Essen. .
Sie waren schnell da und schnell wieder weg: Die vier Jungs der Newcomer-Band The Temper Trap verzauberten beim 1Live-Event „Eine Nacht in Essen“ auf der Zeche Zollverein eine knappe Stunde ihr Publikum. Sie räuberten ihr komplettes Repertoire: zehn Songs von ihrem Debütalbum Conditions.
Die 1Live-Moderatorin ließ nach dem Konzert verlauten, sie hätte sich Frontmann Dougy Mandagi auch fantastisch als Unterwäsche-Model vorstellen können. Mag sein, dass der gebürtige Indonesier bei diesem Job auch eine gute Figur machen würde. Dem Publikum bliebe aber ein charismatischer Sänger mit einer außergewöhnliche Stimme verwehrt – ein definitiv zu hoher Preis für die Schönheit.
Vor industriekultureller Kulisse auf der Zeche Zollverein spielten die vier Jungs von Down Under am Freitag beim 1Live-Event „Eine Nacht in Essen“ vor ausverkauftem Haus, also 1300 Fans. Nichts Ungewöhnliches für Dougy Mandagi (Gesang, Gitarre), Jonny Aherne (Bass), Lorenzo Sillitto (Gitarre) und Toby Dundas (Schlagzeug), füllen sie doch seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums Conditions im März 2009 Hallen und Clubs in Europa, Australien und den USA. Für ihren Gig in Essen sagten sie sogar einen Auftritt in Liverpool ab, am Sonntag geht es schon wieder in Manchester weiter.
Ehrlich, selten verschnörkelt
Das Arbeitermilieu der Zeche stand der Band nicht schlecht. Ihr alternativer Rock, der zuweilen auch elektronische Momente enthält, ist ehrlich, selten verschnörkelt, aber melodisch. So ging es auch los, um kurz nach neun in Halle 5: Die flotte Nummer „Rest“ gab es für die Fans zum Aufwärmen. Beim zweiten Song, der bekannten Single „Fader“, war das Publikum dem Charme der Band dann schon erlegen. Obwohl The Temper Trap nicht viele Worte machen, eine kurze Begrüßung und zwischendurch ein Dankeschön mussten reichen, war die Herzlichkeit und vor allem das Herzblut der vier Musiker zu spüren. Sänger Dougy mit seiner außergewöhnlichen, hohen Stimme wirkte oft wie versunken in seiner eigenen Musikwelt, aber nicht abwesend – besonders bei dem Song „Soldier on“, einer Ballade, der die vier Jungs wohl ihre Karriere zu verdanken haben. In einem Interview erzählte der Frontmann, dass der Song der Ehefrau des bekannten Produzenten Jim Abbiss, der auch den Arctic Monkeys schon auf die Sprünge half, so gut gefallen habe, dass sie ihn bat, The Temper Trap unter seine Fittiche zu nehmen. Mit Erfolg: Die Fans folgten The Temper Trap auf die Reise in einen atmosphärischen Sound, der so manchen Ohrwurm hinterlässt.
Für DEN Ohrwurm des australischen Quartetts mussten sich die Fans jedoch ein bisschen gedulden. Den Song, der schon auf dem Soundtrack des Liebesfilms „500 Days of Summer“ zu hören war, mit dem eine französische Automarke einen Image-Werbespot unterlegte, der es in die Top Ten der britischen Charts schaffte und der einfach nur eine Gänsehaut macht: „Sweet Disposition“. Ein kurzes Intro ließ die Mischung aus Ballade und Rocknummer schon erahnen. Zur Gewissheit wurde die Ahnung als Dougys klares, langgezogenes „Sweet“ durch die Halle schwebte und wohl auch den letzten möglichen Zweifler im Publikum überzeugte. Da mag man es den Vieren auch verzeihen, dass sie nach knappen 60 Minuten, zwei Zugaben inklusive, auch schon wieder von der Bühne verschwunden waren.