonband-Informationen seien erst zu Zahlen-lastig gewesen, mit Anekdoten und Musik aus der Region habe man nachgebessert. „Es dauert manchmal Wochen und Monate, bis eine neue Stadtrundfahrt vernünftig steht.“ Für ein Tonband habe man sich entschieden, um bei täglich drei Touren zu je 100 Minuten die Qualität zu sichern und bezahlbare Preise anbieten zu können. „Bei einem echten Stadtführer lässt die Qualität seiner Beiträge schon bei der zweiten Tour am Tag nach“, meint Tigges.

Dass man wichtige Stadtteile beschreibe, die man nicht sehe, liege an der Größe der Stadt. „Essen ist in 100 Minuten nicht komplett abzufahren. Trotzdem wollen wir alle wichtigen Infos liefern.“