Essen. Nach einem Artikel über die „Burg in der Krise“ sehen sich Ehemalige veranlasst, mit viel Herzblut für ihre alte Schule zu werben.

Nach dem Bericht über das „Burggymnasium in der Krise“ machen sich jetzt Ehemalige für Essens ältestes Gymnasium stark. 22 Männer und Frauen, die in den letzten sieben Jahren ihr Abitur am Burggymnasium machten, schreiben jetzt in einem gemeinsamen Brief an die Redaktion: Man sehe sich gezwungen, ein flammendes Plädoyer für die Schule und ihre Lehrer zu verfassen – durchaus auch adressiert an Eltern von Viertklässlern, die noch erwägen, ihr Kind auf der Schule anzumelden.

Das Burggymnasium hatte zuletzt nur 66 Anmeldungen fürs kommende Schuljahr erzielt. Bis Weihnachten war das Gymnasium mehrere Monate lang ohne offizielle Schulleitung – ausgerechnet in der herausfordernden Corona-Zeit. Schon vor Jahren hatten viele Beteiligte gemutmaßt, dass sich die zentrale Lage in der Innenstadt heute eher als Nachteil denn als Vorteil erweise.

„Die gute Erreichbarkeit haben wir immer als Vorteil gesehen“

Dem widersprechen die Ehemaligen vehement: Die Lage der Schule sei entweder nie ein Thema gewesen – und wenn, dann höchstens als Vorteil: „Die gute Erreichbarkeit haben wir immer genossen“, sagt Timo Spors (22), der heute Geografie und Mathe auf Lehramt studiert. Spors wohnte und wohnt in Mülheim-Heißen, hatte sich bewusst für die „Burg“ entschieden „wegen der musikalischen Förderung und auch wegen der Sprachen.“ Damals, als Spors anfing, startete man an der Burg in der Fünf noch mit Latein, „und auch meine Familie fand, das war ein guter Grund, hier herzugehen.“

Auch Zoé Kleine-Möllhoff (20) hat den Brief mitunterzeichnet, sie machte ihr Abi 2018 an der „Burg“, studiert heute Soziale Arbeit und ist leidenschaftliche Rettungs-Sanitäterin. „Ohne diese Schule“, sagt die Borbeckerin, „wäre das heute nicht so.“ Denn es war an der Burg, wo sie die ersten Schulsanitäter-Kurse machte, auch in der Mädchen-Fußballmannschaft war sie aktiv, „es waren unheimlich lustige Jahre.“ Selbst in Latein.

Gute Erinnerungen an Nachmittage im Orchester, in den Arbeitsgemeinschaften

Das „außerschulische Angebot“, wird von den Ehemaligen wieder herausgehoben, die Nachmittage im Orchester, die Arbeitsgemeinschaften, „man konnte sich hier voll entfalten und Neues ausprobieren“, erinnert sich Ida Hülsbusch, die 2015 an der „Burg“ Abi machte, heute Physik studiert, Forscherin werden will – und sich nicht auf die Naturwissenschaften beschränken wollte: „Ich habe beste Erinnerungen an die Theater- und Orchesterstunden“, sagt die Ehemalige, die im neunten Jahrgang aus freien Stücken an die Burg wechselte.

Und die Anmeldezahlen? „Die Schule ist zuletzt von drei auf vier Züge erweitert worden“, gibt Florian Friedewald zu bedenken, ehemaliger Schülersprecher, Abi-Jahrgang 2020. Die Zahlen waren zuletzt im hohen zweistelligen Bereich, im Vorjahr waren es über 100. Stimmt. Man konnte aber erwarten, dass durch die zwischenzeitliche Schließung der „Viktoria“ deutlich mehr Viertklässler während der Anmeldetage an der Burg erscheinen.

Viele berühmte Essener gingen hier zur Schule

Das Burggymnasium erzielte in diesem Jahr nur 66 Anmeldungen fürs kommende Schuljahr. Weil an anderen Gymnasien die Anmeldezahlen deutlich zu hoch waren, ist den Eltern von abgelehnten Kindern vorgeschlagen worden, ihr Kind an der Burg anzumelden.

Das Burggymnasium hat viele berühmte Essener hervorgebracht: Friedrich und Alfred Krupp gingen hier zur Schule, der Bankier Kurt Hirschland (nach dem der heutige Hirschlandplatz benannt ist) und viele mehr.

Uta Ranke-Heinemann, Theologin und Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann, war die erste Abiturientin der Schule.

Wie auch immer: „Die familiäre Atmosphäre an dieser Schule macht es einem sehr leicht, sich wohlzufühlen“, sagt Florian Friedewald. Das liege vor allem an den Lehrern, die sich immer für ein persönliches Gespräch Zeit nähmen. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Burgschüler, Lehrer und Ehemaligen sorgt dafür, dass man noch viele Jahre nach dem Abitur auf dem Laufenden über das Geschehen an der Schule bleiben möchte“, heißt es in dem Brief der Ehemaligen. „Die Wertschätzung und das Miteinander, für die das Burggymnasium stehen soll, haben wir während unserer Zeit genau so erlebt.“

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