Essen. „Seriengeflüster“ im Essener Theater Freudenhaus: Zuschauern wird ein vergnügliches „Best of“ von „Sherlock“ bis „Breaking Bad“ serviert.

Das Theater Freudenhaus geht auf Sendung: „Seriengeflüster“ heißt die aktuelle Produktion, mit der sich die Bühne im Steeler Kulturzentrum Grend ins weite Reich ins TV-Unterhaltung begibt. Ab dem 13. Januar trifft man dort auf „Dallas“-Fiesling JR. Ewing und „Breaking Bad“-Lehrkörper Walter White. Das erfahrene Autorenteam Martin Bross und Stefan Keim hat diesen „Stream-, Dream- und Screamwahnsinn“ fürs Theater erschaffen und jede Menge Serien-Expertise für eine abgedrehte Komödie genutzt, die nicht nur eingeschworene TV-Junkies von der Couch herunterholen will.

Corona ist ein bisschen mitverantwortlich für diese vergnügliche Mixtur aus Serien-Best-of und Mediensatire, erklärt Rainer Besel vom Theater Freudenhaus. Hat sich der ein oder andere in Zeiten der Pandemie doch eher aufs TV-Zappen und Filme-Streamen verlegt und das aktive Kulturleben ein wenig schleifen lassen. Im Freudenhaus kann man nun beides verbinden: Ins Theater gehen und dabei auch noch im Schnelldurchlauf erfahren, was Amazon, Sky oder Netflix so alles auf den Markt gebracht haben.

Kurzversionen von „Game of Thrones“ bis „Big Bang Theory“

„Alle Serien, die Sie bisher verpennt haben oder nochmal sehen wollen an einem Abend“ verspricht das „Seriengeflüster“ im Freudenhaus schließlich. Und wenn das Programm freilich auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, schaffen es Martin Bross und Stefan Keim doch, eine ganze Reihe radikaler Kurzversionen von „Breaking Bad“ über „Game of Thrones“ von „Sherlock“ bis zu „The Big Bang Theory“ und viele andere berühmte Reihen in einer neuen Geschichte unterzubringen, deren Rahmen die Kult-Serie „Akte X“ bildet.

Allerdings bekommen es die Ermittler diesmal nicht mit unheimlichen Mutanten und Verschwörern zu tun, sondern mit einem folgenschweren Serien-Mord. Wenn die Leiche im Reichenbachfluss treibt, wissen Sherlock-Fans schon mal Bescheid. Das Opfer, umgeben von Videokassetten und DVDs, ist die Besitzerin einer Videothek. Sie musste schließen, weil Serien und Filme fast nur noch gestreamt werden. Eine Spezialabteilung des FBI nimmt die Ermittlungen auf.

Das dreiköpfige Ensemble mit Sascha von Zambelly, Thorsten Strunk und Mia Geese (alternierend Ilka Luza) begibt sich dabei mit wenigen Requisiten und sparsamen Kostümwechseln auf einen rasanten, szenischen Parforce-Ritt, bei dem eingeblendete Videosequenzen und Musikeinspielungen die schnellen Übergänge untermalen.

Der Zuschauerraum wird zum Klassenzimmer: Wie kocht man Chrystal Meth?

Im Nu wird der Zuschauerraum da zum Klassenzimmer, in dem Schauspieler und Synchronsprecher Sascha von Zambelley als Chrystal Meth kochender Chemielehrer Walter White seinem Zögling Jesse Pinkman mal eben herrlich lakonisch eine Lehrstunde in Drogenherstellung erteilt. Um auf der Bühne kurz darauf schon wieder Platz zu machen für Al Bundys „schrecklich nette Familie“ oder den legendären Kapitänleutnant, kurz „Kaleu“, aus „Das Boot“.

Hier gibt’s die Tickets

Die neue Produktion „Seriengeflüster“ hat am Freitag, 13. Januar, 20 Uhr, Premiere im Theater Freudenhaus im Steeler Kulturzentrum Grend, Westfalenstr. 311.

Weitere Termine: 14. Januar, 10. März, 28. April (jeweils 20 Uhr) und 18. Juni (17 Uhr).

Tickets unter Tel. 0201-85 132 30 und online: www.grend.de

Gefördert wird das Projekt vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft, die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren NRW, das Kulturamt Essen und die Sparkasse Essen.

Wer nicht jede Serienfigur und jeden Dialog gleich einordnen kann, muss sich nicht grämen. „Es soll ja kein Abend für Experten sein“, sagt Autor und Kulturkritiker Stefan Keim, sondern ein bisweilen satirisch funkelndes Schauspielfeuerwerk, bei dem sich den Akteuren auch einige tiefgreifendere Fragen stellen: Wann verwischen Realität und Fantasie? Und wo wird das echte Leben zur Serie und umgekehrt?

Dass auch Zuschauer ihr Vergnügen am „Seriengeflüster“ haben, die sich vom bildgewaltigen „Game of Thrones“-Spektakel nicht übermannen ließen und ebenso wenig Interesse an einer Männer-WG voller Wissenschafts-Nerds hatten, haben die Theatermacher vorab am familiären Testpublikum erprobt. Und das funktioniert ja auch auf der heimischen Couch.