Essen. Das Elisabeth-Krankenhaus schweigt weiter, Chefarzt Reiner Körfer redet dagegen und kritisiert scharf die Arbeit der letzten Jahre am Herzzentrum im Hilarion. Kritik eines Arztes, der wegen Mobbing-Vorwürfe seiner Mitarbeiter in Bedrängnis geriet.
Seit Mai 2009 ist der Professor, der zuvor 25 Jahre lang in Bad Oeynhausen operiert hatte, Ärztlicher Direktor am Herzzentrum Essen, das zum Elisabeth-Krankenhaus gehört. Seitdem klagen Mitarbeiter über das Klima an der Klinik. Im Beisein von Patienten werfe der 68-Jährige ihnen schlechte Arbeit vor. Von konstruktiver Kritik könne keine Rede sein. „Das sind ja Zustände hier wie in Afrika“, habe er gesagt, oder „Hier werden die Patienten ja alle vergiftet.“ Öffentlich wurden die Zitate durch einen Arbeitsgerichtsprozess, in dem ein Anästhesist 50.000 Euro Schmerzensgeld forderte.
Ohne Samthandschuhe
Das Elisabeth-Krankenhaus hatte dazu wegen des laufenden Prozesses geschwiegen. Reiner Körfer bestätigte dagegen die Äußerungen. In den Lokalzeitungen von Bad Oeynhausen wird er in der Freitagausgabe fast gleichlautend zitiert. Im Westfalen-Blatt: „Prof. Körfer gibt zu, seine neuen Mitarbeiter nicht immer mit Samthandschuhen angefasst zu haben: ,Ich bin nicht nach Essen gegangen, um Händchen zu halten. Aber persönlich beleidigen wollte ich nie jemanden.’“
Der Satz, Patienten würden vergiftet, stimme. Das habe er gesagt, als ein Arzt ihm nur mit „Gestotter“ erklärt habe, warum er einen Patienten mit einem Medikament „vollgepumpt“ habe. Weiter heißt es: „Und das Zitat von den afrikanischen Zuständen habe sich auf mangelnde Hygiene bezogen.“ Das Blatt spricht auch von der „zuweilen polterigen Art, mit der seine Mitarbeiter in Bad Oeynhausen groß geworden sind“.
Die saloppe, polterige Art eines Chefarztes im Professorenrang ist vermutlich auch vielen Essener Ärzten nicht ganz unbekannt. Aber mangelnde Hygiene in einem erst zwölf Jahre alten Krankenhaus, das von Anfang an eng mit dem Elisabeth-Krankenhaus zusammenarbeitete und in das Professor Georg Sabin oft Patienten überwies?Dann hätte das auch vorher jemandem auffallen müssen. Der Geschäftsführer der Contilia GmbH, Träger des Krankenhauses wie des Herzzentrums im Hilarion, lobte das Zentrum noch im Mai 2009 bei der Einführung Körfers. Heinz D. Diste: „Am Standort war auch in den vergangenen Jahren eine gut aufgestellte Herzchirurgie vorhanden.“ In der NRZ wurde Diste damals zitiert, die Hilarion-Mitarbeiter „können darauf bauen, weiter beschäftigt zu werden“.
Auch Dr. Thomas Asmuth, Sportmediziner und Orthopäde in Werden, weist Körfers Kritik zurück. Mit seinem Kollegen Dr. Gerhard Quack hat er im Hilarion als Belegarzt „Hunderte Patienten“ operiert. Asmuth: „Wir kommen beide aus dem Krupp-Krankenhaus und kennen die internationalen Standards. Für unsere Kniegelenkeingriffe ist die höchste Sterilität erforderlich. Die war im Hilarion immer gegeben, wir hatten nie Probleme.“ Das Elisabeth-Krankenhaus schweigt dazu - wegen des laufenden Prozesses vor dem Arbeitsgericht.