Essen. Essen hat sich für die Schweinegrippe gewappnet: Ende Oktober wird es in jedem Stadtbezirk eine Impfstelle geben. Indes verdichten sich die Anzeichen, dass die 36-Jährige, die letzte Woche im Uniklinikum starb, noch am Leben wäre, wenn sie sich nicht mit dem Influenza-Virus angesteckt hätte.

Rechtzeitig vor der alljährlichen Grippewelle im Herbst trifft Essen die letzten Vorbereitungen im Kampf gegen die Influenza A-H1N1 – besser bekannt als Schweinegrippe. Um die optimale Versorgung der Bevölkerung sicherstellen zu können, trafen sich am gestrigen Mittwoch rund 100 niedergelassene und Krankenhausärzte zu einer Fachtagung im Elisabeth-Krankenhaus.

Experten von Feuerwehr, Gesundheitsamt und Virologischen Instituten sollten dabei alle Fragen rund um die Ansteckungsgefahr, Hygienemaßnahmen und Impfung beantworten. Allerdings wird die Ständige Impfkommission (Stiko) des Bundes erst in der nächsten Woche ihre offizielle Impf-Empfehlung aussprechen. Der Leiter des Essener Gesundheitsamtes, Dr. Rainer Kundt, geht fest davon aus, dass es eine solche Empfehlung geben wird, diese aber auf bestimmte Risikogruppen wie Kleinkinder, ältere Menschen ab 60 Jahren und chronisch Kranke beschränkt wird.

Frau war Risisko-Patientin

Auch die 36-Jährige, die vergangene Woche im Uniklinikum starb, sei eine Risikopatientin gewesen. Ob die stark übergewichtige und chronisch kranke Frau letzlich dem Virus oder einer bakteriellen Infektion erlegen sei, werde erst der Obduktionsbericht beantworten. „Man kann aber sagen, dass sie wohl noch am Leben wäre, wenn sie sich nicht angesteckt hätte”, sagt Kuhnt. Die Patientin wäre somit das erste Todesopfer der Schweinegrippe in Deutschland.

„Der Mensch, den es da getroffen hat, hatte ganz schlechte Karten”, erklärt Kuhnt. Und ähnlich vorbelastete Patienten seien durch das Virus A-H1N1 tatsächlich akut gefährdet. Trotzdem handle es sich bei der Schweinegrippe „statistisch gesehen” um eine harmlose Krankheit, die in der Regel einen milden Verlauf nehme, beschwichtigt der Frankfurter Virologe Prof. Hans Wilhelm Doerr. „Für uns ist das business as usual”. Zu diesem üblichen Geschäft gehören in Essen auch Übungen wie zuletzt Ende August, als 250 Statisten „geimpft” wurden.

Impfdosen reichen für 25 bis 50 Prozent der Bürger

Wenn der Impfstoff am 26. Oktober angeliefert wird, soll die nötige Logistik stehen, um rasch deutlich mehr Menschen impfen zu können: Für 25 bzw. 50 Prozent der Bevölkerung sollen die Impfdosen reichen, abhängig davon, ob eine einmalige oder eine zweimalige Impfung als ausreichend angesehen wird. In jedem Stadtbezirk werde es eine zentrale Impfstelle geben, verspricht Kuhnt. Dort könne sich auch derjenige impfen lassen, der keiner Risikogruppe angehöre. Die Tagung solle die teilnehmenden Ärzte auch befähigen, Patienten über Vor- und Nachteile der Impfung aufklären zu können. Kurzum: Man ist für die Pandemie gerüstet, rechnet aber nur mit der üblichen Grippewelle.