Essen. Wim Wenders hat in Essen viele Kinopremieren gefeiert und gilt sogar als Lichtburg-Retter. Eine Filmreihe ehrt den Regisseur mit Oscar-Ambitionen
Wim Wenders hat in seiner langen Laufbahn schon viele Filmpreise gewonnen. Die Goldene Palme und den Goldenen Löwen hat der Filmemacher bereits, die Oscar-Statue fehlt noch– trotz dreier Nominierungen. Gut möglich, dass sich das in Kürze ändert. Sein Spielfilm „Perfect Days“ ist für den Auslandsoscar nominiert. An den Start geht das bewegende Porträt eines Toilettenreinigers in Tokio allerdings für Japan. In Essen kann man derweil fast das gesamte Werk des in Düsseldorf geborenen und in Oberhausen aufgewachsenen Filmemachers bewundern. Noch bis in den Dezember läuft eine große Wenders-Werkschau mit 25 Filmen in den Essener Filmkunsttheatern.
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Die große Retrospektive reicht von frühen Wenders-Welterfolgen wie „Der Himmel über Berlin“ bis zu seinen 3D-Projekten wie „Every Thing Will Be Fine“, von gefeierten Musikdokus wie „Buena Vista Social Club“ bis zu „Paris, Texas“, für den es in Cannes die „Goldene Palme“ gab. Am Sonntag, 11. Februar, 17.30 Uhr, steht im Eulenspiegel mit „Das Salz der Erde“ Wenders ebenfalls Oscar-nominierte dokumentarische Biografie über den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado auf dem Programm, die vor zehn Jahren in der Essener Lichtburg Premiere gefeiert hat.
Wenders‘ Japan-Begeisterung spiegelt sich ebenfalls im Programm. Wenn sich der Regisseur am 10. März in Los Angeles Hoffnungen auf einen Auslandsoscar für „Perfect Days“ machen kann, läuft im Eulenspiegel am selben Tag um 17.30 Uhr der von Wenders weitgehend im Alleingang gedrehte „Tagebuchfilm“ „Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten“, in dem er sich mit der Arbeit des in Tokio lebenden Modedesigners Yohji Yamamoto beschäftigt. Anfang dieses Jahres ist Wenders für dessen Kollektion sogar über den Laufsteg in Paris gegangen.
Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Buchautor, Fotograf und Weltreisender. Es gibt nicht viel, was der Chirurgensohn aus Oberhausen-Sterkrade nicht gemacht hat. Einen „verhinderten Maler“ hat er sich mal genannt, aber dafür auf Zelluloid unvergessliche Bilder entworfen. Und viele Stars vor die Kamera geholt. In „In weiter Ferne, so nah!“ blicken Otto Sander, Peter Falk, Bruno Ganz und Heinz Rühmann in seiner letzten Rollen auf ein Berlin nach dem Mauerfall (23. 6., 17 Uhr, Eulenspiegel). „The Million Dollar Hotel“ wird zum Zufluchtsort für Außenseiter, gespielt von Milla Jovovich, Mel Gibson und Tim Roth (10. 11., 17.30 Uhr, Eulenspiegel).
In „Land of Plenty“ wirft Wenders einen eher desillusionierenden Blick auf das in jungen Jahren so bewunderte Amerika, unter anderem mit John Diel und Michelle Williams (24. 11. 17.30 Uhr, Eulenspiegel). Und das tragikomische Roadmovie „Don‘t‘ come Knocking“ zeigt Sam Shepard und Jessica Lange in Parade-Rollen (15.12, 17.30 Uhr, Eulenspiegel).
Essener Ratssitzung mit Wim Wenders und Wolfgang Niedecken
Die große Lichtburg-Leinwand gehört unter anderem dem BAP-Film „Vill passiert“ (24. 3., 17.30 Uhr), schon weil die Doku so eng mit der Geschichte und Rettung von Deutschlands schönstem und größtem Filmpalast verbunden ist. Gedreht wurde das Band-Porträt 2001, nachdem der politische Beschluss zum Erhalt der Lichtburg endlich gefasst war. BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken und Regisseur Wim Wenders hatten sich in einer bis heute als historisch bezeichneten Ratssitzung für die Rettung des Filmpalastes starkgemacht.
Seither hat Wenders viele Werke in Essen vorgestellt hat – auch die bewegende 3D-Hommage an Pina Bausch „Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“ (14.4., 17.30 Uhr, Sabu), mit der Wenders damals Vorreiter einer neuen Form des dreidimensionalen Erzählens war. Mit „Anselm - Das Rauschen der Zeit“ hat er daran angeknüpft und das Werk im Oktober vergangenen Jahres natürlich persönlich in Essen vorgestellt. Denn die tiefe Verbundenheit zu Essen und „der wunderbaren und legendären (Kinochefin) Marianne Menze“, wie Wenders im Programm-Vorwort schreibt, währt schon lange. Die Werkschau dürfte ein sichtbares Zeugnis dieser Freundschaft sein. „Ich glaube, ich komme manchmal heimlich vorbei“, hat sich Wenders schon vorgenommen.
Mehr Infos zum gesamten Programm: www.filmspiegel-essen.de
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