Essen-Altenessen. Im Zentrum von Altenessen ist ein Haus seit zwei Jahren eingerüstet. Anwohner beklagen Verwahrlosung. Die Stadt kann offenbar nichts dagegen tun.

Direkt gegenüber vom Biergarten am Altenessener Karlsplatz steht ein großes Gebäude, das seit zwei Jahren eingerüstet ist. Die Altenessener beklagen sich mittlerweile auf verschiedenen Kanälen über den Anblick: Müll, Taubenkot und ein einsames Paar blaue Flipflops haben sich unter dem Gerüst angesammelt. Eine Glas-Schiebetür ist verschlossen, Straßendreck und Vogelmist jedoch bis zur Hälfte hochgespritzt.

200 Quadratmeter im ersten und dritten Stock zu vermieten

An der Tür hängt ein Schild mit der Telefonnummer des Vermieters und der Info, dass je 200 Quadratmeter im ersten und dritten Obergeschoss zu vermieten sind. Auch das Erdgeschoss steht leer - „da war früher mal die Post und die Postbank drin“, weiß Peter-Arndt Wülfing, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Altenessen. Davor war an dieser prägnanten Stelle gegenüber der U-Bahn-Haltestelle das alteingesessene Herrenbekleidungsgeschäft „Pröse“ - vornehmliche ältere Herrschaften gingen hier ein und aus. Das Schaufenster war geschmückt, der Schriftzug prangte in großen, roten Buchstaben an der Fassade.

Das ist jedoch schon mehr als zehn Jahre her. Heute lädt in die zweiten Etage das Zentrum für Kindesentwicklung vom Kinderschutzbund Familien mit Kindern ein, die Sprachtherapie benötigen. „Das Gerüst behindert uns“, erklärt Geschäftsführer Thomas Grotenhöfer. „Es nimmt uns das Licht, die Tauben machen auf den Bürgersteig und Familien haben Probleme, mit Kinderwagen reinzukommen.“ Der Vermieter sei für ihn nicht erreichbar und er wisse nicht, warum das Gerüst nicht abgebaut wird.

Einbrecher stahlen Laptops

Vor zwei Wochen habe es zudem einen Einbruch gegeben. Die Polizei bestätigt, dass der Täter oder die Täterin vermutlich über das Baugerüst durch ein Fenster gestiegen sind. Polizeisprecherin Sonja Kochem: „Innerhalb des Gebäudes gelangten sie dann ins zweite Obergeschoss zum Zentrum für Kindesentwicklung.“ Die Spurensicherung sei vor Ort gewesen, die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden. Nach Angaben von Grotenhöfer sind mehrere Laptops aus dieser Immobilie gestohlen worden.

Zudem soll es weitere leerstehende Häuser des Eigentümers geben. Ob es möglicherweise mit den Mietpreisen zu tun hat, wie einige mutmaßen, das ist ungewiss. „Wir bemühen uns, an allen Ecken, solche unansehnlichen Dinge zu verhindern“, betont Wülfing, der betont, dass die Straße an der Stelle durch das eingerüstete Haus einen verwahrlosten Eindruck vermittelt. Auf Anfrage wollte sich der Eigentümer dazu nicht äußern.

Keine Baugenehmigung erforderlich

Wülfing wiederum sind jedoch genauso die Hände gebunden wie der Stadt. Pressesprecherin Katharina Steffens erklärt: „Für die Aufstellung von Baugerüsten ist keine Baugenehmigung erforderlich, sondern eine Sondernutzungserlaubnis, da das Gerüst im öffentlichen Raum steht.“ Eine solche sei im vorliegenden Fall beantragt und entsprechend erteilt worden. Steffens: „Die fälligen Gebühren werden regelmäßig gezahlt.“ Demnach ist dem Eigentümer nichts vorzuwerfen. Sowohl aus baubehördlicher, als auch aus verkehrlicher Sicht habe die Stadt Essen keine Handhabe. Steffens: „Über eventuelle bauliche Maßnahmen am Gebäude oder bauliche Mängel liegen der Stadt keine Informationen vor.“