Essen-Haarzopf. Der Bürgerverein Haarzopf-Fulerum will den Markt zum Treffpunkt machen. Warum sich nicht alle Ideen umsetzen lassen und wie es jetzt weitergeht.
Der Wochenmarkt in Essen-Haarzopf hat Potenzial, könnte aber ein wenig Anschub gebrauchen, darin sind sich Händler, Betreibergesellschaft und örtlicher Bürgerverein einig. Ideen gibt es einige, doch nicht alle lassen sich so einfach umsetzen.
Seitens des Bürgervereins Haarzopf-Fulerum war die Idee aufgekommen, auch in Haarzopf eine Art Feierabendmarkt zu installieren. Ein solcher war im vergangenen Jahr auf der Margarethenhöhe gestartet und so erfolgreich angelaufen, dass er ab April wieder angeboten werden soll.
Der kleine Markt in Essen-Haarzopf soll belebt werden
In Haarzopf ist die Lage allerdings etwas anders, wie sich jetzt bei einem Ortstermin mit den Beteiligten herausstellte. Der Markt findet freitags von 8 bis 18 Uhr auf einem Parkplatz nahe der Kreuzung Erbach statt. Durch die lange Öffnungszeit sind die Händler sowieso viele Stunden vor Ort, auch wenn einige bereits früher abreisen, weil nachmittags nicht mehr so viel los ist.
- Der Markt in Haarzopf ist vor allem vormittags gut besucht.
- Noch einige Stände mehr hätten Platz auf der Fläche.
- Bürgerverein will einen Treffpunkt im Stadtteil etablieren.
„Die Uhrzeit müssen wir in absehbarer Zeit ändern“, sagt Sandra Evers von der für die Wochenmärkte zuständigen Stadttochter EVV Verwertungs- und Betriebs GmbH (EVB). „Der Tag ist für die Händler, die ja teils schon sehr früh auf dem Großmarkt sein müssen, extrem lang.“ Wenn man dann noch längere Öffnungszeiten im Rahmen eines Feierabendmarktes anbieten würden, käme man mit dem Arbeitszeitengesetz in Konflikt, denn nicht alle hätten die Möglichkeit, im Schichtbetrieb zu arbeiten.
Für einen Feierabendmarkt benötigt man gastronomische Angebote
„Generell tun wir alles, um die Märkte aufzuwerten, suchen immer neue Händler“, so Evers. Aber für einen Feierabendmarkt brauche man auch Anbieter von Speisen und Getränken, etwa einen Cocktailstand. „Solche Händler sind gar nicht verfügbar“, sagt Sandra Evers.
Jörn Benzinger, Vorsitzender des Bürgervereins Haarzopf-Fulerum, will die Idee eines Treffpunkts für die Bürgerinnen und Bürger der beiden Stadtteile aber nicht aufgeben. Man wolle jetzt erst einmal ein einmaliges Event an einem Freitagnachmittag ab 16 Uhr starten. Es soll voraussichtlich im Juni vor den Sommerferien auf dem benachbarten Parkplatz stattfinden. Dazu werde man entsprechende Genehmigungen bei der Stadt beantragen.
Während im Rahmen des normalen Marktes kein Alkoholausschank stattfinden dürfe, wolle man mit den Besuchern des Treffs auch ein Feierabendbier trinken. „Wir werden Biertische und -bänke, einen Bierstand und einen Grillwagen aufstellen und die Haarzopfer und Fulerumer einladen, vorbeizukommen. Den Händlern sagen wir rechtzeitig Bescheid und bieten an, dass sie länger bleiben und sich beteiligen“, so Benzinger. Im Anschluss könne man sich zusammensetzen und auswerten, wie die Veranstaltung angenommen wird und ob sie den Händlern hilft.
Bürgerverein hatte sich für die Gründung des Marktes eingesetzt
Der Markt in Haarzopf war 1996 auf Initiative des Bürgervereins ins Leben gerufen worden, berichtet Robert Mauermann, Obst- und Gemüse-Händler und nach eigenen Angaben „Geburtshelfer“ des Marktes. Bis heute übernimmt Mauermann, der auch auf anderen Märkten wie Holsterhausen steht, einige Aufgaben eines Obmanns für die Händler.
Prinzipiell begrüßt er die Bestrebungen, den Markt zu beleben. Ein Feierabendmarkt, möglicherweise in den Sommermonaten bis 20 Uhr, bringe aber für die Händler durchaus Probleme.
