Essen. Auf den Straßen der Stadt hat es im vergangenen Jahr wieder häufiger gekracht. Sorge machen der Polizei über 20 Prozent mehr verunglückte Kinder.
Ein höheres Verkehrsaufkommen auf den Straßen der Stadt, mehr Pedelecs und auch Autos: Da erscheint es fast zwangsläufig, dass die Zahl der Unfälle in Essen im vergangenen Jahr weiter gestiegen ist und mit 26.886 den höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre erreicht hat. Die Zahl der Verunglückten blieb in etwa gleich: 2076 gingen in die am Montag veröffentlichte Unfallstatistik der örtlichen Polizei ein. 426 davon waren Fußgänger. Ein Plus von 116 verletzten Passanten entspricht einer Zunahme von fast 37,5 Prozent. 121 davon waren Kinder.
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Die massive Häufung der Unfälle mit Passanten sei in Essen ein flächendeckendes Problem, es gebe keine Brenn-, aber erkennbare zeitliche Schwerpunkte: In der dunklen Jahreszeit November und Dezember kamen die meisten Fußgänger zu Schaden. Eine Aufklärungskampagne nach dem Motto „Kleide dich hell!“ sei deshalb in Planung. So will man die rote Laterne wieder loswerden, die Essen bei dem Anteil der verunglückten Passanten je 100.000 Einwohner im Vergleich mit den Polizeipräsidien Dortmund, Duisburg, Düsseldorf und Köln trägt.
Polizei Essen zählte 186 Schwerverletzte
Was auf den ersten Blick alle Alarmglocken schrillen lassen müsste, stellt sich bei genauerem Hinsehen glücklicherweise etwas weniger dramatisch dar: 1888 Leichtverletzte machen das Plus von 41 aus. „Nur“ 186 Menschen trugen so schwere Verletzungen davon, dass sie mindestens 24 Stunden in einem Krankenhaus behandelt werden mussten. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem deutlichen Rückgang von über 17 Prozent und ist für Ulrich Sievers als Chef der Verkehrsdirektion ein „sehr, sehr erfreulicher Trend“. Und: So wenige Verkehrstote wie in 2023 hat es in den vergangenen zehn Jahren in Essen nicht mehr gegeben. Es waren zwei, fünf weniger als im Jahr zuvor.
Grund zur Sorge sehen Polizeipräsident Andreas Stüve und Sievers dennoch bei den jüngsten Verkehrsteilnehmern: Auf Essens Straßen verunglückten 226 Kinder und damit 38 (+20,21 %) mehr als im Jahr zuvor. Das seien Coronanachwirkungen, ist Sievers überzeugt. Zwar seien die Jugendverkehrsschulen seit 2022 wieder geöffnet, jedoch habe das nicht die Pandemie-Pause der beiden Jahre zuvor wettmachen können. In puncto Motorik und der Fähigkeit, ein Fahrrad sicher zu steuern, „machen sich deutliche Defizite bemerkbar“. Senioren waren im vergangenen Jahr weniger die Sorgenkinder der Polizei. Die Zahl der 65-Jährigen und Älteren, die bei einem Unfall verletzt worden sind, ging um fünf auf 280 Betroffene zurück. Allerdings waren beide Verkehrstoten des vergangenen Jahres über 80 Jahre alt.
Weniger Unfälle mit Senioren und Pedelecs in Essen
Von „deutlich sinkenden Fallzahlen“ bei den ältesten Verkehrsteilnehmern und auch bei den Pedelec-Unfällen, die um etwa ein Zehntel auf 390 zurückgingen, sprach Stüve bei der Vorstellung des Jahresberichts. Da zeige die Prävention Wirkung. Regelmäßig bietet die Polizei Essen Trainings mit den elektrisch unterstützten Zweirädern an. Die Nachfrage sei groß, die angebotenen Kurse, so Sievers, sind binnen einer Stunde ausgebucht.
Deutliche Kritik übte Polizeipräsident Stüve an dem Verhalten von „immer mehr Menschen, die sich der Verantwortung entziehen“ und nach einem Unfall die Flucht anzutreten. 222 Mal ist das im vergangenen Jahr vorgekommen. Was in den meisten Fällen nicht folgenlos blieb: Über 62 Prozent dieser Straftaten konnten geklärt werden, was einer Zunahme von 38 Ermittlungserfolgen entspricht. Dies sei, so Stüve, über eine Neuorganisation innerhalb der Behörde erreicht worden und der akribischen Arbeit der Beamtinnen und Beamten zu verdanken. „Lieber da bleiben und sich der Verantwortung stellen“, rät der Behördenleiter: „Die Gefahr erwischt zu werden, wächst.“
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