Essen. Die Brücke über die A40 in Essen ist weg. Die Baustelle zieht Schaulustige an, Anwohnerinnen schwelgen in Erinnerungen und schauen nach vorn.

Samstagmorgen, 8 Uhr, auf der Fußgängerbrücke an der Schwanenbuschstraße. Von hier oben sehen die Bauarbeiter mit ihren Helmen, ihren neonorange und -gelb leuchtenden Warnwesten aus wie kleine Playmobilmännchen. Wo sonst Autos vorbeirauschen, steht an diesem Morgen alles still. Die Fußgängerbrücke „Frillendorfer Höhe“ wird an diesem Wochenende abgerissen. Deshalb ist die vielbefahrene A40 zwischen den Anschlussstellen Essen-Zentrum und Essen-Frillendorf in beide Fahrtrichtungen von Freitag, 26. April, 21 Uhr, bis Montag, 29. April, 5 Uhr, gesperrt.

Als wir an diesem Morgen die 500 Meter entfernte Brücke betreten, von der aus sich das Spektakel gut beobachten lässt, ist der größte Teil schon gelaufen. Zwei Jungen mit einem lila glänzenden Cityroller stehen am Geländer, blicken auf die Baustellenfahrzeuge und die großen Kräne. Drei Erwachsene und zwei weitere Kinder stehen ebenfalls auf dieser Brücke. Die Erwachsenen arbeiten allesamt bei der Autobahn GmbH. Einer verabschiedet sich schon wieder: „Schönes Wochenende, ich bin jetzt mal weg, Kaffeekochen.“

A40-Brücke abgebaut – am Morgen gibt es kaum was zu sehen

Susanne Wöltjen war beruflich in die Planung des Brückenabrisses über der A40 involviert. Heute ist sie aber privat mit ihren beiden Söhnen (fünf und sieben Jahre alt) hier. „Ich bin hier, weil es die Kinder interessiert“, sagt sie. Eine halbe Stunde stünden sie schon auf der gegenüberliegenden Brücke. „Als wir gekommen sind, waren die beiden Überbauten schon weg.“

Die Brücke „Frillendorfer Höhe“ bestand aus zwei Teilen. In diese wurde sie zerlegt und mithilfe von zwei Autokränen auf Tieflader verladen. Funken sprühen, als nach den Überbauten die Mittelstütze abgetrennt wird. Auch sie wird nun entfernt. „Da ist ein Containerlader!“, ruft einer von Wöltjens Söhnen begeistert, als er das Fahrzeug entdeckt. Kurz darauf wird der letzte, massive Brückenteil abtransportiert.

Lesen Sie zur Vollsperrung der A40 in Essen:

Immer wieder schlendern Passantinnen und Passanten über die Brücke, bleiben kurz stehen und schauen in beide Richtungen. Ein Vater stellt sich mit seinem Sohn nahe an die Brüstung und blickt auf die Baustelle. Wie Sie sehen, sehen sie nichts. Dass der spannende Teil schon vorbei ist, scheint den beiden schnell klarzuwerden. Nach kurzer Zeit verlassen sie die Brücke wieder.

Erinnerungsfoto von den abgebauten Brückenteilen

Anke Hösel wohnt seit über 40 Jahren in einer Siedlung nahe der A40. Sie hat die Handykamera gezückt. „Ich mache ein paar Erinnerungsfotos“, erklärt sie. Die Brücke kenne sie seit eh und je, verbinde viele Erinnerungen mit ihr. Vor vielen Jahren habe sie ihre Kinder im Kinderwagen darüber geschoben, wenn es spazieren ging. „Ich bin gerade erst gekommen, da war die Brücke schon weg. Aber ich habe gesehen, wie sie wegtransportiert wurde. Das war gigantisch“, erzählt die Anwohnerin. „Und ich wollte mir dieses Stillleben anschauen“, ergänzt sie und deutet auf die autofreie Fahrbahn.

Ein Lkw (rechts) transportiert die abgebaute Brücke ab.
Ein Lkw (rechts) transportiert die abgebaute Brücke ab. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Auf der Brücke kommt sie mit Annegret Vogl ins Gespräch, die auf der anderen Seite der A40 lebt. Beide fühlen sich ins Jahr 2010 zurückversetzt, als auf der Autobahn schon einmal alles stillstand. Das Ruhrgebiet war Kulturhauptstadt und zu diesem Anlass durften statt Autos Scharen von Fußgängerinnen und Fußgängern auf die A40 strömen.

Anwohnerin hofft auf eine neue Brücke

„Die Fußgängerbrücke war für uns immer ideal, um zur Frillendorfer Straße zu kommen. Zum Beispiel, um im Rewe einkaufen zu gehen“, erinnert sich Vogl. Vor dem endgültigen Abriss an diesem Wochenende war die baufällige Brücke aber schon seit September 2019 gesperrt gewesen.

Die Fußgängerbrücke über die A40 in Essen vor dem Abriss.
Die Fußgängerbrücke über die A40 in Essen vor dem Abriss. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die von der Schwanenbuschstraße aus erreichbare Brücke habe sie nicht so richtig ersetzen können, findet Vogl: „Die macht einen weiten Bogen nach hinten, sodass man weiter laufen muss.“ Außerdem sei die nun abgerissene Brücke eine reine Fußgängerbrücke gewesen, da habe man sich sicherer gefühlt als auf der anderen, über die auch Rad- und Mofafahrer führen. Vogl sagt deshalb: „Ich hoffe, dass bald eine neue Brücke für Fußgänger gebaut wird.“

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