Brüssel. Knapp vor Beginn der Grippe-Saison hat die EU-Kommission in Brüssel die ersten Impfstoffe gegen die Schweinegrippe zugelassen. Die Hersteller Novartis aus der Schweiz und GlaxoSmithKline aus Großbritannien dürfen ihre Impfstoffe ab Donnerstag auf den Markt bringen.
Die EU-Kommission in Brüssel hat den Weg für Massenimpfungen gegen die Schweinegrippe freigemacht. Die Impfstoffe Focetria und Pandemrix könnten spätestens ab Donnerstag europaweit vertrieben werden, teilte die Kommission am Dienstag in Brüssel mit. Damit könne die Impfung gegen das Virus A (H1N1) noch rechtzeitig vor der neuen Grippesaison beginnen.
Kinder und Schwangere sollen vorrangig geimpft werden
Hersteller von Focetria und Pandemrix sind Novartis aus der Schweiz und der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline. Die Impfstoffekönnen den Angaben zufolge nach der spätestens am 1. Oktober in Kraft tretenden Zulassung in allen EU-Ländern sowie in Island, Liechtenstein und Norwegen genutzt werden. EU-Industriekommissar Günter Verheugen zeigte sich «sehr zufrieden», dass die Kommission so schnell entschieden habe. Nach jüngsten Angaben der Weltgesundheitsorganisation starben seit April mehr als 3900 Menschen weltweit an der Schweinegrippe.
Das Gesundheitsministerium in Deutschland geht davon aus, dass in der zweiten Oktoberhälfte mit den Impfungen begonnen werden kann. Bislang ist geplant, zunächst Mitarbeiter im Gesundheitswesen, bei der Polizei und Feuerwehr sowie Menschen mit Vorerkrankungen und Schwangere vorrangig zu impfen. Die Länder haben dafür zunächst 50 Millionen Dosen Impfstoff bei den Herstellern geordert, weitere Impfdosen sollen nachbestellt werden. Laut Gesundheitsministerium soll jeder geimpft werden können, der dies möchte. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) will die Ständige Impfkommission (Stiko) Anfang Oktober eine generelle Impfempfehlung veröffentlichen.
170 Todesfälle in Europa
Die Krankenkassen tragen die Impfkosten für die Hälfte der Versicherten, das sind bis zu 35 Millionen Bürger. Die Kosten dafür belaufen sich auf bis zu einer Milliarde Euro. Wenn sich mehr Menschen impfen lassen wollen, springen Bund und Länder mit Steuermitteln ein.
Bislang gab es in Europa laut RKI mehr als 170 Todesfälle. In Deutschland gibt es einen Todesfall, der möglicherweise im Zusammenhang mit einer Schweinegrippe-Infektion steht. Dabei handelt es sich um eine 36-jährige Frau, die in Nordrhein-Westfalen an den Folgen einer Infektion mit akutem Lungen- und Multiorganversagen gestorben ist und die auch eine Vorerkrankung hatte. Bei der Patientin war auch das Schweinegrippevirus nachgewiesen worden. Es wird noch untersucht, ob die Frau unmittelbar an der Schweinegrippe oder an anderen Infektionen starb. In Deutschland wurden bislang mehr als 20.000 Schweinegrippefälle registriert. In der Regel verliefen die Erkrankungen milde. (afp)