Essen-Werden. Die Essenerin Linda Symanski (17) gehört zum erfolgreichen Nachwuchs der Schachfreunde Werden. Sie erzählt, was es braucht, um zu gewinnen.
- Schach liegt seit Corona wieder im Trend.
- Die 17-jährige Essenerin Linda Symanski spielt aber schon länger.
- Sie erklärt, was sie an dem Spiel begeistert.
Kindliche Neugier brachte Linda Symanski zu ihrem liebsten Hobby: Als Vierjährige wollte sie wissen, wozu die vielen schwarzen und weißen Figuren im Spielemagazin gut sind. Ein Praktikant in der Kita erklärte es ihr. Heute gehört die 17-Jährige zu den Besten des Schachnachwuchses an der Ruhr.
Auch ihrem Zwillingsbruder Philip gefiel das königliche Spiel mit den jeweils 16 Figuren. Aus der Schach-AG in der Kita Lummerland ging es für beide 2014 zu den Schachfreunden Werden 1924/80.
Mit Bauern, Springern, Läufern, Türmen, Damen und Königen wuchsen die Symanski-Zwillinge auf, wobei ihr Vater Detlef nicht ganz unschuldig war, der früher gern Schach spielte. In einer aufklappbaren Schatulle befindet sich das älteste Schach der Familie. Gekauft vor Jahren auf einem Basar in Ägypten, als Lindas Eltern ein junges Paar waren. Hofstaat und Heer kommen in einem eigenwillig kantigen Design daher. Ihre Kunststoffoberfläche ist vom vielen Spielen mittlerweile abgegriffen.
Schach: Der klassische Gambit-Start ist ein kalkuliertes Risiko
Exotisch sind die Spielsteine aus Kreta. Bei denen muss man erst überlegen, welche Figur man in der Hand hält. Nichts für ambitionierte Spieler, die sich an den Vorgaben des Schwachweltverbandes FIDE orientieren. Der empfiehlt Steine vom Typ Staunton. Mit einem König, der etwa 9,5 cm Höhe misst.
Bei Turnieren hat Linda Symanski schon eine ganze Reihe Pokale gewonnen, die sie uns im Wohnzimmer zeigt. Auf dem Esstisch aufgebaut hat sie ihr liebstes Schachbrett. „Das habe ich bei einem Turnier bekommen.“ An diesem erklärt sie einen klassischen Gambit-Start.
„So nennt man beim Schach eine Eröffnung, bei der ein Bauer oder mehrere oder eine Figur dem Gegner geopfert werden.“ Taktik und Strategie sind das A und O beim Schach. Die Bezeichnung „Gambit“ soll aus dem Italienischen stammen. Abgeleitet von „dare il gambetto“ (= ein Bein stellen) drückt es aus, was der Angreifer im Schilde führt, wenn er dieses kalkulierte Risiko eingeht.
Schach: Online kann man gegen den Computer oder gegen Menschen antreten
Beim Schach kann die Werdener U-18-Spielerin die Welt um sich herum ganz ausblenden. „Jede Partie ist anders“, betont sie. Schwarz oder Weiß sei ihr einerlei. Die 64 quadratischen Felder mit den Buchstaben A bis H und den Zahlen 1 bis 8 ziehen die Gymnasiastin in den Bann. Und darauf spielt sie am liebsten real gegen echte Personen.
Dass Schach im Corona-Lockdown von vielen entdeckt oder wiederentdeckt wurde, gefällt ihr. „Doch viele Neue spielen weiterhin nur online.“ Mit Apps fürs Smartphone oder Schach-Plattformen wie „Lichess“ trainieren Schachfreunde aus aller Welt kostenlos. Über den Server kann man gegen den Computer oder gegen Menschen antreten.
Die Dame darf auf dem Schachbrett in alle Richtungen ziehen
Garry Kasparov, Magnus Carlsen und Anatoli Karpov – große Namen aus der Schachwelt. Doch immer gab es auch berühmte Spielerinnen, die es in nationalen und internationalen Turnieren bis zum Titel „Großmeisterin“ brachten. „Leider sind sie kaum bekannt“, findet Linda Symanski, „obwohl die Dame die stärkste Figur beim Schach ist.“ Diese Figur darf in alle Richtungen ziehen: hoch, runter, seitlich und diagonal. Der König ist zwar die wichtigste, aber gleichzeitig eine der schwächsten Figuren.
