Essen.

Zwischen dem Elisabeth-Krankenhaus und Uni-Herzchirurgen in NRW ist ein Kampf um den Ausbau des Herzzentrums Hilarion entbrannt. Acht Lehrstuhlinhaber haben in einem Schreiben an Ministerpräsident Rüttgers davor gewarnt, das Hilarion in den Landes-Bedarfsplan aufzunehmen.

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Bedarf oder Fehlinvestition, Allgemeinwohl oder Egoismus, innovative Behandlungs-Technik oder „Herzchirurgie im Stil des 20. Jahrhunderts“? Zwischen dem Elisabeth-Krankenhaus auf der einen und namhaften Uni-Herzchirurgen in NRW ist ein verbissener Kampf um den Ausbau des Herzzentrums Hilarion entbrannt. In einem scharf formulierten Schreiben an Ministerpräsident Rüttgers, das der WAZ vorliegt, warnen acht Lehrstuhlinhaber davor, dem Hilarion Zugang zu Versicherungsleistungen der Gesetzlichen Kassen zu verschaffen und das Haus in den Landes-Bedarfsplan aufzunehmen. Unter den Unterzeichnern ist der Direktor des Herzzentrums des Uniklinikums Essen, Prof. Heinz Günther Jakob.

Die Vorwürfe sind happig. Dem Elisabeth-Krankenhaus, das sich der Dienste des Bad Oeynhausener Herz-Spezialisten Prof. Reiner Körfer versichert hat, wird vorgeworfen, „bewusst irreführend“ einen nedizinischen Bedarf an bestimmten OP-Methoden vorzutäuschen. Mithilfe „unlauterer argumentativer Hilfskonstrukte“ maße sich das nur „städtisch-kirchliche Haus“ an, mit Uni-Kliniken zu konkurrieren, heißt es etwas von oben herab. Hier würden „persönliche Interessen“ bedient, die dem Allgemeinwohl widersprächen und die der Patient nicht brauche.

„Futterneid und klassische Ordinarienpolitik“

„Das ist Futterneid und klassische Ordinarienpolitik“, kommentiert der Geschäftsführer von Hilarion und Elisabeth-Krankenhaus, Heinz Dieste, den Vorgang. So gut wie alles, was in dem Brief stehe, sei falsch oder verzerrt. Anders als dort unterschwellig angedeutet, habe das Hilarion „weit mehr Erfahrung“ in der Kardiologie als etwa das Uniklinikum Essen und halte auch dreimal soviele Betten vor. Diste zufolge unterschlagen die Ordinarien, dass es auf Körfers Spezialgebiet, der modernen Behandlung terminaler Herzinsuffizienz (chronischer Schwäche des Herzmuskels) „sehr wohl eine gravierende Unterversorgung im Ruhrgebiet“ gebe. „Das haben Vertreter des Uniklinikums Essen in einem Gespräch bei der Landesregierung NRW und in meiner Anwesenheit auch klar gesagt, und deshalb wollten sie Prof. Körfer ja im Übrigen selbst engagieren.“

Tatsächlich wird im Brief an Rüttgers über Körfers Weigerung geklagt, „sich in existierende Strukturen integrieren“ zu lassen. Gemeint ist das Uniklinikum. Diese Ablehnung, heißt es recht kühn, lasse „den Schluss zu, dass andere Motive als eine Forschungs- und Versorgungsoptimierung im Vordergrund stehen“. Diste liest diese Behauptung ganz anders: „Es geht um Geld, um Macht und das Old-Boys-Netzwerk der Ordinarien, und da stören wir offenbar.“

Laut Diste habe sein Herzzentrum nicht nur das Recht, sondern im Sinne einer guten Patientenversorgung auch die Pflicht, die Strukturen auszubauen. „Wir machen nicht veraltete Herzchirurgie, wie uns in dem Brief an Rüttgers vorgeworfen wird, wir stehen an der Spitze des Fortschritts.“ Dies betreffe vor allem die schonenden invasiven kardiologischen OP-Methoden, aber auch klassische Herztransplantationen. Dafür bürgten Körfer und sein Team. „Wenn es anders wäre, warum hätten dann alle großen Krankenkassen in NRW - nicht nur die AOK - mit uns einen Versorgungsvertrag abschließen sollen?“, fragt Diste. „Die haben schließlich kein Geld zu verschenken.“