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Schwangere suchen immer häufiger die Beratungsstellen von Caritas und Skf auf. Häufigste Sorge ist das Geld: Das betreffe nicht nur Frauen, die Hartz IV beziehen, sondern auch „Schwellen-Haushalte“, die trotz Arbeit arm sind.

Mit Sorge beobachten Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), dass immer mehr werdende Mütter ein zu geringes Einkommen für die Gründung oder Erweiterung ihrer Familie haben. „Die Frauen wollen das Baby, fragen sich aber, ob sie es sich leisten können“, sagt SkF-Geschäftsführer Björn Enno Hermans. Das betreffe nicht nur Frauen, die alleinerziehend sind und /oder Hartz IV beziehen, sondern zunehmend auch „Schwellen-Haushalte“, die trotz Arbeit arm sind.

Arm trotz Arbeit

Zwar sei das Armutsrisiko für Alleinerziehende, Kinderreiche, Migranten, Menschen ohne Berufsausbildung und Arbeitslose weiterhin besonders hoch, „doch auch wenn die Eltern Arbeit haben, ist oft nicht ausreichend Geld vorhanden“, bestätigt die Caritas im Ruhrbistum. Inzwischen kämen 70 Prozent der Frauen in die Schwangerschaftsberatung, um sich in finanziellen Fragen beraten zu lassen - und nicht weil das Kind ungewollt sei. Dabei gelte meist: „Ohne staatliche Unterstützung geht nichts.“ Und oft reiche auch die staatliche Unterstützung nicht. So habe man den 8200 Ratsuchenden im Jahr 2009 aus dem Diözesaner Hilfsfonds, der Aktion für das Leben und der Bundesstiftung rund 3 Millionen Euro Hilfen gewährt (2008 waren es 2,8 Mio € für 7900 Betroffene).

Diese Ersthilfe ändere leider wenig daran, dass die Kinder von Geburt an vom normalen Lebensstandard ausgeschlossen seien. Das äußert sich laut Caritas nicht nur materiell: „Sie werden früh aus den Lebensbereichen Sport, Bildung und Kultur ausgegrenzt.“

Björn Enno Hermans vom Skf fordert daher nicht nur eine Anhebung der Hartz-IV-Sätze, „die nicht auskömmlich sind“. Um die Abhängigkeit von Sozialleistungen nicht über Generationen fortzuschreiben, sei vor allem Beratungs- und Beziehungsarbeit mit den betroffenen Familien wichtig - und wirksamer als eine „komplette staatliche Kontrolle“. So halte er wenig davon, an Kinder von Hartz-IV-Empfängern Gutscheine für Musik- oder Sportangebote auszugeben. Dahinter stehe nur der Verdacht, die Eltern würden Geldleistungen „in Nikotin, Alkohol und Flachbildschirme umsetzen“. Dabei gehe der Großteil der Betroffenen verantwortlich mit dem Familieneinkommen um.

Kinderwunsch ist da

Dass vor allem Frauen, die ihr Kind grundsätzlich haben wollen, den Weg in die katholischen Anlaufstellen finden, liege natürlich auch daran, „dass wir die für eine Abtreibung nötigen Beratungsscheine nicht ausstellen“. Dass immer mehr dieser Frauen aus finanziellen Gründen über ihren Nachwuchs nachdächten, sei indes ein bedauerliches Phänomen, das die gesamte Gesellschaft angehe.