Essen. Nshel (16) kam 2015 aus Syrien nach Deutschland. Heute zählt sie stadtweit zu den besten Schülern. Auch der Oberbürgermeister ist beeindruckt.

Nshel Ahmed ist 16 Jahre alt. Aber sie ist nicht wie andere Teenager. Mit ihrem weißen Hemd und ihren dunklen Haaren, die sie zu einem langen Flechtzopf gebunden hat, tritt sie sehr erwachsen auf. Was Nshel so außergewöhnlich macht? Ihre herausragenden schulischen Leistungen und ihr Engagement für die Gesellschaft.

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Nshel ist in Nordsyrien geboren und dort die ersten Jahre aufgewachsen. Im Jahr 2015 ist sie dann mit ihren Eltern und ihren beiden Geschwistern nach Deutschland gekommen. Trotz der anfänglichen Sprachbarriere hat sie sich von Anfang an willkommen gefühlt. „Nachdem wir hergekommen sind, bin ich direkt zur Schule gegangen. Es war alles neu und aufregend, aber ich wurde sehr herzlich empfangen“, erinnert sie sich.

„Ich übe jeden Tag für alle Fächer“

Von Anfang an ist Nshel in der Schule fleißig und wissbegierig. „Ich war schon immer Klassenbeste’’, erzählt die 16-Jährige stolz. Längst geht sie aufs Burggymnasium und besucht die zehnte Klasse. Ihr Ehrgeiz und ihre Freude am Lernen sind geblieben. „Ich übe jeden Tag für alle Fächer. Insgesamt so drei oder vier Stunden am Tag.“ Und das zahlt sich aus. Nshel hat dieses Halbjahr wiederholt einen Durchschnitt von 1,0 und gehört damit zu den besten ihres Jahrganges. Was die Schülerin motiviert, solche Leistungen zu erbringen? Nshel möchte Ärztin werden, am liebsten Chirurgin oder Allgemeinmedizinerin. „Mein Traum ist es, Menschenleben zu retten. Das ist meine Motivation, immer weiterzumachen und nie aufzugeben.“

Aber nicht nur wegen ihrer guten Noten sticht die Sechzehnjährige heraus. Nshel ist außerdem in sieben verschiedenen schulischen Arbeitsgemeinschaften tätig. „Montags habe ich immer Mathematik- und Debattier-AG teil, dienstags singe ich im Chor, mittwochs ist Sanitäter- und Chinesisch-AG, donnerstags spiele ich im Vororchester und freitags mache ich bei der Film-AG mit.“ Doch damit nicht genug. Nshel spielt Fußball in der B-Jugend von Adler Union Frintrop und arbeitet zwischendurch auch ehrenamtlich. „Wann immer sich die Gelegenheit bietet, engagiere ich mich“’, erklärt sie. In den Sommerferien hat Nshel ehrenamtlich als Fußballtrainerin in einem Sport-Camp gearbeitet und so ihr Hobby mit gesellschaftlichem Engagement kombiniert.

„Nur, wenn man aktiv ist, kann man etwas verändern“

Warum das Thema Ehrenamt Nshel so am Herzen liegt? Die Schülerin sieht darin eine Chance, gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben: „Nur wenn man aktiv ist, kann man etwas verändern. Und es ist hilfreich, wenn jede einzelne Person dabei mitmacht.“

Neben ihren zahlreichen Aktivitäten verbringt Nshel auch gerne Zeit mit ihrer Familie. „Wenn ich gerade nichts zu tun habe, spiele ich oft Schach mit meinem Vater.„ Die Bindung zu ihren Eltern und Geschwistern sei sehr eng, erzählt sie lächelnd. Besonders ihre Mutter, die in Syrien als Lehrerin gearbeitet hat, ist für Nshel ein großes Vorbild. Beide Elternteile unterstützen die Träume ihrer Tochter und begleiteten sie sogar zweimal zu Oberbürgermeister Thomas Kufen. Er hatte Nshel eingeladen, um sie persönlich zu ihrem außergewöhnlichen schulischen und gesellschaftlichen Engagement zu beglückwünschen. Im Sommer des vergangenen Jahres fand der erste Besuch statt. Die Schülerin durfte ihr Zeugnis mitbringen und es dem Oberbürgermeister präsentieren. Kufen hatte ihr damals außerdem zugesagt, dass sie wiederkommen dürfe, wenn sie im nächsten Schuljahr wieder so ein gutes Zeugnis habe. Vor knapp zwei Wochen erfolgte deshalb der zweite Besuch.

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Die Schülerin ist stolz auf ihre Leistungen und auf das Leben, das sie jetzt führt. „Ich bin sehr dankbar, dass ich in Deutschland so viele Möglichkeiten habe“, sagt sie. Diese haben sich sogar noch erweitert, als Nshel vor zwei Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt. Wo sie sich in 20 Jahren sieht? Natürlich als Chirurgin oder Allgemeinmedizinerin. „Ich hoffe, ich habe dann meine eigene kleine Familie und arbeite als Ärztin in Deutschland. Ich fühle mich hier wirklich sehr wohl.“

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