Essen. Essener Arbeitnehmer leiden häufiger an psychischen Erkrankungen. Statistisch gesehen: Jeder Arbeitnehmer fehlt rein statistisch betrachtet anderthalb Tage pro Jahr wegen Psycho-Beschwerden. Das geht aus dem „Gesundheitsreport” der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) hervor.

Die Zahl der Fehltage, die auf Leiden wie Depressionen oder Angst zurückzuführen sind, ist im Jahr 2008 um knapp ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Rein statistisch betrachtet und stark vereinfacht ausgedrückt: Jeder Arbeitnehmer in Essen fehlt im Betrieb anderthalb Tage pro Jahr wegen psychischer Probleme. Das geht aus dem „Gesundheitsreport” der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) hervor.

Krankenstands-Wert in Essen im Mittelfeld

Untersucht wurden jene Krankmeldungen der knapp 21 000 DAK-Versicherten in Essen, die länger als zwei Tage andauerten. Insgesamt lag im Jahr 2008 der Krankenstand in Essen bei 3,2 Prozent – das bedeutet: An jedem Tag des Jahres waren 32 von 1000 DAK-Versicherten krankgeschrieben (siehe Tabelle). 2007 lag der Wert bei 2,9 Prozent.

Auf Platz 1: Leiden an Wirbelsäule, Rücken, Bandscheibe

Die meisten Beschäftigten lassen sich wegen Leiden am Rücken, an Wirbelsäule und Bandscheibe krankschreiben (22,4 Prozent). Am zweithäufigsten sind Probleme mit dem Atmungssystem. Schon auf Platz drei liegen die „psychischen Erkrankungen” mit 13,1 Prozent.

„Belastungen am Arbeitsplatz spielen eine große Rolle bei psychischen Erkrankungen”, sagt Klaus Wollny, Leiter des DAK-Servicecentrums am Willy-Brandt-Platz. „Wir wollen nichts dramatisieren, aber darauf hinweisen, dass das Thema ernst genommen werden muss.” Chronischer Stress sei ein Risikofaktor für die Gesundheit. Die Anforderungen an Flexibilität und Mobilität seien gestiegen, hinzu kämen verstärkte Sorge um den Job und Konkurrenzdruck.

Zwei Prozent der Arbeitnehmer schluckt regelmäßig Pillen

Erstmals näher untersucht hat der „Gesundheitsreport” das Thema „Doping am Arbeitsplatz”: Demnach nehmen rund zwei Prozent aller Arbeitnehmer in NRW regelmäßig – mehrmals im Monat bis täglich – und planvoll Medikamente, um im Job besser bestehen zu können. Eingenommen werden z. B. verschreibungspflichtige Medikamente, die eigentlich gegen Alzheimer oder Aufmerksamkeitsstörungen wirken sollen – und bei Gesunden zunächst den gewünschten Effekt haben, dass sie die Konzentrationsfähigkeit oder Stressresistenz verbessern. Dabei droht langfristige Abhängigkeit, ganz abgesehen von Gesundheitsschäden durch Nebenwirkungen.

Männer frisieren ihre Leistungsfähigkeit, Frauen nehmen Stimmungsaufheller

Die Befragung hat ergeben: Während Männer vor allem ihre Leistungsfähigkeit verbessern wollen, nehmen Frauen Medikamente, um ihre Stimmung aufzuhellen. Die DAK warnt vor solchem Medikamenten-Missbrauch: „Wir empfehlen Yoga statt Aufputschmittel. Der Wunsch, immer perfekt sein zu müssen, lässt sich durch Medikamente nicht erfüllen”, sagt Klaus Wollny.

Die psychischen Erkrankungen schlagen in der Statistik besonders zu Buche – sie gehören in der Regel zu den Langzeiterkrankungen, die einen Großteil der registrierten Fehltage ausmachen.

Fast die Hälfte aller registrierten Fehltage werde nach der DAK-Erhebung durch Krankheiten verursacht, die 43 Tage und länger andauerten. Dabei sind sie am seltensten: Nur 3,8 Prozent der Erkrankungsfälle machen somit 42,8 Prozent des Krankenstandes aus. Umgekehrt gilt das gleiche: Die meisten Krankmeldungen (37,6 Prozent) dauern nur maximal drei Tage – sie machen aber nur einen Bruchteil (6,5 Prozent) der Gesamtmenge an Fehltagen aus.