Essen-Heisingen. Altes Rathaus, Urhöfe, ein ehemaliges Rittergut, der Bergbau: Das gehört zur Historie Heisingens. Heute ein beliebter Wohnort am Baldeneysee.

Es ist ein Zeitzeuge längst vergangener Tage. Doch auch heute gehört das imposante Gebäude mit den steinernen Säulen im Eingangsbereich zu den Mittelpunkten in Essen-Heisingen. Henner Höcker (64) von der Heisinger Bürgerschaft: „Unser Altes Rathaus wurde in nur zehn Monaten errichtet und am 22. Mai 1911 eingeweiht. Sein Bau kostete damals 98.000 Goldmark. Hier hat sich der Höhepunkt der Heisinger Geschichte manifestiert.“ Ein Rundgang zur Historie, dem weitere folgen sollen.

„Seit 1998 ist unser Rathaus ein städtisches Gebäude, in dem unter anderem die Folkwang Musikschule einen Standort hat“, erklärt Henner Höcker. Der pensionierte Geschichtslehrer ist Vorsitzender der Bürgerschaft Heisingen und kennt die Historie des beliebten südlichen Stadtteils (knapp 13.000 Einwohner) bis ins kleinste Detail.

Spannende und weniger bekannte Hintergründe

Der Vorsitzende der Heisinger Bürgerschaft, Henner Höcker (Mitte), erzählte den Teilnehmern beim Rundgang viel aus der Heisinger Historie.
Der Vorsitzende der Heisinger Bürgerschaft, Henner Höcker (Mitte), erzählte den Teilnehmern beim Rundgang viel aus der Heisinger Historie. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Bei einer 90-minütigen „Dorfführung“ besuchte Henner Höcker mit über 30 Teilnehmern markante Stationen, erklärte spannende und auch weniger bekannte Hintergründe der über 1200 Jahre alten Heisinger Geschichte. Im ehemaligen Ratssaal etwa zeigte der Experte auf einen antiken Stuhl mit Lederbezug und plauderte aus dem Nähkästchen: „Dieses ist unser einziges verbliebenes Original, gefertigt von Strafgefangenen des früheren Werdener Zuchthauses. Alle anderen Stühle wurden in den 80er Jahren nachgebaut, weil städtische Mitarbeiter sich das Mobiliar unter den Nagel gerissen haben.“

Doch die Heisinger Historie hatte bereits vor über 1200 Jahren ihren Beginn. Schon im Jahr 796 gab es erste urkundliche Erwähnungen. 1330 existierten 24 Ur-Höfe, die auch 500 Jahre später noch Bestand hatten. Unter der alten Eiche am ehemaligen

Anmeldung zur nächsten Führung

Die nächste historische Dorfführung zu den „historischen Schätzchen“ des Stadtteils Heisingen findet am Sonntag, 25. Oktober, ab 14 Uhr statt.

Treffpunkt ist wieder am Alten Rathaus (Hagmanngarten 5). Interessenten können sich unter 0201-6480788 oder henner.hoecker@heisingen.de anmelden.

Schleipmannshof legte der Pädagoge einen Stopp ein und verwies auf die massiv gebaute alte Steinmauer – ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Die letzte Ernte auf dem Schleipmannshof – heute gewerblich genutzt – wurde übrigens 1955 eingefahren. Und an der heutigen Ecke Bahnhofstraße/Stemmering kann man sich nur schwer vorstellen, dass hier einmal der Rohmannshof stand.

Ortsmittelpunkt und bäuerliches Zentrum

Henner Höcker: „Es war der Ortsmittelpunkt, das bäuerliche Zentrum.“ Nur wenige Gehminuten entfernt erinnert ein Fachwerkgebäude mit abgewetzten, hellgrünen Fensterläden an die Landwirte, die mit schwerer Arbeit in der Umgebung ihr Brot verdienten. „Dort hatten viele Bauern ihren Alterssitz.“

Der Rundgang führte auch zum Haus Heisingen, einem ehemaligen Rittersitz, der heute in Teilen bewohnt ist.
Der Rundgang führte auch zum Haus Heisingen, einem ehemaligen Rittersitz, der heute in Teilen bewohnt ist. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Daniela Massoli (45) genoss den historischen Spaziergang zusammen mit Labrador Battista (1): „Ich liebe den Dorfcharakter und erfahre gerne, was sich früher hier abgespielt hat. Eigentlich wollte auch mein Mann mitkommen, dessen Familie bereits in fünfter Generation in Heisingen lebt. Aber er musste leider kurzfristig arbeiten.“ Der kaufmännische Angestellte Christian Miegel (53) kam durch seinen 82-jährigen Nachbarn auf den Geschmack: „Er hat uns schon so viel erzählt, das hat mein kulturelles Interesse für die Gegend hier noch mehr geweckt.“

Haus Heisingen war ein ehemaliges Rittergut

Nach einem Abstecher beim denkmalgeschützten Haus Heisingen, einem ehemaligen Rittergut, schilderte der Historiker einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung des Essener Stadtteils: „Die Bauern begannen zunehmend, Kohle abzubauen. Das war zuerst eher amateurhaft. Aber im Jahr 1970 arbeiteten 95 Prozent aller Heisinger Männer im Bergbau.“ Nachdem die Zeche Carl Funke 1973 stillgelegt wurde, verwandelte sich Heisingen innerhalb kurzer Zeit in ein attraktives Wohngebiet.

Am Ende des Rundgangs bringt Henner Höcker die Entwicklung noch einmal kurz und knapp auf den Punkt: „Erst Bauerndorf, dann Bergmannsort und heute genießen wir höchste Wohnqualität.“