Essen-Frohnhausen. Ein fast 100 Jahre alter Bürgerverein in Essen steht kurz vor dem Aus. Dann kommen Marcell Baán (28) und Ibrahim Ibrahim (24) und starten Neues.

Fast 100 Jahre alt ist der Bürgerverein Frohnhausen – doch er stand kurz vor dem Aus. Jetzt wollen zwei Studenten an der Spitze Neues bewegen. Marcell Baán (28) und Ibrahim Ibrahim (24) sind fest davon überzeugt, dass sich im Stadtteil viele Möglichkeiten bieten. Frohnhausen werde oft unterschätzt, meinen sie. „Es leben so viele Leute hier, aber es könnte mehr öffentliches Leben geben“, sagt Ibrahim.

Der 24-jährige Jura-Student lebt seit etwa zwölf Jahren im Stadtteil. Im Alter von drei Jahren kam er mit seiner Familie aus Syrien nach Deutschland, nach verschiedenen beruflichen Stationen des Vaters zog die Familie schließlich nach Essen und blieb. Baán ist für sein Masterstudium erst vor knapp eineinhalb Jahren nach Essen gezogen, er bereitet sich auf das Lehramt in Sozialwissenschaft und Politik vor.

Kennengelernt haben sich die beiden im SPD-Ortsverein. Sie traten dort ein, um sich politisch zu engagieren und auch um Kontakte zu knüpfen. So erfuhren sie irgendwann davon, dass es im 1927 gegründeten Bürgerverein akut an Nachwuchs für die Vorstandsarbeit mangelte. „Der Verein stand vor der Auflösung“, sagt Ibrahim. Das hätten sie bei einem so traditionsreichen Verein nicht zulassen wollen. Der bisherige Vorsitzende Udo Karnath fragte sie, ob sie seinen Job übernehmen würden. „Wir haben eine Nacht drüber nachgedacht und dann zugesagt“, erzählt Baán.

Studenten starten Instagram-Account für den Bürgerverein Frohnhausen

Allein aufgrund ihres Alters fallen die beiden als Vorsitzende des Bürgervereins auf. Bei Baán kommt hinzu, dass er erst seit relativ kurzer Zeit in Frohnhausen wohnt. Trotzdem oder gerade aufgrund dieses frischen Blicks auf den Stadtteil liegt er ihm am Herzen. „Es gibt hier sehr viel Potenzial, wir wollen versuchen, etwas daraus zu machen“, sagt Baán. Die beiden haben einen Instagram-Account für den Bürgerverein eröffnet (@buergerverein.frohnhausen) und ihn über die bekannte Instagram-Seite „Essen diese“ streuen lassen. „Wir haben einen großen Zulauf an jungen Leuten erreicht“, sagt Ibrahim. „Unsere Stärke ist, dass wir einen Draht zu ihnen haben.“

Sie holten weitere junge Leute in den Vorstand. Er muss aus formellen Gründen in Kürze noch einmal gewählt werden, die Bestätigung der ersten Wahl gilt aber als sicher. Udo Karnath war mehr als 30 Jahre lang der Vorsitzende. Der 75-Jährige ist froh, dass er überhaupt Nachfolger finden konnte. Dass sie so jung sind, freut ihn besonders. „Gerade Bürgervereine sind oft überaltert“, sagt er. „Es tut richtig gut, wenn junge Leute die Initiative ergreifen und sich engagieren.“

Jung und Alt ziehen in Frohnhausen an einem Strang

Neue Angebote sollen in Zukunft alle Generationen einbinden. „Die Vergangenheit ist gelaufen, wir konzentrieren uns auf die Zukunft und wollen sie gestalten – ohne die Älteren zu vergessen“, sagt Karnath. Er selbst hat ihnen angeboten, ihnen noch als Beisitzer zur Seite zu stehen. Als „graue Eminenz im Hintergrund“, wie er selbst sagt, gebe er seine Erfahrung gerne weiter, wenn sie gefragt sei. Seinen Nachfolgern will er aber vor allem Freiraum lassen für ihre eigenen Ideen.

Die neuen Vorsitzenden wollen die bisherigen Veranstaltungen und Beteiligungen an Festen beibehalten. So werden sie zum Beispiel auch beim Frohnhauser Maifest am 7. Mai an einem Stand zu finden sein. Außerdem wollen sie Neues ausprobieren, zum Beispiel Gaming-Abende, ein Fifa-Turnier, vielleicht ein Benefiz-Schwimmen im Friedrichsbad und einen Lesenachmittag für Kinder in der Stadtteilbibliothek. Wichtig ist ihnen die Vernetzung möglichst vieler Menschen. So sitzen sie auch am Runden Tisch mit anderen Vereinen und Institutionen.

Am Freitag, 5. Mai, ab 19 Uhr wollen sie sich allen Interessierten vorstellen und zuhören, welche Vorstellungen die Menschen in Frohnhausen von gemeinsamen Aktionen haben. Dazu laden sie in die Räume der Awo an die Dahnstraße 22 ein, eine Anmeldung ist nicht nötig.

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