Essen. Paukenschlag zur ersten Essener Regie-Arbeit des künstlerischen Leiters Felix Sommer: Warum das Theater Freudenhaus umbenannt wird.
Seit geraumer Zeit will das Theater Freudenhaus weg vom Image der Ruhrgebietskomödie, die seinen Ruf vor rund drei Jahrzehnten mit Sigi Domkes „Freunde der italienischen Oper“ begründete. Doch in den letzten Jahren gingen die Zuschauerzahlen zurück. Auch der Wandel zu neuen Stoffen und Formaten half nicht. Nun hofft die Steeler Bühne, dass ein neuer neutraler Name für mehr Zulauf sorgt. Mit der Premiere von Bodo Wartkes „König Ödipus“ wird das Freudenhaus zum Grend Theater.
Das Freudenhaus hat eine erfolgreiche Vergangenheit. Bei der Aufsplittung des ursprünglich in Rüttenscheid beheimateten Theaters gab es bei der Trennung Streit um den Namen. Es entstand das Courage und das Freudenhaus zog nach Steele. „Freunde der italienischen Oper“ wurde zur Mutter aller Ruhrgebietskomödien und machte das Genre populär. „Wir sind stolz auf die Geschichte des Theaters und was hier stattgefunden hat“, betont der neue künstlerische Leiter Felix Sommer. Doch die Zeiten, in denen es ausschließlich etwas zu lachen gab, scheinen für das Freudenhaus vorbei zu sein.
Ein breiteres Angebot unter dem Namen Grend Theater
Die Leitung sieht keine andere Chance für eine klare Veränderung, als die Bindung an das Kulturzentrum Grend, um die Sichtbarkeit des Theaters zu erhöhen. „Wir haben festgestellt, dass selbst in Steele viele das Freudenhaus nicht kennen, aber das Grend sehr wohl“, so Sommer. Mehr Gäste anzulocken, um überleben zu können, ist das erklärte Ziel. „Damit wir das schaffen, müssen wir unser Publikum auch verjüngen“, bemerkt der 45-Jährige. Und das „Angebot verbreitern. Neben der Ruhrgebietskomödie müssen wir andere Themen bieten.“
Es sollen künftig nicht nur Stücke im Programm sein, „die speziell für uns geschrieben wurden, sondern durchaus auch Verlagswerke“. Dazu sind szenische Lesungen angedacht, musikalische Abende und Gastspiele, hinter denen die Leitung steht. Die „Oper“ wird es weiterhin geben, sogar eine neue Komödie ist geplant. Allerdings müssen die Produktionen aus Kostengründen mit bis zu vier Personen kleiner ausfallen und ausverkauft sein, damit die Bühne kein Minus macht.
Der „König Ödipus“ von Bodo Wartke lebt vom Wortwitz
Mit zwei Akteuren und viel Wortwitz trotz der Tragik kommt „König Ödipus“ nach Sophokles von Bodo Wartke daher. Ursprünglich ist es ein Ein-Mann-Stück aus dem Jahr 2009. Den Text des antiken Dramas und den Mythos um König Ödipus übertrug der bekannte Musikkabarettist gemeinsam mit Carmen Kalisch und Sven Schütze in eine moderne Sprache. Er wird durchgängig gereimt vorgetragen.
Da haben Thos Renneberg und Thorsten Strunk einiges zu tun. Sie erzählen mit Wartkes Musik und Sprachakrobatik die unglaubliche Geschichte des Ödipus, Sohn des Königs von Theben, der unwissend seinen eigenen Vater tötet und als Belohnung dafür, dass er Theben von der Sphinx befreit, erhält er Iokaste, seine eigene Mutter, zur Ehefrau. Kein Wunder, dass Freuds Ödipus-Komplex Eingang in unsere heutige Welt gefunden hat.
Mischung aus klassischem Stoff und moderner Leichtigkeit
Karten und Infos zu „König Ödipus“
Das ursprüngliche Ein-Mann-Stück von Bodo Wartke hat mit Thos Renneberg und Thorsten Strunk am 26. Januar, 20 Uhr, Premiere im Freudenhaus, das an diesem Tag in Grend Theater umbenannt wird. Es gibt noch wenige Restkarten.
Eine Aufzeichnung des Programms mit Wartke in 14 Rollen ist bei Amazon Prime Video zu sehen. Der vollständige Stücktext sowie alle Liedtexte und ein Glossar von Til Tessin gibt es im Verlag Reimkultur für 13,90 Euro.
Übrigens hat Bodo Wartke bis zur Uraufführung 2009 an der gereimten Adaption von „König Ödipus“ nach Sophokles 15 Jahre gearbeitet.
Karten für die Inszenierung im Grend Theater unter 0201 85 132 30 oder auf https://grend.de
Mythen und Sagen haben Felix Sommer schon als Kind fasziniert. Auch der Mythos von Ödipus. Adaptionen der Tragödie sind ihm als Schauspieler immer wieder begegnet. Nur Bodo Wartkes Version nicht. Ein Freund empfahl sie ihm auf der Suche nach einem Stück fürs Freudenhaus und er war begeistert: „Diese Mischung aus klassischem Stoff und der Leichtigkeit der Fassung haben mich überzeugt“, so Felix Sommer. Sein Lieblingssatz: „Der verwirrte Hirte irrte mit der Bürde über die Berge.“
In seiner Regie-Arbeit gibt es nur kleine Veränderungen. „Die wesentlichste Änderung ist, dass der Text auf zwei Schauspieler verteilt ist und sie witzige Dialoge führen können“, sagt der künstlerische Leiter des Theaters. Ausgestattet mit moderner, schlichter Kleidung nebst Basecap und spartanischem Bühnenbild, „das überall einsetzbar ist“, begleiten sie sich mit Gitarre oder Nasenflöte durch den Abend.
Die Tragik bleibt nicht aus. „Da lässt einem Sophokles keine Wahl. Ödipus erkennt, dass er der Täter ist, den er sucht, und blendet sich“, erklärt Felix Sommer. „Trotzdem geht man ganz und gar nicht traurig nach Hause.“
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