Essen-Rüttenscheid. Der Essener Urologe Tobias Jäger sagt: „Männer gehen zu selten zur Vorsorge.“ Wann man sich auf Hoden- und Prostatakrebs testen lassen sollte.

  • Männer gelten als Vorsorgemuffel. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt der Essener Urologe Dr. Tobias Jäger, welche Untersuchungen ab welchem Alter emfpohlen werden.
  • Beim Urologen können sich Männer unter anderem auf Hodenkrebs untersuchen lassen, der meist gut heilbar ist.
  • Wichtig ist laut dem Essener Urologen auch die Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchung. Denn: „Im Frühstadium zeigt Prostatakrebs keine Symptome.“

Vorsorgeuntersuchungen beim Urologen können dabei helfen, Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen. Aber gehen Männer häufig genug zum Arzt? „Nein“, sagt Urologe Dr. Tobias Jäger. Und das, obwohl Studien zeigten: „Sie wissen eigentlich, dass sie es sollten.“ Besonders junge Männer gingen zu selten zur Vorsorge, das regelmäßige Durchchecken beim Arzt sei erst bei den 70- bis 80-Jährigen Routine.

Jäger betreibt seit 14 Jahren eine urologische Praxisklinik am Rüttenscheider Stern, außerdem hat er noch einen Standort in Stadtwald und einen in Werden. Neben dem Praxisalltag will er Aufklärungsarbeit leisten. Dafür lädt er regelmäßig Jungsgruppen aus Schulen in seine Praxis ein, um mit ihnen darüber zu sprechen, welche Untersuchungen wichtig sind.

„Mädchen gehen häufig mit 16, 17, 18 Jahren zum Gynäkolgen, um sich Verhütungsmittel verschreiben zu lassen“, sagt Jäger. So kämen sie mit dem Arzt oder der Ärztin erstmalig in Kontakt und gingen danach häufig auch regelmäßig zur Vorsorge. Dieser Erstkontakt fehle bei Jungen: „Viele kriegen dann mit 45, wenn Prostatakrebsvorsorge empfohlen wird, nicht die Kurve.“ Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Dr. Tobias Jäger, welche die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen beim Urologen sind.

Hodenkrebs erkennen: So läuft die Untersuchung ab

Hodenkrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei jungen Männern. Etwa zwischen 16 und 35 Jahren seien sie am stärksten gefährdet, sagt Jäger. Grund: „In diesem Alter ist die Zellaktivität in den Hoden am höchsten – und damit auch das Risiko für Entartungen am größten.“ Deshalb sollten junge Männer bestenfalls um das 20. Lebensjahr herum anfangen, zur Vorsorge zu gehen.

Bei der Vorsorgeuntersuchung werden die Hoden abgetastet und es wird ein Ultraschall gemacht. Der Haken: Diese Untersuchung wird in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Nur wenige Krankenkassen böten Gutscheine dafür an. „Mit Ultraschall kostet die Untersuchung bis zu 85 Euro“, so Dr. Tobias Jäger. Darüber hinaus sei es ratsam, wenn Männer ihre Hoden auch zu Hause abtasteten: „Ein Tumor fühlt sich an wie der Knöchel an der Hand: Man spürt die Verhärtung.“

Die gute Nachricht: Auch wenn Hodenkrebs bei jungen Männern die häufigste Krebsart ist, ist das Risiko, daran zu erkranken, insgesamt relativ gering. Nur zwischen 4000 und 4500 Neuerkrankungen gibt es jährlich in Deutschland. Zudem seien die Heilungschancen gut, erklärt Jäger. Meist sei nur ein Hoden betroffen, der dann operativ entfernt werden könne: „Wenn der andere Hoden gesund ist, hat das in der Regel keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit.“ Eine Chemotherapie sei nötig, wenn sich der Krebs schon ausgebreitet habe. Doch auch die schlage in den meisten Fällen gut an, weil die Hodenkrebszellen sehr sensibel darauf reagierten.

Prostatakrebs: „Im Frühstadium zeigt er keine Symptome“

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. So wurden laut Robert-Koch-Institut (RKI) 2019 68.579 Neuerkrankungen in Deutschland registriert. „Zwischen 40 bis 45 Jahren sollte man anfangen, zur Vorsorge zu gehen“, rät Dr. Tobias Jäger. In der Untersuchung gebe es die Möglichkeit, die Prostata vom Po aus abzutasten. Eine groß angelegte Studie habe allerdings kürzlich gezeigt, dass die rektale Tastuntersuchung für die Krebsfrüherkennung unzureichend sei.

Als aussagekräftiger gilt die Ermittlung des sogenannten PSA-Wertes. Per Bluttest wird die Menge an „Prostata-spezifischem Antigen“ bestimmt. Das ist ein Enzym, das in der Prostata gebildet wird. Ein erhöhter PSA-Wert kann auf Prostatakrebs hindeuten. „Wenn der Wert sehr gut ist, sollte man ihn alle zwei Jahre testen lassen, ansonsten jährlich“, so Jäger. Grundsätzlich steige der Wert mit dem Alter, weil sich die Prostata vergrößere: „Deshalb ist es wichtig, ihn regelmäßig zu ermitteln. Tut man das mit 75 zum ersten Mal und er ist hoch, weiß man nicht, ob er langsam oder schnell gestiegen ist.“ Ersteres sei normal, Letzteres könne Grund zur Sorge sein.

Der PSA-Test ist allerdings ebenfalls keine Kassenleistung. Zwischen 20 und 40 Euro koste eine Untersuchung mit Ermittlung des PSA-Wertes. Jäger rät dringend dazu: „Im Frühstadium zeigt Prostatakrebs keine Symptome. Man merkt es nicht.“

Allgemeine Gesundheitsvorsorge: Essener Urologe rät zu Sport und gesunder Ernährung

Laut Dr. Tobias Jäger der beste Ratschlag, um allen Krebsarten vorzubeugen: „Sport, gesunde Ernährung, kein Übergewicht und kein Rauchen.“ Wer keine Zeit fürs Fitnessstudio habe, könne die Dinge des täglichen Lebens zu Fuß statt mit dem Auto erledigen und die Treppe statt den Aufzug nehmen. Auch das habe einen Effekt. Und mittlerweile gebe es auf Youtube viele Workout-Videos, mit denen man einfach zu Hause mit seinem eigenen Körpergewicht trainieren könne.

Außerdem sollten Männer wie auch Frauen alle anderen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, die nicht beim Urologen durchgeführt werden. Dazu zählt der Gesundheits-Check-up, den man ab 35 alle drei Jahre beim Hausarzt durchführen lassen kann. Hierbei werden Risikofaktoren für die Zukunft – zum Beispiel erhöhte Blutfett- oder Blutdruckwerte – identifiziert. Wichtig sei zudem die Darmkrebsvorsorge, so Jäger. Ab dem 50. Lebensjahr zahlen die gesetzlichen Krankenkassen Untersuchungen zur Früherkennung.

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