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„Ich finde es schön, dass mittlerweile immer mehr Frauen den Weg zum Schach finden, auch wenn es mir egal ist, welches Geschlecht mein Gegner hat. Schach ist das, was uns alle verbindet.“ Eine Partie bei einem Turnier könne bis zu fünf oder sechs Stunden dauern, etwa bei der Deutschen Meisterschaft. Man spielt, bis einer verliert oder bis es unentschieden steht. Mit Unterbrechungen, die erlaubt sind. Denn sind sie gerade nicht am Zug, dürfen die Teilnehmenden aufstehen, zur Toilette oder Luft schnappen oder den anderen zuschauen.
Nur mit regelmäßigem Üben erzielt die Essenerin Schach-Erfolge
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Die junge Essenerin, die sich 2024 auf Bezirks- und Verbandsebene für die NRW-Meisterschaft qualifizierte (U18-Bezirksmeisterin sowie U18-Vize-Verbandsmeisterin bei den Mädchen), tritt am liebsten im weiblichen Team an. Derzeit ist sie bei den NRW-Jugendeinzelmeisterschaften für die Mädchen in den Altersklassen U12 bis U18, die in Wolfsberg-Kranenburg ausgerichtet werden, dabei.
Wie bei jeder Sportart – Schach zählt als Denksport dazu – erzielt man ohne regelmäßiges Üben keine Erfolge. Jeden Dienstag trainiert die Gymnasiastin (Klasse 11) online in der Gruppe. Freitags geht sie zum Schachspielen ins Jugend- und Bürgerzentrum Werden, wo sich der Verein trifft. Dem Abitur in 2025 scheint das Hobby bei besten Noten nicht im Wege zu stehen.
Es gibt für die Essener Schülerin aber noch andere Hobbys
Neben Schach findet Linda Symanski noch Zeit zum Reiten und Jobben in einer Werdener Eisdiele. Wartet sie irgendwo länger, rückt sie die Steine auf einer Schach-App, die sie auf dem Smartphone immer bei sich hat. Selbst in Kanada – wo die Schülerin mit dem Zwillingsbruder, der inzwischen andere Hobbys hat – ein halbes Schuljahr verbrachte, trat sie bei einem Turnier an.
Vereinsfest im August am Baldeneysee
Auf 100 Jahre Bestehen blickt der Verein zurück. „Am 21. März 1924 wurde der Club im Lokal Zum Hirsch an der Brückstraße ins Leben gerufen“, so der Vorsitzende Till Engel. Das ganze Jahr feiern die Schachfreunde (rund 100 Mitglieder) das Jubiläum mit Veranstaltungen. Eine Festschrift ist in Arbeit.
Am Samstag, 6. April, ist Schachtag für Kinder und Jugendliche mit dem Großmeister Sebastian Siebrecht im JuBB, Wesselswerth 10. Ende August winkt das Vereinsfest am Seaside-Beach am Baldeneysee.
Das Kinder- und Jugendtraining ab sechs Jahren findet freitags von 17 bis 19.30 Uhr im Jugendzentrum Werden statt. Info: www.sf-werden.de.
Den König des Gegenübers schachmatt zu setzen, braucht Ruhe und ein Gespür für dessen Stärken und Schwächen. Vor großen Turnieren analysieren Schach-Profis frühere Partien ihrer Rivalen. Welche Züge in welcher Reihenfolge gemacht werden, wird stets notiert. Dafür verwendet man die Zahlen und Buchstaben am Brettrand. Online lassen sich die Spielverläufe im Internet nachlesen. Logisch klingt der derzeitige Berufswunsch des Essener Schachtalents: Psychologin mit Schwerpunkt Fallanalyse. Auch Profiler denken immer ein paar Schritte voraus.
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