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Das insolvente Herzzentrum am Elisabeth-Krankenhaus steht zum Verkauf. Der neue Eigentümer wird sich ums Betriebsklima kümmern müssen. Aktuell klagen zehn Mitarbeiter, weil sie seit April kein Geld bekommen haben.

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Das insolvente Herzzentrum am Elisabeth-Krankenhaus steht zum Verkauf. Der vorläufige Insolvenzverwalter Günter Trutnau bestätigte, dass er mit drei „konkreten Interessenten“ verhandle. Namen nannte er nicht.

Nach Informationen der WAZ gehören das Uni-Klinikum Essen und das Herzzentrum Bad Oeynhausen zum Kreis der Bieter. Da es sich um öffentliche herzchirurgische Abteilungen mit Kassenzulassung handelt, zeichnet sich für die private Huttroper Klinik erstmals eine tragfähige Per­spektive ab. Das 1998 errichtete Haus krankte daran, dass es nur Privatpatienten operieren durfte. Durch die Übernahme im Jahr 2009 und die Verpflichtung des renommierten und 68 Jahre alten Herzchirurgen Reiner Körfer aus Bad Oeynhausen versprach sich der neue Besitzer Contilia, auch Träger des Elisabeth-Krankenhauses, die Kassenzulassung und wirtschaftlich sinnvolles Arbeiten.

Nur ein Jahr später steht Contilia-Geschäftsführer Heinz Diste vor einem Scherbenhaufen: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Körfer und andere wegen Abrechnungsbetruges, ein Verfahren gibt es auch wegen Anstiftung zum versuchten Totschlag an einem Patienten, zudem laufen Klagen am Arbeitsgericht, die dem Herzzentrum und Körfer Mobbing vorwerfen.

Riss durch Belegschaft

Der neue Eigentümer wird sich ums Betriebsklima kümmern müssen. Denn seit Körfers Amtsantritt geht ein Riss durch die Belegschaft, der in den Mobbing-Klagen gipfelte. Aktuell klagen etwa zehn Mitarbeiter der alten Mannschaft, dass sie im Gegensatz zu Körfer-Getreuen seit April kein Geld bekamen oder ihnen früheres Weihnachtsgeld vorenthalten wurde. Der vorläufige Insolvenzverwalter Günter Trutnau bestätigte das zum Teil. Der Grund sei, dass das Insolvenzverfahren nicht er­öff­net sei. Für die 69 Mitarbeiter des Herzzentrums seien das April- und Mai-Gehalt nicht ausgezahlt worden.

Kein Geld für Kranke

„Zur Aufrechterhaltung des Betriebes“ werden „für aktive Mitarbeiter“ Zahlungen vorfinanziert. Trutnau: „Kein Geld gibt es für Kranke oder für Mitarbeiter, die ge­kündigt oder eine neue Stelle gefunden haben“. Das betreffe im Herzzentrum vier Mitarbeiter. Dies sei ein üblicher Vorgang. Es sei Aufgabe des Betriebsleiters, dies den Mitarbeitern zu sagen. Trutnau: „Betriebsleiter ist Professor Körfer.“

Die Mitarbeiter, die seit April auf Geld warten, sagen, sie hätten andere Erfahrungen gemacht. Ein Angestellter spricht von Willkür: „Ich war auch krank und habe trotzdem Geld bekommen.“ Leer ausgegangene Mitarbeiter sehen sich als Körfer-Opfer und sagen, ihnen sei vorgeworfen worden, Angaben zum Totschlagverdacht gemacht zu haben, die die neuen Klinik-Ärzte belasteten. Eine Angestellte, die kein Geld bekam: „Eine Schwester sagte, wir würden das Geld nicht wegen Krankheit nicht kriegen, sondern weil wir bei der Staatsanwaltschaft waren. Wir hätten vorher nachdenken sollen.“

Über Rechtsanwalt Christian Nohr haben Betroffene Klage auf Zahlung eingereicht. Weil sie keinen Kontakt zum Insolvenzverwalter bekamen, haben sie das Amtsgericht eingeschaltet. Gerichtssprecher Niklas Nowatius kündigte an, dass das Gericht sich darum kümmern werde. Auch er sagte, unter bestimmten Umständen werde nicht gezahlt. Dass eine Aussage bei der Staatsanwaltschaft zu diesen Umständen zähle, sagte er nicht.