Er würde seinen Arbeitstag, der frühmorgens mit dem Großmarktbesuch beginnt, weiter verlängern. „Und die darauffolgende Nacht enorm verkürzen“, sagt Mauermann, der schon an normalen Markttagen um Mitternacht aufsteht. Einmal im Monat könne er sich einen solchen Feierabendtreff jedoch durchaus vorstellen. „Man muss halt nur sehen, dass das nicht zur Zeitfalle für die Händler wird.“
Der von den Händlern gewollte Umzug des Marktes einige 100 Meter weiter vor Jahren habe sich eher negativ auf den Umsatz ausgewirkt. „Als wir noch in unmittelbarer Nachbarschaft eines Supermarktes standen, haben wir davon profitiert. Jetzt parken viele Leute an der Neuen Mitte Haarzopf, kommen aber nicht über die Kreuzung zu uns, sondern kaufen gleich dort ein.“
Aktuell stehen sechs bis sieben Händler auf dem Haarzopfer Markt, darunter zwei Obst- und Gemüsehändler, ein Blumenhändler, ein Stand mit mediterranen Spezialiäten wie Oliven, Cremes, Pasten, Datteln und Fladenbrot, ein Stand mit Frischfleisch und das Tortenmobil der Konditorei Sprenger. Dazu kommt gelegentlich ein Verkäufer von asiatischer Kleidung, der auch Schals und Seidentücher im Angebot hat, zählt Mauermann auf.
„Der Markt bietet Platz für etwa zehn Stände“, sagt der Händler. Er ist in Haarzopf von Anfang an dabei und hat in den vergangenen Jahren Veränderungen beobachtet. „Früher gab es hier noch Gemüse direkt vom Erzeuger“, erinnert er sich. Von der klassischen Marktzeit von morgens bis mittags sei man zwischenzeitlich abgewichen, um auch Berufstätigen das Einkaufen auf dem Markt zu ermöglichen. „Das funktioniert hier aber nicht gut, für die meisten ist offenbar doch vormittags Marktzeit“, sagt Mauermann.
Die Verfügbarkeit der Fläche für einen verlängerten Markt sei in Haarzopf kein Problem. „Allerdings müsste man schon ein bisschen die Werbetrommel rühren und auch etwas Leckeres wie Reibekuchen oder Backfisch anbieten. Das essen die Leute gern, bereiten es wegen der Gerüche aber ungern zu Hause zu“, erklärt der Gemüsehändler.
Er habe bereits Kontakt zu einem Fischhändler, der sich von einem anderen, weniger rentablen Markt zurückziehen wolle. „Freitags ist ja traditionell Fischtag. Da ist es schwierig, einen guten Händler zu gewinnen.“
Händler vermissen Hinweisschilder
Auch Backwaren würden sicherlich gut angenommen, vermutet er. Wichtig sei auch, dass die Händler selbst für gute Atmosphäre sorgten. „Und Hinweisschilder auf den Markt wären gut“, meint Mauermann. Die Leute würden „am Ende mit den Füßen abstimmen“ und man werde schnell merken, ob ein solches Angebot angenommen werde.
Durch den vom Bürgerverein geplanten Feierabendtreff neben dem Markt entfällt ein weiteres Problem: Wegen des begrenzten Platzes hätte man sich laut Mauermann auf der Marktfläche selbst wohl mit Stehtischen begnügen müssen.
Potenzial für einen neuen Treffpunkt sieht er durchaus: „Ich bin im Dezember hier über den Weihnachtsmarkt gelaufen und es war rappelvoll mit vielen jungen Familien. Das sind auch mögliche Marktbesucher. Man darf sich nicht nur auf die älteren Besucher konzentrieren, sondern muss auch die neue, nachwachsende Generation im Blick haben.“
Das gelte auch für die Händler, die oft keinen Nachfolger fänden. Er selbst habe drei Kinder, die andere Berufe gewählt hätten, erklärt der 66-Jährige. Die Entscheidung der Kinder kann er verstehen: Markthändler sei nicht nur ein zeitintensiver Job, sondern auch eine körperlich schwere Arbeit, gerade wenn man täglich Obst- und Gemüsekisten aus- und einladen müsse.
Viele Händler finden keine Nachfolger
Das frühe Aufstehen mache das soziale Leben schwierig. „Trotzdem bin ich immer noch mit Leib und Seele Markthändler“, sagt Mauermann, dessen Großvater schon mit Kolonialwaren und Feinkost gehandelt habe, wie der Händler berichtet.
Für den Vorstand des Bürgervereins ist das jetzt geplante einmalige Event ein Kompromiss. Es bestehe ein großes Bedürfnis nach Treffpunkten im Stadtteil, in dem es nicht einmal mehr eine Kneipe gebe, so Benzinger. „Die Leute sollen zusammenkommen, das Angebot an Essen und Getränken nutzen und bestenfalls dann auch noch auf dem Markt einkaufen.“
Bürgerverein nimmt die Organisation eines Treffs selbst in die Hand
Allerdings müssten die Händler dann auch ihren Teil dazu beitragen, müssten die Kunden vom angemessenen Preis-Leistungsverhältnis auf dem Markt überzeugen. Benzinger hatte vor dem Gespräch angeregt, dass ortsansässige Gastronomen und Getränkehändler einen solchen Feierabendtreff mit ihren Angeboten im Wechsel bespielen könnten. Benzinger plädiert dafür, „einfach mal zu machen. Wir sind von der Idee eines Treffpunktes überzeugt und wollen das auf jeden Fall anbieten, entweder mit den Markthändlern oder auch nur als Bürgerverein“.
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