Essen-Altenessen. Eine große Immobilie ist in Altenessen schon lange unbewohnt. Viele ärgern sich darüber und haben Ideen, wie man das ändern könnte.

Die Lage ist für Altenessen gut, das Gebäude an der Ecke Karlstraße/Altenessener Straße war einst ein Hingucker. Mehr als zehn Jahre ist es her, dass beim Herrenbekleidungsgeschäft „Pröse“ vornehmlich ältere Herrschaften ein- und ausgingen. Das Schaufenster war geschmückt, der Schriftzug prangte in roten Buchstaben an der Fassade. Und jetzt?

„Es sieht unmöglich aus“, sagt Johannes Waltmann, der gegenüber wohnt und ergänzt, dass er nicht nur für sich, sondern auch für seine Nachbarn spreche. Wer in den Sommermonaten im Biergarten gegenüber sitzt oder vorbeifährt sieht: Besonders vor dem Haus sammelt sich der Taubendreck auf dem Bürgersteig seitdem die Schaufenstermarkise keine Abdeckung mehr hat. Tauben finden in den Hohlräumen dort Unterschlupf. Das komplett leerstehende Gebäude verfällt zusehends. Zuletzt mietete der Kinderschutzbund einige Quadratmeter im zweiten Obergeschoss, im Erdgeschoss waren einst Post und Postbank.

Ergebnislose Telefonate mit Eigentümer von Altenessener Immobilie

So sah das Textilhaus Pröse an der Ecke Karlstraße/Altenessener Straße in den 70er-Jahren aus.
So sah das Textilhaus Pröse an der Ecke Karlstraße/Altenessener Straße in den 70er-Jahren aus. © Essen | Ho

Jetzt hängt an der Tür ein Schild mit der Telefonnummer des Vermieters und der Info, dass je 200 Quadratmeter im ersten und dritten Obergeschoss zu vermieten sind. Insgesamt misst das Haus wahrscheinlich knapp 1000 Quadratmeter, schließlich gibt es noch Erdgeschoss, zweites und viertes Obergeschoss. Einer, der angerufen hat, war Oberbürgermeister Thomas Kufen persönlich. Die Stadt hatte nämlich Interesse, das Gebäude zu mieten. Das Gespräch ist laut Stadtsprecherin Silke Lenz allerdings „zu keinem nennenswerten Ergebnis“ gekommen. Damit reiht es sich ein in viele Telefonate, die Interessenten und Akteure aus dem Stadtteil und auch aus dieser Redaktion geführt haben.

Das ärgert nicht nur den 89-jährigen Johannes Waltmann, sondern auch jene, die sich dafür einsetzten, dass die Leerstände im Stadtteil Altenessen verschwinden. Dazu zählt auch die Bezirksvertretung 5, bei der das Thema regelmäßig auf der Tagesordnung steht. Die Verwaltung hatte im Sommer erklärt: „Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Verschmutzungen durch Taubenkot sicherlich unangenehm sein mögen, allerdings geht davon keine gesundheitliche Gefahr aus.“

Die Bauaufsichtsbehörde der Stadt würde baurechtliche Mängel prüfen, der Eigentümer selbst könne jedoch für den Taubenkot vor seinem Gebäude nicht verantwortlich gemacht werden. Die Reinigung des Gehwegs liege im Aufgabenbereich der Stadt und werde turnusgemäß durchgeführt, im Sommer habe es zudem noch Sonderreinigungen gegeben.

Eine der Ideen: Jugendherberge für Leerstand in Altenessen

Einige Altenessener wünschen sich für den Leerstand an der Ecke Karlstraße/Altenessener Straße eine Art Jugendherberge. So könnte sie aussehen. 
Einige Altenessener wünschen sich für den Leerstand an der Ecke Karlstraße/Altenessener Straße eine Art Jugendherberge. So könnte sie aussehen.  © Essen | Tonja Wiebracht/ Illustration: Stefanie Stuhldreier

Auch die Gruppe Bauen/Wohnen, entstanden aus der Altenessen-Konferenz, hat sich zuletzt mit Leerständen in Altenessen und somit auch mit dem Eckhaus an der Karlstraße beschäftigt. Die Gruppe hat verschiedene Ideen und Wünsche aus dem Stadtteil gesammelt, womit Leerstände bespielt werden könnten. Neben vielen konkreten Wünschen wie ein Fahrradgeschäft mit Werkstatt, eine Kaffee-Rösterei, ein Café oder ein Quartiersladen als Treff- und Infopoint für Aktivitäten, wurde auch die Idee für „Karls Hostel“ – ein Hostel für Altenessen geboren, eine Art Jugendherberge.

Die Illustration von Stefanie Stuhldreier, die derzeit in einem Schaufenster an der Altenessener Straße 364 zu sehen ist, zeigt statt des Leerstandes ein belebtes Gebäude mit bunten Fenstern – ein Hostel mit Bistro („Kombüse“) und einer Penthausbar. Marita Kemper ist Teil der Altenessener Gruppe Bauen/Wohnen und wünscht sich, dass der Vermieter offen für die Vorschläge zur Quartiersentwicklung ist: „Gerne würden wir mit ihm die Ideen diskutieren, doch bislang reagiert er nicht auf vielfältige Anfragen.“

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