Essen-Frintrop. Dustin Backhaus war vier Jahre bei der Bundeswehr, jetzt arbeitet in einer Kindertagesstätte. Wie es dazu kam und was die Eltern sagen.
Am Mittwochmorgen ist der Betrieb der Frintroper Awo-Kita „Am Heilgraben“ in vollem Gange. Kinder toben herum, klettern und basteln. Die Erzieherinnen sind mitten im Geschehen und überwachen das Durcheinander. Aus der bunten Menge sticht ein Mann hervor. Er zieht eine gelbe Bastelkiste aus dem Regal und reicht sie dem Mädchen neben ihm. „Wollen wir damit spielen?“, fragt er und lächelt.
Dustin Backhaus ist 33 Jahre alt und macht eine Ausbildung zum Erzieher. Neben seiner schulischen Ausbildung in der Johannes-Kessels-Akademie in Werden arbeitet er zwei Tage pro Woche in der Kita. Doch nicht nur sein Geschlecht macht Dustin zu einem besonderen Auszubildenden.
Bei der Bundeswehr ließ er sich zum Elektroniker ausbilden
Vor seinem Werdegang als Erzieher absolvierte er eine Ausbildung zum Elektroniker und verpflichtete sich anschließend für vier Jahre als Fallschirmjäger bei der Bundeswehr. Das sei immer schon sein großer Traum gewesen, erzählt er. „Ich wollte unbedingt in die Kampfeinheit und bin froh, dass ich es gemacht habe. Während meiner Zeit habe ich mich persönlich enorm weiterentwickelt.“ Zu einem Einsatz kam es in Dustins Zeit bei der Bundeswehr allerdings nicht. „Wir wurden jahrelang vorbereitet - zum Beispiel für Einsätze in Afghanistan. Einmal wäre es auch beinahe zu einem Einsatz gekommen, der dann aber doch wieder abgesagt wurde.“
Als seine Zeit bei der Bundeswehr zu Ende ging, kam eine Verlängerung für Dustin nicht infrage. Er wollte ins echte Leben zurück und nicht immer nur am Wochenende zu Hause sein. Die Umorientierung gestaltete sich allerdings gar nicht so einfach. „In der zivilen Welt konnte ich mit meinen Fähigkeiten, die ich mir bei der Bundeswehr angeeignet habe, nirgendwo wirklich anknüpfen.“ Er entschied sich, zunächst sein Fachabitur nachzuholen. Währenddessen lernte er seine damalige Freundin kennen, die ein einjähriges Kind mit in die Beziehung brachte. „Zu dieser Zeit habe ich gemerkt, wie schön es ist, ein Kind um sich herum zu haben und zu beobachten, wie es sich weiterentwickelt. Das hat mein Interesse für soziale Berufe ins Rollen gebracht.“
Nach der Bundeswehr einem Teenager geholfen, dann Ausbildung
Im Anschluss an sein Fachabitur hat Dustin deshalb ein Jahr lang als Inklusionshelfer bei der Lebenshilfe gearbeitet. Dort betreute er einen geistig eingeschränkten Teenager während seines Schulalltages und begleitete unterschiedliche Fördermaßnahmen. Die Arbeit habe ihn schließlich bestärkt, eine Ausbildung zum Erzieher zu beginnen.
Was Dustin an seiner Arbeit besonders schätzt? Die Beziehungsarbeit mit den Kindern: „Es ist immer wieder schön zu merken, was Kinder für eine großartige Energie haben. Sie leben im Hier und Jetzt und denken nicht darüber nach, was gestern war oder was morgen sein könnte. Von dieser unbeschwerten Lebensweise können wir Erwachsene uns wirklich etwas abschauen.“
Essen-Frintrop: „Einige Eltern waren etwas skeptisch“
Als Mann in einer Kita ist Dustin eher die Ausnahme. „Man muss sich darauf einstellen, dass es wenig männliche Unterstützung gibt. Das war für mich aber nie ein Thema. Alle Erzieherinnen haben mich von Anfang an gut aufgenommen.“ Etwas anders war es allerdings, als er die Eltern der Kinder kennenlernte. In der Anfangszeit habe er gespürt, dass einige Eltern etwas skeptisch waren. „Ich musste mich erst ein bisschen beweisen. Danach war es aber überhaupt kein Thema mehr, dass ich männlich bin.“
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Dustin sieht sein Geschlecht vielmehr als Chance: „Männliche Erzieher wie ich können die typischen Geschlechter-Klischees aufbrechen. Wir müssen in der Kita auch Wäsche waschen oder Geschirr spülen. Die Kinder bekommen das mit und lernen, dass es nicht bloß die Aufgabe von Frauen ist.“
Im Juli wird Dustin seine Ausbildung voraussichtlich abschließen. Wie genau es für ihn danach weitergeht, ist noch ungewiss. Was Dustin allerdings mit Sicherheit weiß: Er hat den richtigen Beruf für sich gefunden. „Immer, wenn ich die Kita betrete und die Kinder meinen Namen rufen, weiß ich, dass ich hier richtig bin. Die Freude der Kinder ist die beste Bestätigung für das, was ich tue.“
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