Die private Herzzentrum Essen GmbH steht offenbar kurz vor der Übernahme durch das Universitätsklinikum. Das berufliche Schicksal von Professor Reiner Körfer (68) ist nach WAZ-Informationen ungeklärt.

Offiziell gibt es zur Zukunft des privaten Herzzentrums, das Ende April Insolvenz angemeldet hatte, keine Auskunft. Rechtsanwalt Günter Truttnau, vorläufiger Insolvenzverwalter, hatte Anfang Juni der WAZ mitgeteilt, er verhandele mit drei Krankenhäusern über die Übernahme. Nachdem das landeseigene Herzzentrum NRW in Bad Oeynhausen sich gegen eine Übernahme aussprach, läuft jetzt wohl alles auf die Uniklinik zu. Besucher einer öffentliche Veranstaltung am vergangenen Sonntag im Uni-Herzzentrum berichteten der WAZ, Klinikums-Aufsichtsratsvorsitzender Jochen Melchior habe deutliche Äußerungen gemacht, dass in Kürze die Übernahme eines anderen Herzzentrums anstehe, sich dann aber selbst gestoppt: „Ich darf dazu aber noch nichts Weiteres sagen.“ Gegenüber der WAZ sprach Melchior von Spekulationen: „Genau habe ich gesagt, dass ich nicht ausschließe, dass das westdeutsche Herzzentrum in Zukunft einen zweiten Standort bekommen wird.“ Diesem Satz wolle er wegen laufender Verhandlungen nichts hinzufügen.

Mitarbeiter des privaten und insolventen Herzzentrums stellen sich aber darauf ein, vom Uni-Herzzentrum übernommen zu werden. Wie sie der WAZ berichteten, soll der Abschluss aber Probleme bereiten, weil auch die Contilia-Gruppe, Träger des Elisabeth-Krankenhauses und des privaten Herzzentrums, an der neuen Einrichtung beteiligt werden soll.

Fraglich, ob diese Beteiligung das Betriebsklima eines Herzzentrums an zwei Standorten fördern würde. Als das private Herzzentrum sich noch um die Anerkennung für gesetzlich versicherte Patienten bemüht hatte, war es Contilia-Geschäftsführer Heinz Diste, der den etablierten Uni-Kliniken in der WAZ „Futterneid und klassische Ordinarienpolitik“ vorwarf, weil sie sich gegen das private Herzzentrum als selbstständige Klinik ausgesprochen hatten. Distes forscher Kommentar damals: „Es geht um Geld, um Macht und das Old-Boys-Netzwerk der Ordinarien.“

Nur zwei Wochen später musste Diste dann einräumen, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit seines Herzzentrums gefährdet sei, weil die Krankenkassen nun genauer prüfen wollten, ob die vielen gesetzlich versicherten Patienten wirklich alle Notfälle seien. Denn das war das Problem des Hauses. Weil es nie die Zulassung der gesetzlichen Krankenkassen bekam, durfte es deren Mitglieder nur als Notfall operieren. Seit Körfers Amtsantritt im Mai 2009 schnellten die OP-Zahlen hoch und provozierten die Frage, ob die Zahl der Notfälle wirklich so schnell ansteigen konnte. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft ist eingeleitet worden.

Der Mann, der in den letzten Monaten im Mittelpunkt der Diskussion um das private Herzzentrum stand, soll seine Zukunft nicht mehr in Essen sehen. Mitarbeiter berichten, dass Professor Reiner Körfer von seiner Kündigung zum 1. Juli gesprochen haben soll. In den Blickpunkt der Öffentlichkeit war Körfer gerückt, nachdem das Arbeitsgericht Essen Mitte März über die Klage eines Arztes gegen das private Herzzentrum als Arbeitgeber Körfers verhandelt hatte. Dieser warf Körfer Mobbing vor. Auch dieser Prozess läuft noch. Am Mittwoch kam das Arbeitsgericht in der Sache nicht weiter, setzte einen neuen Termin an. Bis dahin sollen das Herzzentrum und der Mediziner noch einmal versuchen, sich zu vergleichen.