Essen. Katharina Sakowski entdeckt in Horst Gruseliges, glaubt, die Stadt hat Schuir nicht lieb und war mit dem Rad auch in allen anderen Stadtteilen.
Katharina Sarah Sakowski (24) schließt ihr Fahrrad mit dem gelben Lenker ab („Es ist wirklich schick, oder? Ich lieb‘s“), setzt sich mit roten Wangen und beginnt zu erzählen. Das Tempo ihrer Erzählung gleicht jenem ihres Projektes: 50 Stadtteile an 50 Tagen – mit dem Fahrrad.
War sie wirklich schon überall? Kurzer Test: Byfang? „Von dort kann man die Innenstadt sehen.“ Heisingen? „Nehme ich als entspannten Stadtteil wahr.“ Schuir: „Ich glaube, die Stadt Essen hat Schuir nicht lieb, ich habe kein Ortseingangsschild gefunden.“ Westviertel? „Ich glaube, die Stadt Essen wollte nicht, dass da Menschen wohnen.“ Horst? „Da steht das ganze Jahr über ein gruseliger Weihnachtsmann.“ Heidhausen? „Da liegt der höchste Punkt in Essen. Eigentlich kann man dort nichts sehen, aber ich habe mich gefreut, mal dagewesen zu sein.“ Schonnebeck? „Da gab es mal einen Bach.“
Essenerin betreibt Recherche vor Touren durch Stadtteile
Katharina Sarah Sakowski wohnt selbst in Katernberg – schon immer. Das sei einer der Stadtteile mit der besten ÖPNV-Verbindung, auch nach Oberhausen, Duisburg und Herne: „Wobei die Frage ist, ob man da hinwill.“ Für ihre Radtouren durch die Essener Stadtteile betreibe sie vorher Recherche, schaue bei Wikipedia und auf der Homepage der Stadt Essen, was es für Sehenswürdigkeiten gibt, was es Historisches zu erfahren gibt. Auch die Bürgervereine hätten oft wichtige Infos für sie.
Ihr Antrieb? „Es kann doch nicht sein, dass ich in Essen wohne und manche Stadtteile gar nicht kenne.“ Zudem sei sie jung und fit, könne ihr wöchentliches Workout gut auf dem Rad machen. „Ich brauche aber ein Ziel.“ Einfach losfahren sei nichts für die 24-Jährige. So habe die Studentin (Film und audiovisuelle Medien) in der Coronapandemie alle 50 Stadtteile an 50 aufeinanderfolgenden Tagen mit dem Fahrrad angesteuert – und vor einigen Monaten wieder von vorne gestartet. „Für manche Stadtteile fehlt mir noch das Gefühl.“
Essenerin erzählt Geschichte des Blücherturms in drei Sätzen
Dieses Mal sei sie noch besser vorbereitet. Mit dabei ist ihr Smartphone, das sie unterwegs als Kamera nutzt. Auf ihrem Instagram-Account @rasahradelt nimmt sie alle mit, die es sehen wollen. In drei Minuten durch Rellinghausen: Man sieht Katharina auf ihrem Fahrrad, sie rollt auf Radwegen, Straßen, Bürgersteigen („Ich will kein aktives Verkehrshindernis sein“) und strampelt oder schiebt durch den Wald („So sieht es aus, wenn man sich Wanderhighlights als Fahrradweg aussucht“). Sie erzählt unter anderem von der Klärschlammbehandlungsanlage, fasst die Geschichte des Blücherturms in drei Sätzen zusammen, zeigt eine Mülltonne mit Hundeaufklebern („Kunst liegt im Auge des Betrachters“), gibt den Ardeyplatz als Parktipp und fährt schließlich über Steele an der Ruhr zurück nach Katernberg. Zwischendurch blendet sie eine Karte ein, um Orientierung zu bieten.
Die Touren sind zwischen 20 und 30 Kilometer lang, nach Kettwig und zurück waren es 65 Kilometer. „Ich bin nicht schnell“, betont die Essenerin, die meist alleine unterwegs ist und mit leichtem Gepäck reist: Geldbeutel, Powerbank, Schlüssel, Taschentuch, Traubenzucker, Lippenpflege und ein Glückscent. Auf dem Hin- und Rückweg höre sie auf einem Ohr Podcasts. Ihr Tipp: „Mord auf Ex.“ Den könne sie aber nur hören, wenn sie nicht gerade durch den Frillendorfer Grusel-Tunnel am Gleisdreieck fahre.
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