Essen-Heisingen. Zwölf Bilder zeigt der Heisinger Heimatkalender. Woher sie stammen und warum Kellerfunde interessant sind, erzählt Ortshistoriker Henner Höcker.

Haus Heisingen mit Wirtschaftsgebäuden im Jahr 1951, der Bahrenbergshof, auch Schultenhof genannt, im Jahr 1926 oder die Mühle Bergmann am Ende des Baderwegs, die 2022 abgerissen wurde – nur drei von insgesamt zwölf Motiven, die den neuen Kalender des Bergbau- und Heimatmuseums im Paulushof schmücken. Bis zum Jahr 2024 ist es gar nicht mehr so weit. Deshalb hat das Team um Museumskreis-Sprecher Jürgen Döhler ein Panoptikum an alten Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden zusammengestellt, die vor allem bei Alteingesessenen so manche Erinnerung wecken werden. Für alle anderen sind sie einfach schön anzuschauen. Herausgekommen ist ein Kalender, der teils bisher unbekannte Bilder über dorfprägende Gebäude Alt-Heisingens zeigt und der jetzt an mehreren Orten im Stadtteil erhältlich ist.

„Den Vorschlag, diese Bilder aus der Versenkung zu holen, hat die Heimatforscherin Ilse Cram gemacht“, erklärt der Ortshistoriker Henner Höcker. „Sie hat diese Bilder im Zuge ihrer Arbeit über die alten Heisinger Höfe gesammelt. Daran anknüpfend wollten wir sie jetzt noch einmal zeigen. Im Jahre 1307 waren in Alt-Heisingen 24 Gehöfte nachgewiesen, und die gab es 1803 immer noch“, so Höcker weiter. Doch die Geschichte vom Dorf Heisingen und seinen Höfen reicht noch tiefer in die Vergangenheit, sogar bis zu Karl dem Großen. „Da Heisingen erstmals 796 urkundlich erwähnt wurde, kann man davon ausgehen, dass es die bäuerliche Tradition über 1000 Jahre lang gab.“

Der letzte landwirtschaftliche Betrieb in Essen-Heisingen

Und diese Tradition spiegelt sich vor allem auf dem Blatt für den Monat Juli 2024 wider: Der Bahrenbergshof in vollem Betrieb ist da zu sehen, inklusive Hühnern, Gänsen und einer Kuh – eindeutig Höckers Lieblingsbild. „Ja, das ist ein bisschen kitschig, aber gerade deshalb gefällt es mir. So, mit all den Fachwerkhäusern, habe ich das in den 50er- und 60er-Jahren als Kind mitbekommen. Das ist eine versunkene Welt, die so in der Erinnerung wieder aufflammt.“ Etwa ein halbes Jahrhundert sei es mittlerweile her, dass der letzte landwirtschaftliche Betrieb im Dorf Heisingen aufgegeben habe.

Ein weiteres Beispiel für ein geschichtsträchtiges Haus findet sich auf dem Kalenderblatt für den Monat November: Der Bergmannshof lag zwischen dem Schleipmannshof und dem Butenbergshof – nur die wenigsten werden mit diesen Namen heute noch etwas anfangen können. Der Ortshistoriker kann es natürlich: „Der Bergmannshof brannte im Jahre 1865 ab. Das war zur Zeit der Kirmes, da waren wahrscheinlich alle betrunken.“ Einige Überreste des Hofes existieren tatsächlich noch: eine so genannte Leibzucht, also ein Altenteil für Bauern, die sich dorthin zurückzogen, wenn die nächste Generation den Hof übernahm. Höcker: „Das sind heute begehrte Wohnobjekte. Das wurde in den 70er- und 80er-Jahren wunderschön renoviert. Eine richtige Fachwerkidylle. Da denkt man, da kommt gleich die Postkutsche um die Ecke.“

Überraschungsfunde selbst für die Heisinger Heimatforscher

Der Kalender vom Heisinger Bergbau- und Heimatmuseum im Paulushof ist jetzt erschienen.
Der Kalender vom Heisinger Bergbau- und Heimatmuseum im Paulushof ist jetzt erschienen. © Heimatmuseum

Gleiches gilt für den Langensiepenkotten, der immer noch versteckt zwischen Springloh und Krekelingheide zu finden ist. Hier ist selbst der Ortshistoriker überrascht: „Das Gebäude kannte ich gar nicht, obwohl ich seit 30 Jahren hier wohne.“ Bemerkenswert findet Höcker vor allem, mit welcher Geschwindigkeit einst die Häuser gebaut wurden: „Nehmen wir nur das Dezember-Bild. Die evangelische Kirche ist 1905 gebaut worden. Die haben im April angefangen und waren im Januar schon fertig. Und das mit diesen riesigen Backsteinen.“ Einen Vergleich zu heute möchte er da gar nicht erst ziehen. Schon gar nicht, was das Aussehen angeht: „Neue Gebäude sehen alle gleich aus. Kastenförmig. Als hätte jemand 1920 in Dessau gespickt“, spielt er auf das Bauhaus an.

Doch zurück zum Kalender: Es ist der insgesamt dritte, den das Museum herausgibt. Vor drei Jahren standen Denkmäler im Mittelpunkt, im Jahr danach alte Kneipen und Gastwirtschaften. Nachdem es im vergangenen Jahr aus verschiedenen Gründen keinen Kalender gegeben hatte, widmete man sich diesmal den alten Höfen. Die Infotexte, die ein wenig erklären, was auf den Bildern zu sehen ist, stammen von Ilse Cram. Die verwendeten Bilder wiederum sind aus dem Besitz des Bergbau- und Heimatmuseums im Paulushof. „Das sind oft Dinge von Menschen, die etwas geerbt haben. Fundstücke aus dem Keller oder vom Speicher, die einfach zu schade sind zum Wegschmeißen“, erzählt Höcker und nutzt die Gelegenheit gleich für einen Aufruf: „Bevor Sie irgendetwas wegwerfen, das vielleicht geschichtlich aussieht, gucken Sie einfach, ob es in Ihrem Ort oder Stadtteil ein Heimatmuseum gibt. So etwas nehmen wir gerne für unsere Ausstellung.“ Oder für einen Kalender.

Der Kalender kostet 7,95 Euro. Er ist erhältlich in der Heisinger Buchhandlung, Hagmanngarten 1, bei Ralf Drange im Schulshop, Bahnhofstraße 16, und am Empfang des Paulushofs, Stemmering 18. Informationen zum Bergbau- und Heimatmuseum im Paulushof gibt es unter www.museum-heisingen.de