Essen.
Die Abrechnungen bekamen sie noch, aber die Aprilgehälter gingen auf den Konten der rund 50 Mitarbeiter des privaten Herzzentrums am Elisabeth-Krankenhaus nicht mehr ein. Die Klinik stuft sich offenbar als pleite ein und stellte Antrag auf Insolvenz.
Von der Geschäftsführung der Klinik für Herzchirurgie bekam die WAZ keine Stellungnahme. Das Amtsgericht Essen bestätigte aber am Freitag den Eingang des Antrages. Am Montag, so wurde den Mitarbeitern des Zentrums ebenfalls am Freitag auf einer Betriebsversammlung gesagt, komme der vom Gericht eingesetzte Insolvenzverwalter.
Neben dem drohenden Verlust des Arbeitsplatzes ist für einige Mitarbeiter bitter, dass mit dem Aprilgehalt eigentlich auch das bisher verweigerte Weihnachtsgeld für 2007 und 2008 ausgezahlt werden sollte. Nachdem die Angestellten Klage erhoben hatten, erklärte sich die Geschäftsführung noch am 23. April bereit, die ausstehenden Gelder „unverzüglich anzuweisen“.
Kurzfristige Entwicklung
Die Pleite muss also für die Geschäftsführung wohl überraschend gekommen sein. Die Mitarbeiter hörten am Freitag, so die Information der WAZ, dass diese Entwicklung vor drei Tagen noch nicht bekannt gewesen sei. Dafür spricht, dass Gehälter zum Teil überwiesen, dann aber storniert wurden, berichten Mitarbeiter mit Blick auf Kontoauszüge.
Seit Gründung des Herzzentrums 1998 hatte es immer wieder Gerüchte um wirtschaftliche Probleme gegeben. Der Grund ist die bis heute fehlende Zulassung für die Operation von Kassenpatienten in der Herzchirurgie. Nachdem die Klinik im Mai 2009 den pensionierten Chefarzt des Herzzentrums Bad Oeynhausen, Reiner Körfer, verpflichtet hatte, hoffte sie wieder auf die Zulassung. Er steigerte seitdem die Zahl der Operationen von 200 auf 1000. Rechtlich sauber dürfen die gesetzlichen Kassen diese Eingriffe nur zahlen, wenn es sich um Notfälle handelte, für die in den zugelassenen Herzzentren akut kein Platz frei ist. Ob dies immer so war, wird zurzeit geprüft. Ein Versorgungsvertrag, den die Krankenkassen mit der Klinik schlossen, ist vom Land noch nicht genehmigt worden.
Staatsanwalt ermittelt
Mobbing-Vorwürfe gegen Professor Körfer sowie staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen der Anstiftung zum versuchten Totschlag durch einen leitenden Arzt hatten weitere Unruhe ins Zentrum getragen. Kathrin Rebbe, Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums, erklärte, dass die Behörde offiziell nichts vom Insolvenzantrag gehört habe. Das Genehmigungsverfahren für den Versorgungsvertrag mit den Kassen könne aber noch dauern. Die „krankenhausaufsichtliche Unbedenklichkeit“ werde geprüft und da spiele die laufende Ermittlung durch die Staatsanwaltschaft eine Rolle.